Liebe auf den zweiten Blick - Insulaner küssen anders. Mira Schwarz
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Kapitel 1 – Alles auf Anfang
»Hallo, Luisa!«
Erna Buddenschön, die Vermieterin von Luisa Tanner war gerade beim Fensterputzen als Luisa in die Haustür huschen wollte. »Na, wie lief es denn bei Gericht … alles zu deiner Zufriedenheit verlaufen?«
Erna Buddenschön war furchtbar neugierig. Ständig hing ihr Kopf aus dem Küchenfenster, sie beobachtete die Straße, sie putzte die Fenster oder fegte die Gosse.
Erna Buddenschön war stets präsent – man kam einfach nicht an ihr vorbei, und unter einer Stunde auch nicht weiter. Wen sie einmal in ihren Klauen hatte, ließ sie so schnell nicht wieder los.
Luisa legte ein Lächeln auf, als sie die ältere Dame passierte.
Denn Erna Buddenschön war … einfach nur nervig und trotzdem freute sich Luisa sie zu sehen.
»Hallo, guten Morgen.« Luisa seufzte, blieb aber höflicherweise trotzdem stehen.
»Wie ist es gelaufen? Scheidung durch? Gab es Tränen, Herzschmerz?«
Die Fragen prasselten nur so auf Luisa ein. Reichten ihr die Klatschblätter der Regenbogenpresse nicht mehr?
»Das sind aber eine ganze Menge Fragen.« Luisa holte Luft. »Also, die Scheidung ist jetzt rechtskräftig, ich bin ein freier Mensch. Voilà!« Luisa rieb sich die Hände. »Ich würde ja gern mit Ihnen anstoßen, aber hier so zwischen Tür und Angel. Es ist wirklich sehr unangenehm kühl hier draußen.«
Das ließ sich die Dame mit dem altmodischen Kittel nicht zwei Mal sagen. Wenn Frau Buddenschön Klatsch und Tratsch roch, war sie sofort zur Stelle.
»Ach Gott, Kind, kommen Sie doch einfach rein. Ein Schlückchen Sekt können wir wohl beide vertragen, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Luisa und lachte innerlich. Du hast mir hier den ganzen Morgen aufgelauert, natürlich musstest du wissen, was da abgelaufen ist. Deine Fenster glänzen wie kleine Diamanten. Erna, Erna, mir graut vor dir!
Die Dame öffnete ihr die Tür und bat Luisa einzutreten.
»Nun erzählen Sie erst mal«, forderte sie sogleich Luisa auf, währenddessen sie ein Fläschchen Piccolo aufschraubte und sich und Luisa ein Gläschen Sekt einschenkte. »Dann wollen wir mal anstoßen. Auf die Freiheit. Prösterchen.«
Luisa ekelte sich. Dieser Sekt verdiente noch nicht einmal den Namen Schaumwein - auch schon egal. Sie war nervös. Immerhin durfte sie ihrer Hauswirtin nicht zu viel erzählen. Die Dame galt als alte Klatschbase, ihr Ehemann Ernst war auch nicht viel besser. Dieser lungerte auch nur in der Gegend rum und Erna selbst hatte schon viele Leute brüskiert.
»Wissen Sie«, sagte Frau Buddenschön, »Männer verhalten sich immer noch wie Jäger und Sammler – sie jagen den ganzen Tag hinter irgendwelchen Zielen hinterher und sammeln Aufmerksamkeiten. Wenn sie dann irgendwann bemerken dass es noch etwas anderes gibt als das Jagen und Sammeln ist es meistens schon zu spät. Die Frau ist weg, die Kinder aus dem Haus – und nun – wo war das bequeme Leben, welches man sich gestalten wollten.«
Luisa grinste. »Finden Sie, dass es sich so verhält, Frau Buddenschön?«, meinte sie nach einem weiteren Schluck.
»Ja schon.« Die Dame nickte. »Große Klappe, nichts dahinter. Mein Ernst ist auch so ein Exemplar.«
»Ach, Frau Buddenschön.« Luisa schaute in ihr Sektglas, »lassen Sie mal gut sein. Ihr Ernst ist schon in Ordnung. Irgendwo brauchen wir doch alle mal einen Mann, nicht wahr?«
Die Dame gönnte sich ein Schlückchen Sekt dann fragte sie: »Ein bisschen Angst vor der Zukunft bleibt aber doch, nicht wahr?«
Luisa stutzte.
»Ich musste lügen, wenn es nicht so wäre. Doch ich habe das, was ich wollte. Ich habe keine Lust mehr auf Kompromisse.«
»Also, wenn ich es nicht besser wüsste«, meinte Erna Buddenschön, und schaute sie frontal an. »Du liebst ihn noch immer, nicht wahr, ein kleines bisschen vielleicht?«
»Nein ganz sicher nicht!« Luisa straffte ihre Schultern. »Ich werde nachher meine Schwester in Paris anrufen, dann komme ich auf andere Gedanken.« Ihr graute es vor diesem Anruf und doch sehnte sie sich danach. »Hoffentlich weiß sie noch, dass sie eine Schwester hat. In den Jahren meiner Ehe habe ich nicht viel mit ihr gesprochen, wir haben uns für eine Weile aus den Augen verloren. Im Augenblick ist sie auf der Fashion Week in Paris, danach geht's ab nach London.«
»Immer noch Model, Ihre Schwester?« Luisa hatte Frau Buddenschön bei ihrem Einzug von ihrer ehrgeizigen Schwester erzählt.
»Ja, das wird sich auch nicht ändern, bis sie dreißig ist. Danach hört es ja eh schon auf. Sie isst nur Grünzeug und sieht aus wie ein Hungerhaken – aber sie verdient einen Haufen Kohle. Na ja, hat eben Glück gehabt. Hatte sie schon immer, die kleine Kati. Halt die richtigen Leute zur richtigen Zeit getroffen.«
Frau Buddenschön stieß einen tiefen Seufzer aus. »Tja, hinter jedem Haus steckt ein ›Ach‹, nicht wahr Luisa – was haben Sie jetzt vor?«
Luisa seufzte und trank erneut. »Weiß ich noch nicht. Keinen Plan, noch nicht mal 'nen Zettel dafür.« Wenn nichts mehr half, half Galgenhumor. Schnell ließ sie sich nachschenken und trank.
War sie wirklich so verzweifelt? Immerhin hatte sie in den letzten Wochen, ja beinahe Monaten auf nichts anderes hingearbeitet, als diesen Tag. Und nun, als er gekommen war, war da Nichts mehr. Ein großes, schwarzes Loch und wenn sie hineinsah, musste sie feststellen, dass sie eigentlich gar keine Pläne für die Zeit danach hatte.
Und das musste sie alles feststellen, als sie mit einem warmen Glas Sekt auf der viel zu alten Couch von Frau Buddenschön saß.
Luisa biss sich auf die Lippe. Die Frage war gut. Was zum Teufel habe ich jetzt vor.
»Ich werde erst einmal nach oben gehen, mir eine warme Dusche gönnen und dann sehen wir weiter«, antwortete sie mehr zu sich selbst. »Vielen Dank für den Sekt Frau Buddenschön, es war nett mal wieder mit Ihnen geplaudert zu haben.«
»Ja, dann mal tschüss und immer dran denken – andere Mütter haben auch schöne Söhne!«
Die Dame lachte, Luisa zog die Mundwinkel nach oben, quälte sich ein Lächeln ab.
Schlechtester Spruch ever!
Kapitel 2 – Und was nun?
Das Haus der Buddenschöns, in welchem Luisa vorerst eine neue Bleibe gefunden hatte, lag im Stadtteil St. Pauli. Es war ruhig gelegen, hatte einen kleinen Vorgarten, der hingebungsvoll von der Dame höchstpersönlich gepflegt wurde. Neugierde hin Neugierde her, Buddenschöns waren nette Vermieter.
Ihr Vermieter war, wenn er nicht gerade seinen Genever trank, ganz verträglich. Zwar hielt Ernst Buddenschön nicht viel von der Arbeit – das Haus dümpelte einfach so vor sich hin, wie ein alter Kahn der einer Komplettsanierung bedurfte