Bittersüß - davor & danach. Adele Mann
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Bittersüß - davor & danach - Adele Mann страница 7
„Wie sieht es mit einem Kaffee aus, ehe du mich rauswirfst?“
„Geht klar, solange du aufhörst, mich weiter in Verlegenheit zu bringen“, warne ich ihn und verschränke die Hände vor der Brust. „Ja zum Kaffee und nein zum anderen. Du machst es mir zu leicht … Weißt du denn nicht, dass du gerade deinen Busen sehr vorteilhaft machst, dadurch …“ Zufrieden deutet er mit einem Nicken auf meine Arme, die ich daraufhin sofort fallen lasse. Ich verdrehe die Augen und schalte die Kaffeemaschine an. Verzweifelt wünsche ich mir, der Ansatz meines Pos würde nicht aus meinen Shorts hervorlugen. Doch wenn ich daran zupfe, stachelt ihn das nur mehr an, also lasse ich es. Mit zwei dampfenden Tassen gehe ich zur Couch, wo er schon wartet. Unfair wie das Leben ist, sieht er vom Schlaf zerzaust sogar noch heißer aus, während ich wie eine nass gewordene Katze mit verschmiertem Mascara aussehen muss. Um das zu wissen, brauche ich keinen Spiegel. Verstohlen fahre ich mir wenigstens über die Haare, die weder richtig blond noch richtig braun sind. Meine Freunde trösten mich immer damit, dass ich Meredith-Grey-Haare habe, aber da ich mir sicher bin, dass sie es nur nett meinen, hilft es nicht. Ich bin einigermaßen hübsch, mehr aber auch nicht. Dieser Kerl ist kein Typ für einigermaßen hübsch. Er ist der Typ für absolut wunderschön, etwas, das ich nie sein werde. Vielleicht nerven mich deswegen seine Sprüche so sehr.
„Hier.“ Ich gebe ihm den Kaffee, den er in zwei Zügen leert. Mein Magen ist zu nervös, um ihn richtig trinken zu können, also gönne ich mir nur ein, zwei Schluck zum Wachwerden.
„Seltsam“, sagt er. „Aber ich bin mir sicher, dass du das süßeste Mädchen bist, dem ich je begegnet bin.“ Spätestens jetzt tobt auf meinen Wangen ein Inferno. Als ich an mir runtersehe, beschämt durch seine Worte, sehe ich, dass die Röte sogar bis zu meinem Dekolletee vorgedrungen ist. Grinsend bemerkt er es ebenfalls.
„Du scheinst wirklich darauf zu stehen, mich in Verlegenheit zu bringen“, werfe ich ihm vor.
„Wie gesagt: Du machst es mir auch zu leicht.“ Kopfschüttelnd stellt er die Tasse auf den Beistelltisch. „Warum wirst du eigentlich bei allem, was ich zu dir sage, dermaßen rot? Dabei sind meine Kommentare noch im grünen Bereich ... Glaub mir, wenn ich dich richtig in Verlegenheit bringen wollte, würde ich noch ganz andere Dinge sagen.“ Schockiert starre ich ihn an. Wie meint er das denn?
„Und was hast du davon?“, frage ich irritiert.
„Erstens wirst du dann so schön rot und blickst süß und verschämt drein. Das ist mal etwas anderes … Und zweitens brenne ich darauf zu wissen, was passieren würde, wenn ich dich mal richtig in Verlegenheit bringe.“ Sein glühender Blick streift über meinen ganzen Körper, ehe er mir herausfordernd ins Gesicht sieht. Überrascht über mich selbst antworte ich ihm, ohne darüber nachzudenken: „Und warum denkst du, ich würde dir erlauben, mich richtig in Verlegenheit zu bringen?“ Trotz Röte im Gesicht halte ich seinen blauen Augen stand, deren Anblick mir heiße Wellen über die Haut jagt.
„Ich habe da so eine Ahnung, dass ein Teil von dir das gerne möchte.“ Grinsend schüttle ich den Kopf. Bevor das hier noch ausartet, starre ich auf die Uhr. Es ist fast sieben. „Inzwischen fahren die U-Bahnen schon“, erinnere ich ihn.
„Du kannst es gar nicht erwarten, mich loszuwerden. Dabei war ich gestern noch so nützlich.“ Das war nicht fair. Er versucht mir ein schlechtes Gewissen zu machen.
„Na gut, ich schulde dir etwas für deine Hilfe gestern. Was möchtest du als Dank gerne haben?“
„Oh, da würde mir einiges einfallen … Aber im Moment reicht mir schon deine Handynummer, fürs Erste.“ Selbstbewusst zuckt er mit den Augenbrauen. Der Kerl weiß, dass er mich am Haken hat, wenn er mich am Haken haben will. Doch ich halte das nur für leeres Gerede. Ich werde ihm meine Nummer geben und schon bei der nächsten umwerfenden Frau vergisst er mich anzurufen. Wie Madline aus dem Hotelmanagement-Seminar immer sagt: Traue nie umwerfenden Kerlen mit blauen Augen. Ich sollte auf Madline hören, doch ich merke, wie meine Finger, diese Verräter, nach dem Handy fassen, um ihm meine Nummer zu geben. Er tippt sie ein, ruft mich testweise an und legt dann auf.
„Zu spät. Jetzt habe ich deine Nummer. Kein Rückzieher mehr möglich“, warnt er mich bestens gelaunt und steht dabei auf. Was soll’s. Er ruft ohnehin nicht an.
„Ich bringe dich noch raus.“
Da er in ziemlichem Tempo vorgeht, bleibt mir keine Zeit mehr, mir was überzuziehen. Also folge ich ihm in Shorts in den kalten Eingang meines Wohnhauses. Zum Glück ist niemand hier. Kurz vor dem Tor dreht er sich um und fragt: „Wie heißt du eigentlich?“ Ich muss lachen, weil ihm anscheinend jetzt erst auffällt, dass er meinen Namen nicht kennt. Aber flirten konnte er mit mir.
„Ich heiße Ella.“
„Ein schöner Name. Woher kommt er?“
„Meine Mutter war total verrückt nach France Gall.“ Verständnislos sieht er mich an. „Ihr Song … Ella, elle l’a … Na jedenfalls ist ihr ausgerechnet bei meiner Geburt wieder eingefallen, wie toll sie doch diesen französischen Popsong findet. Also – Voilà – hat sie mich nach dem Song benannt.“
Strahlend lächelt er mich an. „Und wie heißt du?“ Seine Mundwinkel sacken ein wenig nach unten.
„Meine Leute haben mich Jan genannt … Und ich bezweifle, dass es dafür einen Grund gegeben hat. Vermutlich haben sie einfach nach einem Namen mit J gesucht.“ Bitter schnaubt er.
Dieser Laut passt so gar nicht zu dem lebenslustigen, ständig flirtenden Kerl, den ich die letzten Stunden kennengelernt habe. Doch so schnell es gekommen war, verschwindet es wieder und er scheint wieder ganz der Alte.
„Also, deine Nummer habe ich ja jetzt, Ella. Sei gewarnt, denn ich werde sie auch benutzen“, warnt er mich mit dem Handy wedelnd. Ich schüttle zur Antwort grinsend den Kopf und versuche dabei, die herrliche Nervosität, die mich in seiner Nähe fest im Griff hat, abzuschütteln. Erfolglos.
Jan nimmt die Klinke des großen Eingangstors in die Hand. Knarrend öffnet sie sich.
„Mach’s gut, Jan. Und … danke für alles“, verabschiede ich mich. Er gibt der Tür einen Stoß, murmelt ein „Bis bald“ und verschwindet dann. Auf dem Weg zurück zur Wohnung kann ich immer noch nicht glauben, dass das alles passiert ist. Tief in Gedanken zupfe ich an meiner Unterlippe und höre schnelle Schritte hinter mir, als mich jemand plötzlich an der Schulter packt und umdreht. Jan steht schwer atmend vor mir. Ehe ich noch wirklich begreifen kann, dass er nochmal zurückgerannt ist, drängt er mich schon gegen die kalte Mauer. Seine blauen Augen bohren sich in meine. Er drängt mich gegen die Wand und küsst mich, wie ich noch nie geküsst wurde. Ich fühle den Druck seiner Fingerspitzen überdeutlich auf meiner Schulter. Seine Lust und meinen Hunger. Er packt mich an der Hüfte und drückt seinen Mund auf meine Lippen. Eigentlich sollte ich erstaunt sein. Ich bin es auch. Doch mein Mund scheint wie für diesen Kuss gemacht. Ich erwidere ihn, ohne darüber nachzudenken, öffne den Mund für ihn. Sein heißer Atem macht mich ganz schwindelig, und als unsere Zungen sich berühren, explodiert etwas in mir.
Ich bin bereits zweiundzwanzig, doch noch nie habe ich mich so gefühlt, wenn mich ein Mann mit seinem ganzen Körper küsst. Wir können gar nicht mehr aufhören. Ich presse ihn fest an mich. Es ist mir vollkommen egal, ob mich jemand sieht. Sein Unterbleib