Promise. Sarah L. R. Schneiter

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Promise - Sarah L. R. Schneiter Promise

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schrie Natala über den Lärm. „Mir egal wie, zieh den Stecker raus, hau drauf, tritt dagegen, Hauptsache du bringst das Ding zum Laufen, bevor wir alle abkratzen!“

      „Wenn ich könnte …“

      „Scheiße! Lieber heute als morgen“, fuhr sie ihm gestresst ins Wort, da sie erkennen konnte, wie sich ihre Flugbahn immer mehr zu einem unkontrollierten Sturz verwandelte. Die Promise wurde mit der Kraft eines Erdbebens durchgeschüttelt, wegen der Reibung in der Atmosphäre war nun vor den Brückenfenstern das charakteristische Glühen am Rumpf zu erkennen. Da die Systeme ausgefallen waren, konnte niemand von der Brücke mehr den Maschinenraum rufen, um zu erfahren, was vor sich ging. Natala hatte bloß noch die Wahl zwischen evakuieren oder bleiben, viel Zeit hatte sie dafür nicht mehr, ehe es zu spät wäre. Hinter sich hörte sie die schnellen Schritte von Raumfahrerstiefeln auf dem Metallboden, dann trat ihr Erster Maat, Stanley auf die Brücke, der sich so gut er konnte festhielt, da er bei jedem Ruck den Halt zu verlieren drohte. Besorgt fragte der schlaksige Mann mit leicht gebräunter Haut: „Was um alles in der Galaxis ist denn hier los?“ Er konnte sich bei einem heftigen Ruck nur mit Mühe festhalten und ließ sich auf einen freien Sessel hinter Natala fallen. „Das sieht ja ziemlich hässlich aus.“

      „Es geht mal wieder bergab“, erklärte Natala, lakonisch ihre Furcht übertünchend. Sie hatte das Gefühl, als schnürte sich ihre Kehle zu oder drehte sich ihr Magen um. Nach einer Sekunde fasste sie einen Entschluss und ergänzte beherrscht: „Wenn wir in einer halben Minute keinen Neustart schaffen, rennen wir zu den Rettungsbooten und geben das Schiff auf.“

      „Na super“, gab Stanley zurück. „Gerade jetzt, wo ich mein Zimmer aufgeräumt hab, soll es vaporisiert werden.“ Man konnte seiner Stimme anhören, wie wenig ihm der Gedanke behagte, die Fassade seiner nunmehr gespielten Selbstsicherheit begann zu bröckeln. Sie hatten alle Angst, obwohl sie noch rasch genug aussteigen konnten, die Promise war ihr Hab und Gut, war alles, was sie hatten.

      „Ach, komm schon, komm schon!“, beschwor Natala ungeduldig ihr Schiff, wobei sie mit der einen Hand die Finger kreuzte und mit der anderen wütend auf die Konsole hieb. Da sie nicht im Maschinenraum war, gab es wenig, was sie tun konnte. Sie mussten darauf warten, ob der Mechaniker Sven den Rechner neu starten konnte, bevor es zu spät wäre. Tatsächlich materialisierten sich im nächsten Moment über Dans Konsole alle Hologramme und Natala konnte einen starken Ruck fühlen, der durchs ganze Schiff fuhr, als die Triebwerke lautstark feuerten. Nun bremste die Promise mit viel Kraft ab, alles auf der Brücke, was nirgends befestigt war, rutsche weg. Natala konnte eben noch ihre Tasse mit dem Aufdruck „Bester Captain der Galaxis“ auffangen, ehe sie am Boden zerschellt wäre.

      „Ja verdammt, so muss es sein“, rief Stanley triumphierend aus und stieß eine geballte Faust in die Luft, als der Frachter langsamer wurde und sich nach wenigen Sekunden wieder normal auf die Oberfläche des hellbraunen Planeten zubewegte. Das Heulen der Triebwerke wurde schwächer, schließlich schien alles fürs Erste einigermaßen zu funktionieren.

      Dan atmete hörbar auf und Natala konnte erkennen, dass ihm Schweiß auf der Stirn stand; ein Schiff, das im Fallen begriffen war, mit der manuellen Steuerung abzubremsen war eine ziemliche Herausforderung. Insgeheim musste sie sich eingestehen, wie fest sie es gegen den Schluss mit der Angst zu tun bekommen hatte, was sie aber zu leugnen gedachte, einerseits aus Stolz und andererseits, weil sie glaubte, als Captain ein Vorbild sein zu müssen. Sie stellte eine Com-Verbindung mit dem Maschinenraum her. „Sven, lebst du noch dahinten? Was genau ist passiert?“

      Die Antwort kam prompt. „Der blöde Server ist komplett abgestürzt. Hab schon gedacht, es reiche für keinen Neustart mehr.“

      „Der verabschiedet sich doch nicht einfach so?“, gab Natala verwirrt zurück.

      „Sagst du“, konnte sie die trockene Antwort übers Com hören. „Die Promise ist ein Museumsstück, finde dich damit ab.“ Nach einer Pause, in der man über die Leitung einige hämmernde Geräusche hören konnte, fügte er hinzu: „Ich glaube, wir haben einen der Träger von den Triebwerken verloren, also sollten wir sowieso froh sein, so glimpflich davongekommen zu sein. Wäre das Triebwerk abgerissen und aufs Schiff geschleudert worden, hätten wir ein ganz schön großes Loch in der Hülle. Der Server ist wohl abgestürzt, weil die Daten vom Triebwerk plötzlich falsch waren.“

      Natala wandte sich instinktiv um, um nach hinten zu den Triebwerken zu sehen, obwohl man sie von der Brücke aus in einem toten Winkel lagen. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Ein Träger? Die Dinger sind solide, das ist Metall.“

      „Keine Ahnung“, gab Sven zurück. „Ich muss aussteigen und mir die Sache von da ansehen, wenn ich eine genauere Diagnose machen will. Bitte sag Dan, er solle das Ding vorsichtig landen, sonst fliegt uns plötzlich noch mehr Kram um die Ohren.“

      „Das wäre ja was Außergewöhnliches.“ Natala erhob sich mit einem dummen Grinsen, ehe sie ernst wurde. „Dan, bringst du sie alleine runter?“

      „Du kennst mich“, gab er zurück. „Ich verspreche dir, dass wir runterkommen.“

      „Genau das befürchte ich ja“, meinte sie lakonisch, als sie die Brücke verließ. Hinter sich hörte sie Stanley: „Ihr Humor wird auf ihre alten Tage auch nicht besser, was?“

      Es war stets ein erhebendes Gefühl, über den Steg mit dem rostigen Metallgitterboden zu gehen, der wie ein kleines Brückchen die Ladebucht überspannte, sinnierte Natala. Unter ihr standen alle Frachtboxen gestapelt, die sie transportierten, vor ihr lag die Wand des Wohnbereiches im Obergeschoß. Die Promise war viel mehr als bloß ihr Schiff, im Laufe der Zeit war sie zu ihrem Zuhause geworden. So weit hatte Natala es schon gebracht, vom Kind einer mittellosen Arbeiterfamilie aus den Neurussischen Kolonien zum Captain eines Frachters. Und obwohl die Promise ein Schmugglerschiff war und ihre Crew damit zu den Gesetzlosen gehörte, es gab doch jene Momente, in denen sie stolz auf ihr Leben war.

      Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als vor ihr jemand durch die Tür zum Aufenthaltsbereich auf den Steg trat. Es war eine hellhäutige Frau mit koreanischen Gesichtszügen, knapp dreißig, die ihr langes blondweißes Haar mit ein paar Nadeln hochgesteckt hatte und ein knielanges dunkles Kleid trug, bei dem Natala rätselte, aus wie vielen dünnen, übereinanderliegenden Stoffschichten es bestand. Die Absätze ihrer Stiefel machten auf dem Steg klackende Geräusche, als sie mit verzogener Mine auf Natala zuging. „Was um alles in der Galaxis ist jetzt schon wieder mit deinem Schiff los?“

      „Anaata, hast du da hinten alles gut überlebt?“, lachte Natala. „Kein Plan, wahrscheinlich wäre fast ein Triebwerk abgebrochen und explodiert.“

      „Überlebt? Ja. Gut? Naja. Ich klebte ein paar Sekunden in der Küche an der Decke, also alles normal. Kommen wir denn noch von Tenowia runter, wenn wir mal gelandet sind? Ich will nicht auf einer solchen Müllhalde festsitzen und das Wort ‚explodiert‘ sollte weniger oft fallen, wenn du über dein eigenes Sternenschiff sprichst.“

      „Die Promise wird’s schon überleben“, entgegnete Natala, bevor sie etwas leiser hinzufügte, beinahe so, als spräche sie mit sich selbst: „Das tut sie immer.“

      „Das sagst du jedes Mal. Ich will den Tag noch erleben, an dem dieses Versprechen gebrochen wird“, gab Anaata amüsiert zurück, fügte sogleich rasch und mit Überzeugung hinzu: „Das sollte anderswo als auf Tenowia sein, da will ich nicht enden.“ Natala ging nun zusammen mit ihr in Richtung des Wohnbereichs. „Was ist denn so schlimm an dem Brocken? Ist doch ein Planet wie jeder andere auch.“

      „Für euch Schmuggler ist so eine heruntergekommene Welt ohne echte Gesetze ja super, nur, was soll ich als Diebin da klauen? Da gibt es kaum Wertsachen und seit ich euch kenne, fiele es mir nicht einmal mehr im Traum ein, Schmuggelware

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