Promise. Sarah L. R. Schneiter

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Promise - Sarah L. R. Schneiter страница 5

Promise - Sarah L. R. Schneiter Promise

Скачать книгу

wusste aus Erfahrung, dass dies für die Stadt sogar eines der repräsentativeren Landefelder war. Tenowia IX, der neunte und einzige bewohnte Planet des Systems, war eine typische Randwelt, dünn besiedelt und arm, außerdem kein Mitglied der Vereinten Systeme, daher ziemlich lasch bei der Durchsetzung von Gesetzen. Tenowia war ein beliebter Umschlagplatz für Schmuggler, ebenso ein Tummelplatz für Hehler, Schleuser sowie Verbrecher jeder Couleur und Natala war in ihrer kriminellen Laufbahn schon häufiger auf dieser Welt gelandet. Insbesondere als Schmuggler kam man um den Planeten kaum lange herum, wenn man in diesem Sektor arbeitete. Das Problem dabei, auf Tenowia Deals zu machen, war, wie leicht es geschehen konnte, dass man, bevor man sich versah, mit einem Loch im Kopf in der schier endlosen Wüste verscharrt wurde, welche die Hauptstadt in alle Richtungen umgab. Feinde konnte man sich hier viel schneller machen als Freunde und dieselben laschen Gesetzeshüter, die einem ermöglichten, alle zwielichtigen Deals abzuwickeln, kümmerten sich genauso wenig darum, wenn man dabei umkam. Daher war Natala froh, Stanley und Nani dabeizuhaben; ihr bester Freund war ein erfahrener Schmuggler, skeptisch genug um Gefahr bereits zu riechen, bevor etwas geschah und sie eine risikobereite Ex-Soldatin, die alles traf, auf das sie eine Waffe richtete.

      Sie traten auf die Hauptstraße hinaus, deren Boden noch schlechter aussah als der vom Landefeld. Überall priesen Markthändler lautstark ihre Waren an verwitterten hölzernen Ständen an, über die Kraftfeld-Sonnenschirme oder weiße Segeltücher gespannt waren. Sie boten alles feil, was es zu kaufen gab, von Nahrungsmitteln und kühlen Getränken über Kleidung bis hin zu Maschinenteilen und Alkohol. Der Geruch nach gebratenem Fleisch sowie Gemüse lag in der windstillen Luft, mischte sich mit dem Duft verschiedener Kräuter und Räucherstäbchen. Die Einheimischen waren mehrheitlich in helle, weite Umhängen gekleidet, was sie von den Reisenden unterschied, die auf vielen Welten und vor allem an Bord eines Schiffes praktische Outfits trugen. Natala konnte Pferde und Kamele in den Straßen erkennen, manchmal auch einen alten, rostigen Flitzer. Trotz dem Getümmel und der Hitze unter stahlblauem Himmel durften sie keinesfalls an Wachsamkeit nachlassen, da sie hier bereits einige Feinde angehäuft hatten; Natala hegte den Verdacht, manch einer davon würde auf der Stelle den Blaster ziehen, um sie auf offener Straße niederzumachen.

      Nach etwa einer Viertelstunde Fußmarsch waren sie bei dem Ladenlokal ihres Kunden, einem Mann namens Marco, angelangt. Es sah aus wie die meisten Häuser in dem heruntergekommenen Viertel: Ein einstöckiger Bau aus hellem gebackenem Lehm mit kleinen Fenstern, um das Innere möglichst kühl zu halten. Ein altes, flimmerndes Holoschild über der Tür verkündete, dass es sich um ein Import-Export-Geschäft handle. Tatsächlich ließ Marco so ziemlich alles transportieren, was in ein Sternenschiff passte, von Lebensmitteln bis hin zu gefährlicher Schmuggelware. Meistens heuerte er für den weniger legalen Geschäftszweig Leute wie sie an, Schmuggler und Abenteurer, die ein Schiff besaßen, Geld brauchten und kaum etwas zu verlieren hatten. Natala vermutete, Marco war auch in Menschenhandel verwickelt, doch damit hatte sie nie zu tun gehabt. Außerdem konnte man sich in ihrer Position nicht allzu viel Neugier leisten, dies waren die Regeln in ihrem Geschäft, damit lebten sie alle. So lange er keine Gekidnappten auf ihr Schiff brachte, musste es ihr wohl oder übel egal sein.

      Natala wandte sich an ihre beiden Begleiter: „Okay, seid vorsichtig, sperrt die Augen auf und kreuzt die Finger. Marco könnte ziemlich schlecht auf uns zu sprechen sein.“

      „Ja, das letzte Mal war nicht sehr erfreulich“, kommentierte Stanley trocken, einen skeptischen Blick auf den Eingang des Hauses werfend.

      „Was auch immer ihr damals mit ihm angestellt habt, ich war da noch nicht bei eurer Crew, also hoffe ich mal, ich bleibe am Leben, wenn die Sache ernst wird“, entgegnete Nani halb scherzhaft. „Was die Frage aufwirft: Was habt ihr eigentlich mit ihm angestellt?“

      Natala lachte trocken. „Hey, wir bezahlen dich dafür, uns der Rücken freizuhalten, wenn es drauf ankommt, beißt du bitteschön als erste ins Gras, ja? Ach, zu deiner Frage: Nichts allzu schlimmes. Wir verpassten ein Treffen, weil wir vor einem Kreuzer der Vereinten Systeme auf der Flucht waren.“

      „Da wird der Typ gleich sauer?“

      „Vielleicht. Angeblich hat er schon Leute umbringen lassen, weil sie es sich während einem Job anders überlegt haben.“ Nach einer kurzen Pause fügte Natala entschlossen hinzu: „Sehen wir, was er will.“

      Sie traten in den schummrigen Raum und sahen sich um; es dauerte einige Zeit, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewohnt hatten, in dem abgestandener Zigarettenrauch waberte. Natala konnte zwei große tätowierte Männer erkennen, die Blaster an den Gürteln trugen und sich an eine Ladentheke lehnten. Sie blieben reglos stehen, bis der eine mit einer sonoren Bassstimme wissen wollte: „Was wollt ihr?“

      Natala blieb ruhig. „Wir haben einen Termin mit Marco.“ Sie wusste, dass er es mochte, Schmuggler, die für ihn arbeiteten, erst mit seinen Schlägern sprechen zu lassen um zu sehen, wie sie reagierten. Es schien für ihn eine Art Ritual zu sein, um herauszufinden, wen er für würdig hielt. Man erzählte sich Geschichten, er ließe alle, die Angst zeigten, verprügeln und auf die Straße werfen. Dem Captain war zwar unwohl, sie spannte sich instinktiv an, um jederzeit losschlagen zu können, hielt aber ihre gelassene Fassade aufrecht. Tatsächlich meinte nun der Sprecher: „Folgt mir. Wenn ihr eine Waffe zieht, erschießen wir euch.“

      Die drei Schmuggler gingen hinter ihm her in ein stickiges Hinterzimmer, in dem es noch dunkler und der Qualm noch dicker war. Marco saß an seinem Schreibtisch und erhob sich, als er die Neuankömmlinge erkannte. Er war eher klein und untersetzt, sein schwarzes Haar trug er zurückgekämmt, was zu seinem billigen Anzug passte. Sein Lächeln wirkte auf Natala falsch und schleimig. „Meine alten Freunde“, begrüßte er sie gestenreich, ehe er Nani sah. „Oh, ein neues Gesicht, wie ich sehe. Ihr habt doch nicht geglaubt, ihr braucht Verstärkung, um mich zu besuchen?“

      „Nein, sie ist noch ziemlich neu in unserer Crew.“ Wie meist bei solchen Treffen ging es darum, keinerlei Schwäche zu zeigen. Jeder wusste zwar relativ genau, was der andere dachte, wenn es auch nie offen ausgesprochen, sondern durch eine Scharade ersetzt wurde, die allen das Gefühl vermitteln sollte, die Oberhand zu behalten. Natala war im Laufe der Zeit ziemlich gut in diesem Spiel geworden, denn ein Pokerface und ein höfliches Lächeln oder eine steinerne Miene konnten in prekären Situationen genauso über Leben und Tod entscheiden wie ein guter Blaster. „Du weißt, wie das ist, da draußen kann man rasch ein paar Arme mehr gebrauchen.“

      „Tragen, schießen, stechen, schlagen“, entgegnete Marco grinsend. „Noch immer emsig wie die Bienen, wie ich sehe. Wollen wir zum Geschäftlichen kommen?“

      „In dem Fall ist zwischen uns alles gut? Kein böses Blut?“

      „Sicher, so nachtragend bin ich nicht“, antwortete er, sich ein Glas Whisky eingießend. „Außerdem ist der Kunde sowieso gestorben, bevor ihr hättet hier sein können, damit hat sich der Auftrag erledigt. Sein Pech, unser Glück. Bitte, setzt euch.“

      Natala war unwohl damit, da sie im Stehen rascher zur Waffe greifen konnte, aus Höflichkeit folgte sie der Einladung, wobei Nani und Stanley stehen blieben, da es keine weiteren Stühle gab.

      Marco leerte seinen Drink in einem Zug und stellte das solide Glas mit einem Knall auf dem abgewetzten Holztisch. Dann beugte er sich zu Natala vor und fragte grinsend: „Ich nehme an, ihr seid bereit, für mich eine Fracht zu transportieren?“

      „Klar“, bestätigte sie gelassen; hätte er böse Absichten gehegt, wäre die Konfrontation schon geschehen, Natala wurde sich immer sicherer, Marco zu ihren Alliierten zählen zu können. Sein Atem roch nach Alkohol und Knoblauch, sie wich trotzdem nicht zurück und erklärte: „Dieselben Regeln wie immer, nichts lebendes, Bezahlung bei Erhalt.“

      „Natürlich“, stimmte der Verbrecherchef zu, bevor er sich entspannt zurücklehnte. „Ich habe zwanzig

Скачать книгу