Charles Finch: Im Sog des Wahnsinns. Thomas Riedel

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Charles Finch: Im Sog des Wahnsinns - Thomas Riedel

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Sie sich hinsetzen.«

      »Danke.« Finch ließ sich auf dem Holzrumpf nieder. Dann holte er seine Pfeife und einen abgenutzten Tabaksbeutel hervor.

      »Einen Punkt sollten wir von vornherein klarstellen, Doktor«, begann Ryan Greenwood. »Ein Mensch, der zu so verzweifelten Maßnahmen wie ich getrieben worden ist, hat nicht viel zu verlieren. Ich habe nur eine einzige Möglichkeit, mein natürliches Leben zu Ende zu führen.«

      »Und die wäre?«

      »Das ich meinen Erpresser entlarve, ohne dass er der Welt verraten kann, was er weiß. Wenn er sich zu erkennen gibt und gleichzeitig erzählt, was er weiß, bin ich erledigt. Wenn er sich nicht zu erkennen gibt und ich alle laufen lassen muss, würde ich wegen Entführung und schwerer Bedrohung an Leib und Leben im Zuchthaus oder womöglich in einer Irrenanstalt enden. Mord und Selbstmord wären weit weniger qualvoll.«

      »Das ist nicht von der Hand zu weisen«, antwortete Finch seelenruhig, rieb ein Streichholz an und entzündete den Tabak seiner Pfeife.

      »Sie werden mir sicher einreden wollen, dass ich krank bin«, fuhr Greenwood fort, »und mir zu erklären versuchen, dass ich keinen wirklichen Schaden angerichtet hätte, wenn ich diesen ungeheuerlichen Plan aufgäbe, … dass ich in aller Stille in ein Sanatorium gebracht und mit der Zeit durch angemessene Behandlung geheilt werden könnte. Das wäre vielleicht eine Lösung, … aber ich lehne sie ab.«

      »Ich wollte Ihnen das keineswegs vorschlagen«, erwiderte Finch. »Ich wollte vielmehr zum Ausdruck bringen, dass ich Ihnen bei der Entlarvung des Erpressers helfen könnte.«

      »Sie glauben also, dass es ihn gibt? Die anderen wollen es nämlich nicht wahrhaben, dass heißt alles bis auf einen … den Erpresser!«

      »Ich bin davon überzeugt, dass ihn gibt«, erklärte Finch gelassen. »Darf ich fragen, wodurch er Sie in der Hand hat, Mr. Greenwood?«

      »Wenn ich Ihnen das verriete«, entgegnete Greenwood mit barscher Stimme, »gäbe es für mich überhaupt keine Hoffnung mehr. Ich bin ein durchaus vermögender Mann, Doktor. Schon mein Vater hatte es zu nicht unerheblichen Wohlstand gebracht, und meine Mutter war eine Harrow – Sie kennen diese Firma vielleicht. All das habe ich geerbt. Ein normaler Erpresser hätte Geld gefordert, um seine Habgier zu stillen. Dieser Mensch aber hasst mich … Er scheint einzig vom Wunsch beseelt, mich zu zerstören, und das ist ihm gelungen. Nur will ich ihn mit mir in die Tiefe ziehen.«

      »Und alle anderen ebenfalls?«

      »Wenn es keine andere Möglichkeit gibt.«

      »Sie haben eine entzückende Frau«, begann Finch nach einer geraumen Weile. »Lieben Sie sie nicht, Mr. Greenwood?«

      »Doch natürlich! Aber …«

      »Aber?«

      »Steht sie mir nicht am allernächsten? Gerade Sie weiß doch sehr viel mehr über mich als jeder andere!«

      »Gibt es irgendeine Akte über Ihr Verbrechen, die sie gefunden haben könnte?«, erkundigte sich Finch.

      »Nein!« Greenwoods Stimme hob sich. »Sie kann es mit angesehen haben … Vielleicht habe ich im Schlaf auch gesprochen … Wie soll ich das wissen?«

      »Waren Sie denn nicht glücklich miteinander?«

      »Ich glaubte es«, erwiderte er einschränkend. »Obwohl sie mich nicht liebte, als wir heirateten. Ich war der Meinung, sie hätte mich lieb gewonnen, aber wer weiß … vielleicht ist das ihre Rache. Wie sagte Konfuzius: Das Wasser haftet nicht an den Bergen, die Rache nicht an einem großem Herzen.«

      »Wenn Sie das denken, frage ich mich, warum sie Sie geheiratet hat, wo sie Sie nicht liebte?«

      »Danach müssen Sie sie selbst fragen!« Greenwood holte tief Atem. »Das führt uns doch zu nichts, Doktor.«

      »Wenn ich Ihnen helfen soll, muss ich Tatsachen als Arbeitsunterlage haben.«

      »Sie können mir nur helfen, wenn Sie den anderen deutlich zu verstehen geben, wie ernst es mir ist. Mit anderen Worten: Wenn sich mir der Erpresser nicht spätestens in vier Tagen zu erkennen gibt, werde ich meine Drohung wahrmachen.«

      »Ich will es Ihnen gern sagen«, antwortete Finch leichthin. Die Pfeife war ihm ausgegangen, und er zündete sie von neuem an, wobei sein ruhiges, unbewegtes Gesicht von der Flamme des Streichholzes enthüllt wurde. »Sie haben sicher schon einiges versucht, Mr. Greenwood … etwa die Herkunft des Briefpapiers überprüft und die Schreibmaschine in Ihrem Büro oder im Haus eines Ihrer Freunde aufzuspüren.«

      »Das alles habe ich natürlich schon versucht«, bestätigte Greenwood. »Es handelt sich um ganz gewöhnliches Schreibmaschinenpapier, das man ebenso wie die Umschläge in jedem einschlägigen Geschäft kaufen kann. Ich habe die Schreibmaschinen in meinem Büro überprüft, … die von Kathlyn, und die Howards bei der Zeitung, sowie rund ein Dutzend andere dort.« Wieder hob sich seine Stimme. »Glauben Sie etwa, ich hätte nicht alles Erdenkliche getan, bevor ich derartige Maßnahmen ergriff?«

      »Doch, ich wollte es nur von Ihnen hören«, pflichtete Finch ihm bei. »Ein Mensch, der das Leben eines anderen zerstören möchte, ist nicht normal. … Er ist zumindest moralisch anfechtbar. Wie ich gehört habe, sind Sie mit den Menschen, die Sie verdächtigen, zusammen aufgewachsen. Mir scheint, ein solcher Charakter müsste sich in einer derart langen Zeitspanne hin und wieder verraten. Verdächtigen Sie irgendeinen mehr als die andern?«

      Greenwoods Zigarette erlosch zischend, als er sie in den See warf.

      »Ich habe gegrübelt und gegrübelt«, gab er langsam zurück. »Nehmen Sie zum Beispiel Nicolas Brown. Er ist ein wenig sadistisch, quält gern seine Mitmenschen und spielt ihnen Streiche. Er ist auf die Welt im Allgemeinen nicht gut zu sprechen. An ihn würde man zuerst denken. Aber dabei stimmt etwas nicht. Nicolas ist pleite. Er ist ein geborener Spieler … Er setzt auf Pferde und liebt Karten. Für Geld wäre er zu allem fähig. Er würde deswegen seine eigene Mutter betrügen. Wenn er es wäre, hätte er dann nicht Geld gefordert? Eine Weile könnte es ihm Spaß gemacht haben, mich zu quälen, doch früher oder später hätte er sicher Kapital daraus geschlagen.«

      »Und weiter?«, warf Finch ein, als Greenwood abbrach.

      »Ähnlich verhält es sich überall. Ich war das Kind reicher Eltern. Sie müssen mich alle irgendwann einmal beneidet, vielleicht deswegen sogar gehasst haben. Andererseits habe ich allen geholfen. Ich machte Robert zu meinem Teilhaber … Ich richtete Brian ein Geschäft ein. Mit Nicolas blieb ich befreundet, als niemand mit ihm etwas zu tun haben wollte, und lieh ihm Geld. Rhona gab ich Arbeit, als sie sie brauchte. Mit Howard studierte ich zusammen, und durch meinen Einfluss bekam er seine Anstellung bei der Zeitung. Ich war anständig mit Ihnen, Doktor Finch. Ich betrachtete sie als meine Freunde. Nie forderte ich geliehenes Geld zurück oder übte Kritik. Auch Ratschläge habe ich nie ungefragt erteilt.« Sein Ton wurde niedergeschlagen. »Dass mich einer von Ihnen so sehr hassen kann!«

      »Sie haben bei Ihrer Aufzählung drei Frauen ausgelassen«, bemerkte Finch, nachdem er eine Weile gewartet, Greenwood aber nicht weitergesprochen hatte.

      Ein Streichholz flammte auf, und die angespannten Linien um Greenwoods Mund wurden sichtbar. Dann glühte das rote Ende einer Zigarette, als er den Rauch inhalierte.

      »Ich habe das Reden satt, Doktor. Würde ich so handeln, wenn ich einen klaren, ungebrochenen Verdacht hätte?

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