Bittersüß - davor & danach. Adele Mann
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Wenn ich einen Weg zu Jan finden will, um ihm zu zeigen, dass er für mich genauso begehrenswert ist wie früher, führt der nur übers Bett. Bin ich bereit, diesen Weg zu gehen? Will ich das wirklich? Kann ich das tun, ohne mich nochmals Hals über Kopf in ihn zu verlieben?
Ja, meine Gedanken sind vollkommen wahnsinnig. Abgesehen davon sind es nur Hirngespinste. Jan will keinen Kontakt zu mir, das hat er mehr als deutlich gemacht, auch wenn er am Ende schwankte. Und selbst wenn … Natürlich bin ich in den letzten Jahren erwachsen geworden und selbstbewusster als noch vor vier Jahren. Doch auch heute plagen mich Unsicherheiten und gewisse Ängste, die ich überwinden müsste, um Jan ohne Zweifel zu beweisen, dass ich ihn noch will. Sein Körper und seine sexuelle Kraft konnten manchmal einschüchternd sein, während ich – schüchtern und unerfahren – einfach von seiner Leidenschaft infiziert worden war. So wie mit ihm war ich mit keinem anderen. Und da ist dieser kleine selbstsüchtige Teil von mir, der das nicht nur für ihn, sondern auch für mich selbst tun möchte, der wieder diesen Rausch fühlen will, wenn ich mit ihm schlafe.
Bin ich stark und entschlossen genug, das durchzuziehen?
Gott, steh mir bei! Aber ich will es tun. Ich will das wirklich wagen. Wie zum Teufel stelle ich das nur an? Wie verführe ausgerechnet ich jemanden, der früher selbst der Verführer war und aufgrund seiner derzeitigen Verfassung sehr wahrscheinlich unempfänglich oder misstrauisch für diese erotischen Absichten sein wird?
Ich erinnere mich nicht daran, je so verrückte Ideen gehabt zu haben. Seltsamerweise ist es dieser kühne, völlig wahnsinnige Plan, der sich in meinem Kopf formt, der mich endlich einschlafen lässt. Verrückt. Erst jetzt gelingt es mir, die Unruhe in mir abzustellen und die Augen zu schließen. Vielleicht bekomme ich doch noch zwei Stunden Schlaf vor einem zehnstündigen Arbeitstag.
Kaum bin ich eingenickt, läutet mein Handy. Zuerst denke ich, dass ich kurz verschlafen habe und nun schon der Wecker läutet. Murrend fasse ich nach dem Smartphone und bekomme fast einen Schlag, als ich den Anrufer auf dem Display erkenne. Eingehender Anruf: Jan Herzog. Sofort bin ich wach. Vielleicht träume ich noch? Mit Unterstützung dieser beruhigenden Vorstellung drücke ich auf annehmen und halte mir das Handy ans Ohr. Mein Herzschlag dröhnt so laut, dass ich Angst habe, nichts zu hören.
„Ella?“, höre ich seine fragende Stimme. Er klingt verdammt wach, so als hätte er keine Minute geschlafen.
„Jan?“
„Ja“, bestätigt er kurz und eine unangenehme Pause entsteht, als wisse keiner von uns, was er eigentlich sagen soll. Aber immerhin hat er mich angerufen um – ich sehe kurz auf die Uhr – fünf Uhr morgens.
Er seufzt leise. „Ich hätte nicht anrufen sollen.“
„Nein, ich meine … Schon okay. Wieso rufst du so früh an?“
Mist. Ich stottere. Aber ich kann mich darauf ausreden, ich hätte schon geschlafen.
„Oh … Wie spät ist es denn?“, fragt er ehrlich erstaunt.
„Ähm … So fünf Uhr vorbei.“
„Mist. Ich wusste das nicht. Ich konnte nicht schlafen – wie meistens nicht – und dachte, bevor ich es mir nochmals ausreden kann, ruf ich dich lieber gleich einfach an … Aber ich kann auflegen und später anrufen, wenn du noch schlafen möchtest.“ So fahrig und unsicher habe ich ihn noch nie erlebt.
Irgendwie gefällt es mir. Mein Magen drückt bei dem Gedanken, dass er an mich gedacht und dieser Anruf ihn nervös gemacht hat.
„Nein, ist schon in Ordnung. Jetzt bin ich ohnehin wach.“
War ich schon die ganze Nacht lang. Aber das lasse ich lieber unerwähnt, genauso wie den Grund dafür.
„Ich wollte dir nur nochmal sagen, wie beschissen mein Verhalten war. Kann ich dich heute zu einem Kaffee einladen und wir reden?“ Ein so einfacher Vorschlag und dennoch bricht mir der Schweiß aus, obwohl es mir doch wunderbar in den Kram passen sollte, bedenkt man meinen verrückten Plan. Aber ich habe eine noch bessere Idee.
„Ich komme heute ziemlich spät von der Arbeit.“
„Verstehe“, brummt er düster, als hätte ich ihn abgewimmelt.
„Also … wieso kommst du danach nicht zu mir? Ich wohne noch in derselben Wohnung wie früher. Außerdem nehme ich, wenn ich so lange arbeite, immer ein paar Überbleibsel aus der Hotelküche mit. Alles sehr lecker. Und bei mir können wir uns in Ruhe unterhalten … wenn du willst.“ So, ich habe es getan. Der Vorschlag ist raus und damit liegt es an ihm.
Jan zögert. Es knistert in der Leitung. Das Schweigen dehnt sich aus. Hat er genauso Angst vor den Erinnerungen hier wie ich?
„Und das macht dir nichts aus?“, fragt er nach.
„Nein, gar nicht.“ Das ist glatt gelogen. Es hat ein Jahr gedauert, ehe nicht jede Kleinigkeit in meiner Wohnung mich an ihn erinnert hat. Dafür gibt es Ikea und all die anderen Möbelhäuser, die es mir erlaubt haben, für wenig Geld viel Veränderung herbeizuzaubern. Danach wurde es besser. Auch wenn es nicht leicht sein wird, ihn wieder hier zu haben, hilft es mir. Hier wird er vielleicht leichter auftauen.
„Gut. Soll ich etwas mitbringen?“
„Nur dich. Für den Rest sorgt die Hotelküche und meine Kaffeemaschine.“ Er schmunzelt kurz, glaube ich.
„Wann soll ich bei dir sein?“
„So gegen halb sieben.“
Dann habe ich noch über eine Stunde Zeit, um zu duschen, mich umzuziehen und mir einzureden, dass ich bereit dafür bin.
„Das … Das passt.“ Ich habe das Gefühl, er wollte eigentlich etwas anderes sagen.
„Bis dann.“
„Bis dann, Ella.“
Ich lege auf und