Barbara. Stephane Rambicourt
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„Also ihr Müllerin habt mir gestern erzählt“, versuchte der Pfarrer sich zu beruhigen, allerdings hatte Anna Catharina sich vorgenommen um alles zu kämpfen was sie hatte und unterbrach ihn:
„Was ich euch erzählt habe, weiß ich, das brauchen wir nicht noch einmal zu wiederholen. Ich habe aber zu dem von gestern noch einige Dinge hinzuzufügen. Bevor wir, genauer bevor unsere Barbara auch nur einen Ton sagen wird, gibt es einige Dinge, die für uns grundsätzlich gelten!“
„Hochwürden, meine Frau, meine Tochter und ich haben Punkte, die bevor auch nur ein Wort unserer Tochter aus deren Mund kommt, durch den Erzbischof schriftlich fixiert und zugesagt werden“, erklärte nun Müller Nicolaus Lux mit ungewohnt fester Stimme.
„Welche Bedingungen wären das denn?“ fragte Hochwürden Maginot etwas eingeschüchtert. Mit einem derart selbstbewussten Auftreten der Müllersfamilie hatte er nicht gerechnet.
„Wir verlangen vom Bischof folgende schriftliche Festlegung, und denken Sie daran, ich durfte die Klosterschule besuchen und kann Lesen, schreiben und auch Latein, also ist folgendes zu fixieren.
Primis. Unsere Familie, das sind alle Kinder, künftige Ehegatten, Enkel und mein Mann und ich werden zu keiner Zeit inquisitorisch oder in sonst einer Art verfolgt werden. Secundo. Unsere Barbara wird immer frei wählen können wo sie sein möchte und ob und wen sie heiraten möchte. Tertius. Unsere Barbara wird in kein Kloster eintreten. Quartus. Sollte unsere Barbara verreisen müssen wird sie grundsätzlich von meinem Ehemann oder mir oder beiden begleitet. Quintus. Unsere Barbara wird ihre Tätigkeit selbst auswählen und dabei spielt es keine Rolle, ob sie Geburtshelferin, Kräuterfrau oder sonst etwas machen möchte. Postremo sextus. Diese Festlegung gilt für immer und kann von niemandem zurückgenommen werden“, diktierte die Müllerin dem ihr gegenüber sitzenden Pfarrer und überreichte ihm im Anschluss die Forderungen in schriftlicher Form.
„Müllerin ihr seid sehr streng mit mir, aber gut. Ich habe Anweisung aus Metz dies so zu akzeptieren. Ich werde sofort nach unserem Gespräch nach Metz reisen und morgen mit dem gewünschten Schriftstück hier sein“, versuchte der Pfarrer wieder seine Contenance auf den Normalzustand zu bringen, „vielleicht könnte Babette mir, also sagen wir als Häppchen eine kleine Andeutung aus ihrem Traum geben?“
„Herr Pfarrer, ein guter Versuch. Ich denke wir werden uns morgen mit dem Schriftstück und natürlich allen notwendigen Siegeln hier wiedersehen“, wehrte der Müller den Versuch des Pfarrers ab etwas aus Barbaras Traum zu erfahren.
„Gut. Eines möchte ich allerdings sagen. Ich verstehe euch sehr, sehr gut und die Forderungen die ihr stellt sind, meiner Meinung nach, nicht überzogen“, lächelte der Pfarrer jetzt weniger angespannt dem Müllersehepaar zu.
„Ich denke jeder, der eine Familie hat versucht diese soweit als Möglich zu schützen und das machen wir mit unserer Forderung“, erwiderte der Müller freundlich.
Nachdem der Pfarrer noch zwei Madeleines gegessen hatte verabschiedete er sich.
„Müllerin ein großes Kompliment, die Madeleines waren hervorragend. Darf ich mir noch drei Stück bitte einpacken lassen?“ lächelte Hochwürden Maginot.
„Gerne natürlich. Aber euer Kompliment ist bei mir an der falschen Adresse. Die hat meine Johanna gebacken und die kann backen. Ich werden das Kompliment aber gerne weitergeben“, lächelte die Müllerin und an Barbara gewand, sagte sie „würdest du bitte Papier zum Einpacken holen.“
Barbara nickte, flitzte aus der Wohnküche und kehrte aber genau so schnell mit einem Stück Einpackpapier zurück, das sie ihrer Mutter reichte, die dem Pfarrer vier Madeleines einpackte.
Mit einem „Gelobt sei Jesus Christus“, verabschiedete sich Hochwürden Maginot von der Müllersfamilie.
Nicolaus und Anna Catharina sahen dem Pfarrer nach, wie er mit seinem Einspänner die Mühle verließ.
„Ja Cathi, das war bestimmt hart und schmerzhaft für ihn, aber es geht um unsere Familie und vor allem um unsere Tochter Barbara“, erklärte der Müller und küsste seine Frau, froh dass dieses Gespräch vorüber war und Anna Catharina alles so wundervoll vorbereitet hatte. Anschließend ging er wieder seiner Arbeit in der Mühle nach und die Mädchen der Familie kamen zu ihrer Mutter.
„So Kinder an die Arbeit, das Abendessen muss noch vorbereitet werden“, lächelte die Müllerin als sie die besorgte Mine der ältesten Tochter sah.
„Mutsch ist alles in Ordnung?“ erkundigte sich Johanna leise.
„Bis jetzt ja. Hochwürden Maginot wird aber morgen nochmals kommen. Dein Vater hat ihm unsere Forderungen diktiert und wenn er morgen mit einem Schriftstück vom Bischof kommt, ist alles gut und wir alle und vor allem Barbara sind für die Zukunft sicher. Wenn nicht hat unsere Barbara nur schlecht geträumt. Nicht mehr und nicht weniger“, erwiderte die Müllerin und nahm ihre Tochter in den Arm, „oh Johanna, bevor es vergessen wird. Deine Madeleines sind wundervoll geworden und Hochwürden wollte unbedingt welche mitnehmen, so gut haben sie ihm geschmeckt.“
„Danke Mutsch. Ich habe es aber ja von dir gelernt“, lächelte Johanna stolz, „dürfen die kleinen auch welche haben?“
„Natürlich Kinder, greift zu und vergesst eure Brüder in der Mühle nicht“, freute sich Anna Catharina als sie sah wie die Mädchen auf den Tisch zu stürmten.
Der restliche Tag, die folgende Nacht und der Vormittag verliefen ohne besondere Vorkommnisse. Am späten Nachmittag traf Hochwürden Maginot mit seinem Einspänner ein.
Die kleinen Jungen des Müllerehepaars, Nicolaus und Caspar, waren dazu abgestellt, die Ankunft des Pfarrers frühzeitig den Eltern zu melden. Nicolaus flitzte in die Mühle zu seinem Vater, während Caspar ins Haus rannte und schrie „er kommt“.
Sofort flitzten die Kinder bis auf Barbara aus dem Haus und auch der Müller kam zu seiner Frau. Johanna erwartete den Pfarrer am Hauseingang und führte ihn ins Haus und die Wohnküche.
„Gelobt sei Jesus Christus“, grüßte Hochwürden Maginot freundlich.
„In Ewigkeit Amen“, erwiderten die Müllereheleute und Barbara seinen Gruß.
„Ich komme direkt aus Metz und habe auch das gewünschte Dokument dabei. Aber kann ich mir vorher bitte den Staub von Händen und Gesicht waschen?“ fragte der etwas abgehetzt aussehende Pfarrer.
„Natürlich, kommt. Ich führ euch zu unserem Brunnen. Meine Söhne werden sich um euer Pferd kümmern“, lächelte der Müller freundlich und führte den Pfarrer zum Brunnen. Anna Catharina folgte den beiden und reichte ihm ein Tuch um sich abzutrocknen.
Wieder in der Wohnküche, nahm Hochwürden Maginot seine Tasche und legte Nicolaus und Anna Catharina das Schriftstück, unterschrieben vom Erzbischof von Metz und mit dessen Siegeln versehen und ein zusätzliches Schriftstück des Herzogs von Lothringen vor.
„Oha, was ist da jetzt los?“ fragte sich Anna Catharina und las sich beide Schriftstücke genauestens durch. Am Ende ihrer Prüfung war sie zufrieden. „Hat der Pfarrer sogar mitgedacht“, sagte sie zu sich selbst.
„Gut Hochwürden, die Schriftstücke sind in Ordnung“, lächelte Anna Catharina freundlich, „mein Mann wird nur noch