Barbara. Stephane Rambicourt
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„Also gut. Anna Margaretha und ich, wir kennen uns schon sehr lange und sind eigentlich auch bereits seit langem ein Paar. Erinnerst du dich an meine Walz? Eppenbrunn, die Stephan-Mühle war meine letzte Station vor der Lossprechung und dabei habe ich die Anna Margaretha sehr oft gesehen und mich auch mit ihr getroffen und sehr, sehr gut verstanden. Dass ich sie jetzt heiraten darf wäre für mich das Größte überhaupt“, erklärte der junge Müller frohen Herzens.
„Gut, dann soll es so sein mein Sohn, wenn deine Mutter auch ihren Segen gibt“, sagte der Müller grinsend.
Alle Blicke richteten sich jetzt erwartungsvoll auf Anna Catharina, die lächelnd sagte:
„Mein Sohn, du bist alt genug für diesen Schritt. Wenn es dein eigener Wille ist, dann soll es so sein. Gerne gebe ich dir und deiner zukünftigen Frau meinen Segen.“
Alle Kinder am Tisch klatschten in die Hände und freuten sich sehr für ihren Bruder.
„Ich werde also gleich einen Brief an Johann Adam schreiben und vorschlagen, dass du deine Anna Margaretha heiraten kannst. Wir werden aber ins Pfälzische fahren müssen und du musst formell um ihre Hand anhalten“, freute sich auch der Müller Nicolaus.
Nach dem Essen setzte er sich deshalb sofort an seinen Schreibtisch und schrieb seinem Cousin einen Brief, den Barbara lachend zur Poststation brachte.
Während Barbara unterwegs war und die anderen ihren Arbeiten nachgingen, fragte Anna Catharina ihren Mann leise:
„Gib es zu, du hast das alles vorher bereits gewusst! Stimmt doch?“
„Ja, aber anders konnten wir das nicht machen. Adam weiß ja auch schon lange Bescheid, dass zwischen den beiden etwas ist. Also geht jetzt alles seinen geordneten Weg“, antwortete der Müller lachend, „ich denke ein Hochzeitstermin nach der Ernte wird sich bestimmt finden lassen“.
Der Müller küsste seine Frau und ging wieder an die Arbeit.
3
Die folgende Nacht und der Morgen vergingen ohne besondere Vorkommnisse. Für den Tag hatte sich der Pfarrer aus Volmunster, Hochwürden Maginot, angesagt.
Johanna, die älteste Tochter der Müllerfamilie hatte für diesen Anlass bereits das traditionelle Madeleine-Gebäck gebacken und aus dem Ofen genommen. Die Schwestern, Catharina und Margaretha deckten in der Zwischenzeit den Tisch ein. Anna, die zweitälteste Schwester, bereitete während dessen den dampfend heißen Kräutertee zu. Die Mädchen durften heute, zu Ehren des hohen Gastes, das besondere Geschirr aus Soufflenheim, welches Anna Catharina von ihrer Mutter als Aussteuer bekommen hatte und nur zu besonderen Anlässen aufgelegt wurde, eindecken. Mit großer Andacht, damit nichts zu Bruch geht, nahmen die Mädchen jeden Teller einzeln in die Hand und deckten bedächtig den Tisch.
„Hanna, bekommen wir Kinder auch von den Madeleines oder sind die alle für den Pfarrer?“ fragte der kleine Blondschopf Anna Catharina.
„Ich denke schon, dass noch welche übrig bleiben werden und die Mirabellencreme zum Eintauchen reicht auch noch für uns alle“, erklärte Johanna ihren kleinen Geschwistern. Insgeheim freute sie sich, dass die Madeleines, ihre Madeleines, den Kindern so gut schmeckten und das machte sie sehr stolz.
Zwischenzeitlich kam auch Anna Catharina zu ihren Kindern und bedankte sich für den schön gedeckten Tisch.
„Weiß jemand von euch, wo Barbara ist?“ fragte die Müllerin.
„Ja, die ist unten beim Fluss und macht so komische Dinge“, antwortete die kleinste Tochter Anna Maria.
„Was für komische Dinge denn?“ wollte Anna Catharina nun wissen.
„Erst ist sie auf dem Boden gekniet und hat den Kopf mit den Ohren auf den Boden gedrückt, anschließend mit der anderen Seite. Vielleicht will sie hören wie die Blumen und das Gras wachsen. Ich weiss es nicht“, erklärte die kleinste betrübt.
„Anna kannst du sie bitte herholen und gleich sehen ob sie sauber angezogen ist oder ob sie zuviel Erde abbekommen hat und dann vor allem die Hände waschen? Danke meine Kind“, bat die Mutter ihre zweitälteste Tochter und reckte schnuppernd die Nase, „mmh Johanna wundervoll. Deine Madeleines duften himmlisch. Der Pfarrer wird begeistert sein und dein Kräutertee, wundervoll. Danke Kinder noch einmal. Wenn der Pfarrer kommt lasst ihr uns bitte alleine. Es gibt sehr wichtige Dinge zu besprechen mit eurem Vater, Babette, mir und dem Pfarrer. Und gelauscht wird bitte nicht. Euer Vater und ich werden euch später das sagen, was für euch wichtig ist. Und es wird das getan was Johanna sagt. Verstanden?“
Wenig später kam Anna mit Barbara in der Wohnküche an.
„Kinder jetzt lasst mich bitte mit Barbara alleine und du Johanna achtest bitte auf die Kleinen“, bestimmte die Müllerin.
Als beide alleine waren, erklärte Anna Catharina ihrer Tochter: „Hör bitte sehr gut zu Babette, der Pfarrer wird gleich hier sein. Du sagst bitte nichts, außer der höflichen Begrüßung des Geistlichen. Alles andere werden dein Vater und ich mit Hochwürden Maginot klären. Erst wenn dein Vater oder ich sagen, dass du von deinem Traum erzählen sollst, erzählst du nur das was du uns erzählt hast. Hast du das verstanden?“
„Ja Mutsch. Ich verspreche, ich werde nichts sagen, wenn der hier ist“, beteuerte Barbara, als auch der Vater Nicolaus die Küche betrat.
„Cathi, ich hab den Pfarrer schon von weitem gesehen. Er wird gleich hier sein“, sagte der Müller und es war ihm anzumerken, dass er sich überhaupt nicht wohl fühlte in seiner Haut.
„Wir machen alles wie besprochen Nic. Und keine Kompromisse in irgendeine Richtung“, versuchte Anna Catharina sich nochmals den eisernen Standpunkt festzuzurren.
Nicolaus Lux nickte, als auch schon Hochwürden Maginot von Johanna in die Wohnküche geführt wurde.
„Gelobt sei Jesus Christus“, grüßte Pfarrer Maginot freundlich.
„In Ewigkeit, Amen. Hochwürden, nehmen sie doch bitte Platz“, sagte Nicolaus Lux der Müller.
Pfarrer Maginot, Nicolaus und Barbara setzten sich an den großen Tisch, während Anna Catharina umsichtig die Tassen mit dampfend heißem Kräutertee füllte und die Madeleines, welche Johanna besonders schön auf einer Platte drapiert hatte auf den Tisch stellte.
„Na du kleiner Wildfang“, sprach Hochwürden Maginot die kleine Barbara an, „wie ich dich kenne hast du die Kräuter für den wundervoll duftenden Tee gesammelt und deine Mutter hat bestimmt die Zusammenstellung vorgenommen?“
„Wir haben die Kräuter gemeinsam gesammelt Hochwürden“, erklärte Anna Catharina sachlich, „ich hoffe er trifft ihren Geschmack.“
„Bestimmt, Müllerin, wenn er so schmeckt wie er duftet“, versuchte der Pfarrer liebenswürdig zu sein, ließ aber den restlichen Satz unausgesprochen. Eine undefinierbare Spannung breitete sich im Raum aus. Allen Anwesenden schien die Situation unangenehm zu sein.
„Hochwürden, es hat ja einen Grund weshalb sie heute zu uns herausgekommen sind“, brach die Müllerin couragiert