Jeremy. Harald Winter

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Jeremy - Harald Winter

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die Deputies von ihren Familien fernzuhalten. Frank war nie verheiratet gewesen und es gab seit Jahren keine Frau mehr in seinem Leben. „Kein Problem. Um die Nachtschichten kümmere ich mich selbst“ hatte er den Jungs immer wieder gesagt. Er rieb sich die Augen. Zwei ungeklärte Todesfälle. Danach war wochenlang nichts mehr geschehen. Hoffentlich blieb es dabei. „Frank Holden hier“ sagte er, nachdem er den Hörer zwischen Schulter und Bartstoppeln geklemmt hatte. Die Hoffnung, gleichzeitig Kaffee in die Tasse auf seinem Schreibtisch befördern zu können wurde durch die leere Kanne zunichte gemacht. „Verdammt.“ murmelte er. „Hi Frank“. Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang irgendwie nach Jerry. Holdens Nackenhaare richteten sich auf. Jerry hörte sich … seltsam an. „Du weißt weswegen ich anrufe.“ sagte Jerry nur. Frank seufzte. „Seit Tagen gehst du nicht ans Telefon. Du sprichst eigentlich überhaupt nicht mehr mit mir. Genau genommen mit niemandem wie ich höre. Dann meldest du dich plötzlich mitten in der Nacht und alles was ich zu hören bekomme ist dieser Spruch? Was ist los mit dir Jerry? Wie geht’s dir? Niemand weiß noch irgendetwas über dich. Du verkriechst dich, du erscheinst nicht mehr in der Arbeit“. Franks Stimme war mit jedem Wort leiser geworden, als sei er außer Atem. „Mir geht’s gut. Alles in Ordnung.“ sagte die unheimliche Stimme am anderen Ende der Leitung. „Mich interessieren nur die Ermittlungsergebnisse. Ich will wissen, wer Maria ermordet hat.“ Frank holte tief Atem und begann einen Kugelschreiber zu foltern. „Ich kann dir nichts Neues sagen. Das FBI hält die Untersuchungsergebnisse vom Tatort nach wie vor unter Verschluss. Ich habe nichts in der Hand. Mit unseren Mitteln konnten wir keine verwertbaren Spuren entdecken. Keine Fingerabdrücke, keine Haare, nichts. Genau wie bei dem Mord an dem alten Säufer Brennan. Ich muss zugeben, dass das FBI über wesentlich bessere Mittel verfügt. Vielleicht haben die mehr Glück mit ihren Gen-Analysen und ähnlichem Zeug.“ Eine Zeitlang konnte Frank nur Jerrys Atem hören. Unvermittelt dachte Frank an eine dunkle Höhle, in der ein uraltes, schreckliches … Ding lebte. Er bog den Kugelschreiber noch weiter durch, um den Gedanken loszuwerden. Das Schreibgerät splitterte zwischen seinen Fingern. „Danke Frank“ sagte Jerry und legte auf. Holden starrte verwirrt auf die Splitter auf dem Schreibtisch. Aus dem Hörer an seinem Ohr kam nur noch das entnervende „tut tut tut“ der fehlenden Verbindung. „Was geht hier verdammt noch mal vor?“ murmelte er.

      Jeremy löste seine Finger vom Hörer, an den er sich mit aller Kraft geklammert hatte, feine Risse durchzogen den Kunststoff. Er war wieder wütend geworden, als er von Maria gesprochen hatte. Es fiel ihm immer schwerer, diese Wut zu kontrollieren. Gleichzeitig war es ihm vollkommen egal gewesen, was Frank gesagt hatte. Trotzdem hatte er verstanden, dass die Polizei überhaupt nichts wusste. Die Gedanken kamen in großen Abständen wie Flaschenpost von einer Insel der Vernunft in seinem ansonsten überreizten Gehirn angeschwommen. Dazwischen wogte die Wut. Er musste nachdenken. Es gelang ihm aber nicht die Puzzleteile, die in seinem Kopf durcheinander wirbelten zu ordnen. Stattdessen formte sich die absurde Gewissheit, dass er den zuständigen Ermittlungsbeamten des FBI einen Besuch abstatten müsste. Dumpfer Hass überkam ihn, als er sich an die Gesichter der beiden erinnerte, die ihm Fragen gestellt hatten. Die Welt verschwamm kurz vor seinen Augen. Als sich sein Blick wieder klärte stand er in einem dunklen Zimmer, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Der Raum gehörte offenbar zu einer Wohnung oder einem Haus, in dem Menschen lebten. Der Umstand, dass er im Dunkeln sehen konnte überraschte Jerry nicht mehr. Er hatte diese Erfahrung nun schon des Öfteren gemacht. Außerdem hatte er offenbar gerade nur durch Gedanken einen Ortswechsel herbeigeführt. Wäre er noch der Jeremy gewesen, der sein ganzes Leben in einer Kleinstadt verbracht hatte und der nichts mehr wollte als dort zu bleiben, dann hätte er in diesem Moment wahrscheinlich einen Zusammenbruch erlitten. Nun war da nur eine leise Verwunderung, die schnell der bereits gewohnten Gleichgültigkeit gegenüber allem, was nicht direkt im Zusammenhang mit Marias Tod stand, wich. Er sah sich um. Fotos an der Wand erzählten ihm von den Bewohnern des Gebäudes, in dem er sich befand. Ein Frau, zwei Kinder und … ein Mann. Wieder regte sich die Wut in Jeremys Kopf. Es war einer der Ermittlungsbeamten, an die er vorhin gedacht hatte. Ohne ein Geräusch zu verursachen verließ er den Raum. Ein Gang der an einer Treppe vorbeiführte lag dunkel und still vor ihm, Jerry lauschte. Auch sein Gehör hatte sich in den letzten Wochen unwahrscheinlich verbessert. Ein rhythmisches, leise hämmerndes Geräusch aus einem tiefer liegenden Raum nährte seine Hoffnung den Beamten nicht im Beisein der Frau auf den Fotos aus dem Bett holen zu müssen. Sie interessierte ihn nicht und es war besser für sie, wenn sich daran nichts änderte. Jerry schlich die Treppe hinab und erreichte kurz darauf das Erdgeschoss. Auf der linken Seite des Eingangsbereichs, kroch sanftes Licht durch einen Türspalt heraus in die Dunkelheit. Von dort kamen auch die Geräusche. Jerry überwand den Rest der Strecke in einem einzigen Augenblick. Nach einem vorsichtigen Blick entrang sich seiner Kehle ein leises Knurren. Das war einer der Kerle, die ihn vernommen hatten. Der, der von den Fotos die überall herumstanden, grinste. Er betrat den Raum vollends und schloss in derselben Bewegung die Tür hinter sich, bevor der Beamte regieren konnte. „Halten sie die Klappe wenn ihre Familie morgen noch die Chance auf ein Erwachen haben soll“ zischte er. Diese waffenlose Drohung wäre wohl kaum ausreichend gewesen hätten Jeremys Augen nicht in dunklem Rot geleuchtet. Der FBI-Beamte starrte ihn wortlos an. Er schien regelrecht erstarrt zu sein. Jerry bemerkte allerdings, dass weder sein lautloses Erscheinen, noch seine Augen besondere Überraschung bei dem Mann hervorgerufen hatte. Außer Angst konnte er nichts spüren. „Sie wissen wer ich bin?“ fragte Jeremy. Der Beamte schluckte hart. „Sie sind Jeremy Mahone. Ihre Frau wurde vor einer Woche ermordet. Ich und ein Kollege haben sie diesbezüglich vernommen. Was aber viel wichtiger sein dürfte … ich glaube zu wissen … was Sie sind“. „Und was sollte das ihrer Meinung nach sein?“ knurrte Jeremy. „Sie sind … Sie sind so eine Art Vampir. Ich habe allerdings keine Ahnung wieso. Sie sind schließlich nicht gebissen worden“ sagte der Beamte. Jerry ballte die Hände zu Fäusten. Er zitterte vor Wut. „Wie lange wissen Sie eigentlich schon von den Hintergründen des Mordes Sie Arschloch?” Wieso faselte ein Bundesbeamter etwas von Vampiren? Das waren Fantasiegestalten verdammt noch mal. Nein das sind sie nicht und das weißt du auch. “Warum beschäftigt sich eine Bundesbehörde mit den Gestalten aus alten Geschichten? Und wer waren die Typen, die meine Frau ermordet haben? Wieso werden die nicht zur Rechenschaft gezogen, wenn sie schon so vieles wissen?“. Jerry hatte die letzten Worte gebrüllt. Hoffentlich verhinderte die Größe des Hauses, dass die Familie dieses Idioten geweckt und in den Strudel von Jeremys Wut hineingezogen wurde. Jeremy grub die Zähne in seine Zunge. Der Blutgeschmack linderte seine Rage ein wenig. Der erwartete Schmerz blieb jedoch aus. Auch das war etwas das sich verändert hatte. Er war eigentlich immer einer der wehleidigeren gewesen. Kein harter Kerl…

      Der Beamte hatte sich auch während des Wutausbruches des nächtlichen Eindringlings um keinen Millimeter bewegt. Er war nur noch etwas bleicher geworden. Jetzt schien er sich zu sammeln. „Bitte. Lassen Sie mich die Umstände erklären. Mein Name ist übrigens Jim Beaver. Aber zurück zum Thema. Ich habe, wie viele andere bei der Agency schon relativ viel Erfahrung im Umgang mit Vampiren. Wir wussten schon von ihnen, als die Behörde damals von Hoover gegründet wurde. Nach unseren Informationen gibt es sie seit tausenden von Jahren. Viele von ihnen verhalten sich unauffällig, gliedern sich in die Gesellschaft ein und begehen vor allem keinerlei Verbrechen. Einige tun genau das aber leider immer wieder. Bestialische Morde, Entführungen und so weiter. Menschen die mit diesen Vampiren in Kontakt kommen verschwinden und tauchen Jahre später wieder auf, ohne jedoch an das Leben vor dem Verschwinden anzuknüpfen. Wir gehen dagegen vor, wie gegen jedes andere Verbrechen - mit einem Unterschied - die Öffentlichkeit soll und darf davon nichts erfahren. Erschwert wird unsere Arbeit auch durch die politische und wirtschaftliche Macht, die die Vampire über die Jahrhunderte erlangt haben. Dazu kommt noch die körperliche Überlegenheit dieser Geschöpfe.“ Jim atmete tief ein. „Wir wollen die Mörder ihrer Frau kriegen. Darauf können sie sich verlassen. Wenn wir sie haben, übergeben wir sie an ihre eigenen Leute. Die haben etwas gegen Aufsehen unter den Menschen. Jahrhundertelange Einkerkerung oder der Tod. Das ist meist das Strafmaß ihrer Wahl“. Der Beamte hatte schnell gesprochen. Er redete um sein Leben. Vielleicht auch um das seiner Frau und seiner Kinder. Das war ihm schon beim ersten Blick in Jeremys Augen klar geworden. Jeremy lockerte die verkrampften, zu Fäusten geballten Finger. Er hatte darauf verzichtet den Beamten zu unterbrechen. Er wusste nicht wieso, aber irgendetwas sagte ihm, dass dieser Mann

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