Bittersüß - davor & danach. Adele Mann

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Bittersüß - davor & danach - Adele Mann

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sagt, dass es dazu nie kommen wird, versucht mir mein Körper etwas ganz anderes vorzuspielen. Dabei bin ich gar nicht der Typ, der gleich so auf einen Mann reagiert, nur weil er gut aussieht und eine unleugbare Anziehungskraft besitzt.

      „Was, wenn ich keine Geheimnisse habe, die ich dir anvertrauen könnte?“

      „Dann solltest du das schleunigst ändern. Ein Mädchen wie du sollte ein paar Geheimnisse haben.“ Ich streife die Jacke ab, während ich lächelnd klarstelle: „Du flirtest wohl immer und bei jeder Gelegenheit. Selbst nachts um drei nach einer Rettungsaktion.“ Schmunzelnd zuckt er mit den Achseln. Als er mein Kleid sieht, das zugegeben offenherziger ist als das, was ich normalerweise trage, verschwindet sein Grinsen und ein konzentrierter Ausdruck legt sich über sein Gesicht. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich mir jemals meines eigenen Körpers so bewusst war wie in diesem Moment, als er ihn sich so ungeniert ansieht. Fast so, als wäre das Kleid gar nicht da.

      „Gegenfrage: Wie soll ich nicht flirten, wenn du so ein Kleid anhast?“ Mit sich selbst zufrieden beißt er sich lächelnd auf die Unterlippe, woraufhin ich den Kopf schüttele. Der Kerl ist ein echter Herzensbrecher. Das weiß ich so sicher, wie ich weiß, dass die Heizkosten jedes Jahr steigen. Aber auch wenn ich nicht der Typ Frau bin, der ständig flirtet, möchte ich mich nicht blamieren. Nicht vor ihm.

      „Das Argument lasse ich gelten. Doch ich laufe nicht immer so herum. Also … willst du nun etwas trinken?“

      „Na gut. Ich bin nicht wählerisch. Was immer du mir bringst, ich werde es trinken.“ Erleichtert, seiner unmittelbaren Nähe zu entkommen, gehe ich in die winzige Küche und schenke uns zwei Eistee ein. Als ich mich umdrehe, steht plötzlich jemand vor mir und ich zucke merklich zurück. Ich erkenne, dass er es ist. Doch es ist zu spät. Mein Verhalten ist mir peinlich. Es gelingt mir einfach nicht, die Gläser in meiner Hand vom Zittern abzuhalten, derart habe ich mich erschrocken.

      „Ich denke, die Sache hat dich mehr mitgenommen, als du denkst“, ermahnt er mich sanft und nimmt mir dabei vorsichtig die Gläser ab, bevor ich sie noch fallen lasse. Ich bin vollkommen verkrampft und fühle mich erbärmlich. Dieser Angriff und was passieren hätte können, nagen an mir, auch wenn ich es lieber verdrängen möchte.

      „Vielleicht hast du recht“, gebe ich zu, sehe ihn dabei aber nicht an. „Was hältst du davon, wenn ich heute auf deiner Couch schlafe, bis morgen die erste U-Bahn fährt? … Ich verspreche, jeden, der diese Wohnung betritt, grün und blau zu schlagen. Freund oder Feind.“ Abwartend sieht er mich an, bis ich zurückblicke.

      „Deal?“ Dankbar lächele ich zurück. „Deal“, antworte ich.

      „Gut, dann bestehe ich auf mindestens einer Decke.“

      „Geht in Ordnung.“

      Während ich ihm ein improvisiertes Bett auf der Couch herrichte, kommt mir in den Sinn, dass dies der mit Abstand merkwürdigste Abend meines bisherigen Lebens ist. Ich wurde angegriffen, jemand hat mich gerettet und ein fremder Kerl, der aussieht wie der wahr gewordene Traum jeder Frau, schläft nicht mal eine Stunde später in meiner Wohnung. Nichts davon klingt nach etwas, das normalerweise in meinem Leben stattfindet. Ich bemerke erst, dass ich in Gedanken war, als er von hinten um mich fasst, um meine Jacke von der Couch zu ziehen, ehe ich die Decke darüber ausbreiten kann. Dankbar dafür lächele ich ihn an und versuche vergeblich, das Flattern in meinem Bauch und die Wärme in meiner Brust unter Kontrolle zu bekommen. In Jeans und Shirt bekleidet legt er sich hin. Ohne mich abzuschminken, drehe ich mich um, ziehe das dunkelblaue Kleid aus und das Shirt und die Shorts zum Schlafen an. Kurz habe ich das Gefühl, er beobachtet mich dabei, aber ich traue mich nicht, nachzusehen. Als ich mich hinlege und die Decke hochziehe, kommt mir, wie albern das doch ist. Als würde jemand wie er eine wie mich beim Umziehen beobachten. Noch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, sinke ich in einen erschöpften Schlaf, kaum dass mein Kopf das Kissen berührt.

      Noch bin ich nicht wach, nicht richtig. Deutlich spüre ich, dass die Muskeln in meinen Beinen verkrampfen und meine Finger die Decke so fest zusammenpressen, dass meine Knöchel schmerzen. Mein Herz rast und das Gefühl von Panik und Furcht verschwindet nicht. Sinnlos versuche ich es zu verscheuchen, indem ich meinen Kopf hin und her schüttele. Schweiß hat sich auf meinen Schläfen gebildet und eine schwere Last scheint mir auf der Brust zu liegen, die mich immer weiter aus dem Schlaf reißt. Was genau ich geträumt habe, weiß ich gar nicht. Aber es hinterlässt ein zähes, scheußliches Gefühl, das mich zwingt, die Augen zu öffnen. Sofort erstarre ich. Da liegt ein Männerarm um meine Hüften. Zugegeben, ein schöner Männerarm. Dennoch hat er nichts hier in meiner Wohnung oder gar in meinem Bett verloren. Da fällt es mir wieder ein, alles, was gestern Nacht passiert ist, und auch der fremde junge Kerl, der mir geholfen hat. Nur, warum zum Teufel liegt er hier mit mir im Bett? Er sollte eigentlich dort drüben auf der Couch liegen. Noch bevor ich den dicken Kloß im Hals hinunterschlucken kann, drehe ich mich vorsichtig um. Blaue wache Augen erwarten mich. Der grinsende Herzensbrecher von gestern scheint verschwunden und ein befangener ernster Mann an seiner Stelle liegt neben mir. Besorgt und als würde ihn die Situation mindestens so verlegen machen wie mich, starrt er mir weiter ins Gesicht. Beim Blinzeln merke ich, dass die Wimperntusche von gestern bestimmt um meine Augen verteilt sein muss. Mein Herzschlag steckt mir im Hals, weshalb ich weiter schweige.

      „Du hattest ein paar Alpträume … Als du angefangen hast, zu wimmern, wusste ich nicht, was ich machen soll“, flüstert er. Sehr langsam nimmt er seinen Arm von mir. Ich kann jeden Zentimeter, den er mich loslässt, deutlich auf meinem Unterbauch fühlen. Ich bekomme Gänsehaut davon, nur weil er mich vage berührt.

      „Tut mir leid“, flüstere ich zurück, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entspricht.

      „Du hast erst aufgehört, als ich mich neben dich gelegt und dich festgehalten habe.“ Wieder sieht er mich so merkwürdig an, als hätte er jemanden wie mich noch nie gesehen.

      „Das war sehr nett von dir. Offenbar war ich verstörter, als mir bewusst war“, gebe ich zu. „Ich kann mich gar nicht erinnern, was ich da geträumt habe. Nur eines weiß ich, schön war es nicht.“ Er versucht sich in einem Lächeln und streicht mir das wirre Haar von der Stirn.

      „Das glaube ich dir“, antwortet er, sieht dann auf seinen Arm und zieht ihn schnell zurück, als wäre ihm die Geste peinlich. Mir ist peinlich, dass die Träger meines Oberteils von meiner Schulter gerutscht sind und ich ihm fast schon meinen tiefen und BH-losen Ausschnitt präsentiere, den er sehr dezent anstarrt. Inzwischen müsste mehr Morgenrot in meinem Gesicht glühen als draußen am Himmel. Leider ist es hell genug, um zu sehen, dass mich diese ungewöhnliche Schlafgemeinschaft alles andere als kaltlässt. Manchmal wünschte ich, dass man mir nicht immer alles von der Nase ablesen kann. Denn sein wissendes Grinsen macht die ganze Situation noch ein wenig unangenehmer, so dass sich mein Magen wieder meldet. Aber wer kann es mir verdenken. Da liegt ein völlig fremder Mann in meinem Bett, der mich die halbe Nacht lang gehalten hat und dessen Namen ich nicht mal kenne. Und der Augenblick, ihn ganz beiläufig danach zu fragen, ist bereits Stunden zuvor die Donau hinabgeflossen. Umständlich rücke ich von ihm ab, behalte die Decke um mich geschlungen und stolpere zur Couch. Wieso muss ich auch derart kurze Schlafshorts im Sommer tragen? Als ich mit den Zehen gegen den Couchtisch stoße und aufjaule, höre ich ihn unterdrückt lachen.

      „Gib dir keine Mühe. Ich habe die Nacht über so ziemlich alles von deinen Beinen gesehen, was deine Shorts herzeigen. Und das ist schon eine Menge.“ Inzwischen strahlt er übers ganze Gesicht. Meine Verlegenheit scheint ihn zu amüsieren. Finster starre ich ihn an, damit er aufhört, mich in Verlegenheit zu bringen. Aber er denkt nicht dran, lehnt sich entspannt zurück und flüstert weiter Unverschämtheiten vor sich hin. „Zum Glück für mich sind auch die Träger deines Shirts deinen weiblichen Argumenten nur mäßig gewachsen.“ Okay, jetzt reicht es mir. Ich balle die Decke zusammen und werfe sie in seine Richtung. Lachend verschwindet er darunter.

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