Die Mädchen meiner Schule. Benny Bohlen

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Die Mädchen meiner Schule - Benny Bohlen

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      2

      Traunstein wirkte so einladend. Es war Liebe auf den ersten Blick. Verwinkelte Gassen, freundliche Häuser mit breiten Dächern und schön geschnitzten Balkonen, auf denen leuchtend rote Geranien blühten. Ein reich verzierter Brunnen schmückte die Mitte des Rathausplatzes. Die Inschrift in golden glänzenden Buchstaben am Fuße des Brunnenheiligen lud den Fremden ein, sich an dem erfrischenden Wasser zu laben. An einer Brücke war ein verwittertes Holzschild befestigt: Für Traktoren gesperrt!

      Ich ließ meine Augen über die Stadt schweifen, sah im Hintergrund die Chiemgauer Alpen liegen. Gewaltige Gebilde aus Stein, die meine Phantasie beflügelten. Märchen- und Fabelwesen, Hexen und Feen wohnten dort oben über den grünen Almen. Ich liebte den Zauber der ungebändigten Natur.

      Das Hupen eines Autos schreckte mich aus meinen Gedanken.

      „Wohl verrückt geworden, he?“, rief der Fahrer eines offenen Sportwagens. „Mitten auf der Straße zu pennen. Blöde Großstadtaffen!“

      Großstadt? Stimmt, mein Münchner Kennzeichen, stellte ich fest. Der Abschleppdienst hatte meinen BMW nicht abschleppen müssen, sondern nur irgendeine Flüssigkeit in den Reifen gepumpt. Es würde für ein paar Kilometer gehen, aber dann sollte ich den Reifen wechseln lassen, so wurde ich informiert. Ich hatte freundlich genickt, dem Mann eine Banknote in die ausgestreckte Hand gedrückt und weiter nach Traunstein gefahren.

      Ich machte eine entschuldigende Handbewegung, fuhr wieder an und bog in die nächste Straße ein. Ein Schild wies mir den Weg: Annette-Kolb-Gymnasium.

      Das Schulgebäude passte nicht in das Stadtbild, obwohl der moderne Bau aus Glas und Beton sehr zweckmäßig wirkte. Aber da die Schule ein wenig entfernt von der Stadt am Waldrand stand, neben Sportgelände und Fußballstadion, machte sie einen guten Eindruck.

      Während ich mich der Schule näherte, sah ich auf dem Sportplatz junge Männer in bunten Trikots über den Rasen laufen.

      „Tor, Tooor!“, schrien die zehn Zuschauer, als ein Blondschopf in Rot nach raschem Spurt den Ball ins Tor geschossen hatte.

      Der Lärm eines Schwimmbades tönte herüber. Die spielenden, planschenden Kinder übertönten mit ihrem Geschrei noch die Rufe der Fußballfans.

      Ich wendete und fuhr in die Stadt zurück. Durch einen Torbogen, dann links und die nächste Straße rechts, so hatte es mir Claudia Bamhackl beschrieben.

      Ich fand einen Parkplatz genau vor der Hausnummer zwei. Es war ein freundliches Haus mit weiß getünchten Mauern, grünen Fensterläden und einem schönen Balkon im ersten Stock. Auch hier blühten rote Geranien in den Kästen.

      Ich stieg aus und schloss mein Auto ab. Dann ging ich langsam auf das Gartentor zu.

      »Bamhackl«, stand auf dem Klingelschild. »Einmal läuten«

      Das Schild darunter war leer, kein Name aufgedruckt. Ich klingelte und ging zur Haustür. Ein hübscher kleiner Garten mit Jasmin und Fliedersträuchern lag vor dem Haus; auf den Stufen zur Eingangstür standen zwei Schalen mit blühenden Fuchsien. In den Beeten neben dem Gartenweg blühte roter und weißer Phlox.

      Aus dem geöffneten Fenster neben der Haustür hörte ich das Klappern von Geschirr.

      „Moment“, rief eine Frauenstimme. „Ich komme gleich.“

      Dann hörte man das Schlagen einer Tür und tippelnde Schritte. Eine ältere Dame öffnete. Mit ihr kam ein Schwall von Küchenduft aus der Tür. Frisch gebacken, dachte ich, wie zu Hause.

      „Ja, bitte?“, fragte sie freundlich.

      „Ich bin Benny Bohlen“, stellte ich mich vor.

      „Oh, Herr Bohlen“, rief die Hausfrau. „Gerade haben wir von Ihnen gesprochen.“

      „Tatsächlich?“

      „Aber ja. Ich habe meiner Schwester am Telefon erzählt, dass der neue Lehrer bei mir wohnen wird. Wie in alten Zeiten, habe ich gesagt. Sie müssen nämlich wissen, dass mein Mann auch Lehrer war. Aber nun kommen Sie doch erst einmal herein. Ich bin Claudia Bamhackl.“

      Damit trat sie von der Tür zurück und streckte mir die Hand entgegen. Neugierig betrat ich das Haus. Da ich hier wohnen sollte, sah ich mich mit einem raschen Blick genau um. Es gefiel mir hier sofort: ein breiter Flur, glänzend gebohnerte Holzdielen mit einem rötlichen Teppich belegt, mehrere Türen und auf einer alten Kommode ein großer Asternstrauß. Meine Blicke verweilten einen Augenblick auf der Treppe, die sich in behäbiger Rundung nach oben in den ersten Stock erhob.

      Dann folgte ich der einladenden Handbewegung von Claudia Bamhackl. Auf dem Tisch war für zwei Personen Kaffeegeschirr aufgedeckt. Ein frischer, duftender Napfkuchen stand in der Mitte.

      „Mögen Sie Kuchen?“, fragte die Hausherrin.

      „Meine heimliche Leidenschaft.“

      „Ach“, rief sie freudig, „meine auch. Aber setzen Sie sich doch. Ich hole schnell den Kaffee. Dann können wir ein wenig plaudern. Oder möchten Sie erst Ihr Zimmer sehen?“

      „Das kann noch warten. Aber wenn ich mir vielleicht zuerst die Hände waschen dürfte? Ich hatte nämlich eine Reifenpanne.“

      „Na, so ein Pech. Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Badezimmer.“

      Einige Minuten später saßen wir bei Kaffee und Kuchen. Ich genoss die gemütliche Atmosphäre, und fühlte mich vom ersten Augenblick an wohl. Fast eine Stunde lang hörte ich der Dame zu, aß Kuchen, trank Kaffee und nickte.

      Sehr bald kannte ich ihre ganze Lebensgeschichte. Als Kind eines Bauern hatte Claudia Bamhackl das Licht der Welt erblickt, vor siebenundsechzig Jahren. Sie sieht eigentlich viel jünger aus, dachte ich damals, sie hat so lebendige Augen und ein so fröhliches Lächeln. Mit achtzehn heiratete sie einen jungen Lehrer und zog mit ihm nach Traunstein. Sie schenkte ihm eine Tochter und war eine gute Ehefrau. Später ging die Tochter nach München und heiratete dort einen Rechtsanwalt. Ihr Mann war vor einigen Jahren gestorben. Seit dieser Zeit lebte sie allein, aber sie schien sich mit dem Leben gut auszukennen, war rüstig und trotz allem guter Dinge.

      Vor zwei Monaten hatte der Schuldirektor bei Claudia Bamhackl angefragt, ob sie nicht ein Zimmer an einen Lehrer aus München vermieten wolle.

      Und ob sie wollte!

      Wo sie doch so viel Platz hatte. Und so viel Zeit. Außerdem konnte sie viele gute Ratschläge geben.

      „Ich schwatze doch zu viel“, sagte sie lächelnd, nachdem sie geendet hatte.

      „Aber nein, ich höre Ihnen gern zu. Übrigens, Ihr Kuchen schmeckt ganz ausgezeichnet. Auch Ihr Kaffee ist so, wie ich ihn gern mag.“

      „Sie sind sehr liebenswürdig, junger Mann“, bemerkte sie geschmeichelt. „Möchten Sie jetzt Ihr Zimmer sehen?“

      „Ja, sehr gerne.“

      Gemeinsam gingen wir in den ersten Stock. Meine Hand strich dabei über das dunkel glänzende Eichenholz des Geländers, als ich die Stufen hinaufging. Ein dicker Velourteppich schluckte jedes Geräusch der Schritte. Oben blieb ich auf dem kleinen, blitzsauberen

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