Liebe auf den zweiten Blick - Insulaner küssen anders. Mira Schwarz

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Liebe auf den zweiten Blick - Insulaner küssen anders - Mira Schwarz

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erwiderte, noch völlig außer Atem: »Nein, war mehr auf Golfplätzen und Empfängen zu finden. Beides hatte den Vorteil, dass alles ebenerdig war. »Schön dich wiederzusehen, lass dich anschauen. Du siehst aus wie ausgespuckt, Luisa, weißt du das?« Sie lachte hell auf. Ihre direkte Art hatte Luisa vermisst. »Da müssen wir schnellstens etwas dagegen unternehmen.« Tine schüttelte den Kopf.

      Die beiden Freundinnen erzählten und erzählten, bis sich bereits der Abend näherte. Tine hatte eine Kerze entzündet und zwei Gläser Wein auf den Tisch gestellt.

      »Na ja, das war natürlich alles nicht so einfach für dich. Da hast du dir aber auch ein Exemplar ausgesucht … bei aller Gnade, meine Liebe! Hast du nicht mal im Netz recherchiert … ich meine, macht doch heute jeder. Wozu gibt's denn Facebook, Twitter und Co. Mensch, Luisa, du bist doch nicht von gestern, du bist so … wie soll ich sagen, ohne dich zu verletzen.«

      »Sag es nur«, meinte Luisa, »eigentlich bin ich total phlegmatisch und gehe seit längerem den bequemsten Weg. Muss wohl daran liegen, dass ich fünf Jahre den goldenen Löffel gekostet habe. Ich brauchte nicht zu arbeiten, nicht zu denken, der Preis dafür war totale Abhängigkeit, gepaart mit Stagnation, blöden Sprüchen und durchgeknallten Nächten.«

      »War eigentlich ein Superdeal! Nur mir hat es eben nicht gelangt. Kannst du das verstehen, Tine? Vielleicht hast du recht, und ich bin das bescheuertes Huhn auf dem Planeten Erde oder irgendwie falsch gepolt.«

      »Nein bist du nicht, Luisa!« Tine schüttelte den Kopf.

      »Ich hätte mir unser Wiedersehen irgendwie anders, schöner vorgestellt, nicht so emotionsgeladen und voll gepackt mit Problembewältigung. Luisa, du hast echt was an der Backe, das kann ich dir sagen!«

      »Weiß ich selbst«, meinte Luisa pragmatisch.

      »Luisa, denk einfach nicht mehr dran, okay? Los, komm, lass uns erst mal ordentlich unser Wiedersehen feiern«, meinte Tine und prostete Luisa zu.

      »Ist zwar nicht die ganz große Sause, schließlich haben wir bald Monatsmitte. Du wirst sehr schnell lernen, was das bedeutet, Süße. Trotzdem, ich freue mich riesig, dich wiederzusehen.« Freudestrahlend nahm sie Luisa in den Arm.

      Oh, ich weiß jetzt schon, was das Wort bedeutet. Derzeitig schwebe ich noch ein wenig in einer anderen Dimension, der Urknall kommt erst noch.

      Laut sagte Luisa: »Ja, noch so was, woran ich mich wieder gewöhnen muss – meine Kohle allein zu verdienen. Von nichts, wird nichts kommen.«

      »Na, wenigstens die Grundeinstellung stimmt schon mal. Zum Wohl Luisa, auf unser Wiedersehen, und auf dein neues Leben!«

      »Zum Wohl, Tine!«

      ***

      Die beiden Frauen verbrachten den restlichen Abend damit, Pläne zu schmieden. Sie surften im Internet, schauten sich alle möglichen Seiten an, doch Tine war derzeitig viel mehr an dem ehemaligen Glamourleben Luisas interessiert. Als Luisa davon zu erzählen begann, saugte Tine alles in sich auf und war ziemlich beeindruckt. Luisa erzählte auch von ihrer Schwester Katharina die für die erste Riege der Modeschöpfer auf den Laufstegen der Welt lief, und Tine schluckte schwer.

      »Also irgendwas muss ich falsch gemacht haben. Bin ich irgendwo mal links abgebogen, wo ich rechts hätte abbiegen müssen?«, fragte sie Luisa nach dem dritten Glas Wein.

      »Nein, Tine, du hast schon alles richtig gemacht. Ich kann mir nichts anderes für dich vorstellen, als deine Liebe zum Buch. Der Job ist schon okay für dich. Du bist Buchhändlerin mit Leib und Seele. Das passt schon!« Tine nickte eifrig.

      »Hast ja recht, Luisa. Nicht nur, dass ich eine Leseratte durch und durch bin, ich verkaufe dir auch noch den letzten Schinken aus den 60er-Jahren der ganz hinten im Regal sein Dasein fristet, das kann ich wenigstens. Bücher sind mein Leben. Allein der Geruch …, aber ich schweife ab.« Sie holte noch eine Flasche Wein und etwas zu Knabbern. »Luisa, wenn wir hier vorankommen wollen, brauchen wir einen Masterplan und zwar ziemlich ratzfatz. Du wirst diese Glitzerwelt verlassen müssen, dein goldener Käfig existiert nicht mehr. Der Vogel ist flügge geworden – weißt du?«

      »Ja, so bringt man es wohl am besten auf den Punkt.«

      Tine hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.

      Wie immer.

      Bye-bye Gucci-Täschchen, bye-bye Armani-Anzug, bye-bye kostbare Parfümflakons und Edelboutiquen in Pöseldorf.

      »Du schläfst heute Nacht erst mal bei mir«, darüber diskutierte Tine gar nicht weiter. Und Luisa hatte wahrlich nicht die Absicht Protest einzulegen. Im Gegenteil, sie war froh endlich einmal in einem halbwegs vernünftigen und vor allem trockenen Bett zu schlafen. Diese Wohnung war behaglich eingerichtet, die beiden Freundinnen hatten sich auf das Sofa gekuschelt und eine dicke Decke über ihre Beine gelegt.

      »Los, lass uns die Betten beziehen«, sagte Tine plötzlich. »Mitternacht ist schon vorbei.« Tine war schon immer die praktisch Veranlagtere gewesen.

      Luisa merkte bald, dass sie ihre Freundin unterschätzt hatte. Diese war keine Heulsuse – im Gegenteil. Tine stand mitten im Leben und bemitleidete weder sich selbst noch andere. Tine packte zu und nahm kein Blatt vor den Mund.

      Alsbald begann Tine loszulegen. »Hör zu Luisa – erstens, du musst dein neues Leben aus eigener Kraft hinkriegen nur dann bist du wirklich frei. Es gibt keinen Mark mehr und sollte der Typ noch in deinen Hirnwindungen rumkriechen, verscheuche ihn. Solltest du Schiffbruch erleiden, ist es dein Ding, klaro? Ordne dein Leben. Hattest du irgendwo in einem vergessenen Hinterstübchen die ganz leise Absicht gehabt im Fall der Fälle bei den Sartors ›betteln‹ zu gehen, vergiss es. Du würdest nie frei sein! So geht Leben, Luisa!«

      »Tine, du wäscht mir ordentlich den Kopf, doch das brauchte ich wohl um mich endlich mit den Gegebenheiten abzufinden – ich ziehe hier die Elendsnummer durch und warte auf den nächsten Morgen. Bäh! Du bist ein richtiger Schatz, ein Goldschatz sozusagen.«

      Tine nahm sie einfach in den Arm und hielt sie ganz fest.

      »Alles gut, Luisa, alles gut.«

      Einige Zeit später hörte man von den beiden Nachteulen ein ruhiges, gleichmäßiges Atmen. Die Freundinnen waren auf dem Sofa eingeschlafen.

      ***

      Am nächsten Morgenschlief Luisa fast bis zum Mittag. Nicht, dass dieser Umstand bald zur Routine wurde.

      Kein tropf, tropf, keine Kälte die durch die Ritzen zog.

      Hier war es ruhig, angenehm warm und sie hatte nach der Aussprache den Schlaf wohl auch gebraucht. Vieles hatte sich Luisa gestern Abend von der Seele geredet und sie hatte es als sehr befreiend empfunden.

      Tine indes war bereits früh aufgestanden. Sie hatte Brötchen und vor allem jede Menge Zeitungen aus allen Regionen der Republik besorgt – natürlich, sie wollten die Stellenanzeigen durchforsten. Tine hielt fiel von der traditionellen Form der Zeitungen und bei Stellenanzeigen ging nichts über das gedruckte Exemplar einer Zeitung.

      »He, Schlafmütze aufwachen! Wir schreiten jetzt zur Tat!« Tine zog Luisa einfach die Decke weg und Luisa blickte sie verschlafen an.

      »Wie spät ist es denn?«

      »Och.«

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