Promise. Sarah L. R. Schneiter

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Promise - Sarah L. R. Schneiter Promise

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und gezwungen, sich auch auf gefährliche Deals einzulassen, haben die abenteuerlichsten Geschichten zu erzählen. Auch wenn die ganze bewohnte Galaxis in knapp einem Monat mit einem Sternenschiff durchquert werden kann, ohne dabei die Entbehrungen der ersten Entdecker auf sich zu nehmen, so sind es nichtsdestotrotz Reisen durch unzählige Licht-jahre ewiger Dunkelheit, in denen unbekannte Gefahren lauern.

      Und so sollen auch unsere Geschichten von einer dieser Schmuggler-Crews handeln, die auf einem veralteten Frachtschiff ihre Fahrten durch die unendlichen Weiten des Weltalls unternehmen und dabei Abenteuer erleben, die man sich noch für viele Dekaden in schummrigen Raumhafenbars erzählen kann, ja, die vielleicht eines Tages gar den Stoff für die eine oder andere Raumfahrerballade liefern werden.

      Präludium: Versprechen

      „Treibstoff-Status?“, fragte Natala mit einem Seitenblick zum Piloten Dan, welcher an der Konsole neben ihr saß. Der junge Mann mit den eurasischen Gesichtszügen band sich das blonde Haar aus dem Gesicht, wobei er mit der anderen Hand auf dem Interface tippte. „Wasserstoff bei achtundsiebzig Prozent, elektrische Spannung vom Fusionsgenerator bei dreizehn Kilovolt.“

      „Check“, gab Natala ruhig zurück und schaute wieder auf ihr holographisches Display. Als Captain des alten Sternenschiffes war es ihre Aufgabe, sicherzustellen, dass vor einem Start alle Systeme funktionstüchtig waren. Die etwas mehr als vierzigjährige, dunkelhäutige Frau war froh, endlich von dem langweiligen Planeten weg- und in den freien Raum hinauszukommen, die Promise brauchte dringend Bewegung, vielleicht war es aber nur ihr eigener Wunsch, unterwegs zu sein. Wenn man lange genug zu den Sternennomaden zählte, hielt man es nicht allzu lange auf derselben Welt aus. „Elektrische Systeme aktiv, wir haben Kompression.“

      Dan wandte sich ihr zu. „Bestätige Kompression, Hülle intakt. Überlassen wir sie dem Autopiloten oder wollen wir?“

      „Ich habe sie schon lange nicht mehr gestartet, ich übernehme das. Machst du Copilot?“

      „Klar.“ Dan tippte nochmals einen Befehl auf der Glasplatte seiner Konsole ein, um die Steuerung zu Natala umzuschalten. Obwohl sich die Promise eigentlich selbst fliegen konnte und zur manuellen Steuerung ein Pilot ausgereicht hätte, so machte es zu zweit mehr Spaß und war zudem noch eine gute Übung; ganz abgesehen davon, dass die Gesetzte der meisten Welten zwei Piloten vorschrieben. „Dein Raumer“, meldete Dan die Kommandoübergabe.

      „Mein Raumer“, bestätigte Natala und griff nach der Steuerung. Sanft, beinahe vorsichtig aktivierte sie die Antigravitation. Ein Ruck durchlief den Frachter, als er vom Boden abhob und langsam in die Höhe schwebte. „Auftrieb, wir liegen stabil, vertikale Position acht Meter“, berichtete Dan ruhig, seine Instrumente beobachtend. „Ich deaktiviere die Landestützen.“

      „Bestätige, aktiviere H-Antrieb bei dreißig Metern“, verkündete Natala. Trotz aller Routine fand sie es gut, ab und an einen absolut korrekten Start mit Dan zusammen durchzuexerzieren, das hielt den Geist wach und so behielt sie das Gefühl für ihr Schiff. Die Promise war für sie, ja für sie alle, mehr als ein Transportmittel, sie war ein Zuhause.

      Dan riss sie aus ihren Gedanken: „Künstliche Gravitation an Bord aktiv, Höhe dreißig. Machst du die Durchsage?“

      Natala aktivierte damit das Bordcom. „Hier spricht der Captain, wir zünden gleich die Treibwerke. Wer sich anschnallen will, tut dies besser jetzt. Für Unfälle durch herumgeschleudertes Gepäck, umstürzende Crewmitglieder sowie abfallende Einzelteile lehnt die Gesellschaft jede Haftung ab. Gute Reise und lebt wohl.“

      Lachend warf Dan seinen Kaugummi in den Vakuummüllschlucker. „Du hast heute einen guten Tag, was?“

      „Klar, wir kommen von diesem elenden Klumpen weg“, witzelte Natala, ehe sie wieder ernst wurde. „H-Antrieb, Beschleunigung auf vorgegebenem Vektor.“

      Dan prüfte die Anzeigen, als sie ihr Sternenschiff, das unter der Belastung etwas erzitterte, rapide beschleunigte, ohne dass die Piloten viel davon fühlen konnten. „V-2 erreicht, rotieren“, meldete er kurz darauf. Natala zog die Promise in einem steilen Winkel hoch und beschleunigte weiter. Der Horizont verschwand unter ihnen, das Rütteln im Rahmen des alten Gefährts nahm zu und sie schossen durch die Wolkendecke. „V-4, In vier Minuten sind wir aus der Atmosphäre.“

      Natala freute sich schon darauf, wenn die Promise endlich von neuem im freien Raum, ganz in ihrem angestammten Element, still vor sich hingleiten durfte. Die Reise ging weiter, ein geschäftiger Monat lag ihnen bevor.

      „Bereit zum Hyperraumsprung.“ Natala grinste vorfreudig. „Bringen wir sie raus.“ Sie konnte das Kribbeln in ihren Fingern regelrecht fühlen, als sie ihre Hand über den eingeblendeten Kontrollen schweben ließ. Zielsicher landete ihre Fingerkuppe auf dem über Jahrzehnte abgewetzten Glas, die Tastatur blinkte rot auf, um ihre Eingabe zu bestätigen. Das Licht auf der Brücke wurde gedimmt, flackerte, als der Hyperantrieb hochfuhr und die Promise innert weniger Sekunden über die Lichtgeschwindigkeit beschleunigte. Auch nach mehr als zwei Dekaden an Bord von Sternenschiffen empfand die abgehalfterte Gaunerin es noch immer als einen erhabenen Moment, wenn eine sanfte Berührung derart viel Kraft freisetzte, hunderte Tonnen durchs All katapultierte; erst recht, wenn es ihre eigene geliebte Rostlaube war.

      Ihr Name log nicht, denn die Promise war ein Versprechen. Ein Versprechen nach Freiheit, langen Reisen und wilden Abenteuern, doch genauso nach Sicherheit und einem Zuhause. Meist wurde das Versprechen gehalten, ab und an gebrochen.

      Episode 1: Niemandsland

      „Wir sind in der Atmosphäre“, kommentierte der dunkel gekleidete Dan, sich zufrieden umsehend. Er saß entspannt auf dem Pilotensessel und hielt die manuelle Steuerung. Auf der Brücke des in die Jahre gekommenen Sternenschiffes standen zwei Konsolen, von denen aus es gesteuert werden konnte, an der linken, auf dem Platz des Captains, hatte es sich Natala bequem gemacht, die ihr nahezu schwarzes, gekraustes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie trug ein ausgewaschenes kariertes Hemd, das zu ihren kantigen Gesichtszügen sowie der Narbe auf ihrer Stirn passte, ihre sandfarbene, abgewetzte Lederjacke hatte sie lässig über die Sessellehne geworfen.

      Plötzlich war ein dumpfer Knall zu hören, gefolgt von dem Kreischen überlasteten Metalls. Die beiden fuhren zusammen und Dan murmelte beunruhigt: „Oh-oh.“

      Natala fragte knapp, ihre eigene Beunruhigung möglichst gut verbergend: „Was war das?“

      Der Pilot sah kurz auf seine Konsole und umklammerte gestresst die Steuerung fester, um das Schiff unter Kontrolle zu halten. „Wir kommen auf jeden Fall runter, ich weiß nur noch nicht so genau, wie schnell. Oder wie kontrolliert.“

      „In einem Stück wäre vorteilhaft“, gab sie zurück, als sie in dem Hologramm vor ihr das Symbol antippte, mit dem sie den Maschinenraum kontaktieren konnte. Kaum war die Verbindung hergestellt, rief sie: „Sven, bist du da hinten? Wie sieht’s aus?“

      Der Mechaniker antwortete prompt, wobei er abgehackt klang. „Nicht gut, ich arbeite dran.“

      Die Oberfläche des Planeten kam näher, bereits bedeutend schneller als zuvor, für Natalas Geschmack etwas zu rasch. „Ich will ja niemanden beunruhigen, aber wenn das so weitergeht, werden wir bald aus allen Wolken fallen und zwar wortwörtlich.“

      „Wer nennt ein Schiff, das andauernd abstürzt, schon Promise?“, gab Dan verbissen zurück, so gut er konnte mit der widerborstigen Steuerung hantierend. Der Frachter wurde durchgeschüttelt und es fiel dem Piloten zusehends schwerer,

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