Böse Jungs dringend gesucht. Mira Schwarz
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„Ich war sechs Jahre mit Florian zusammen“, erklärte Jenny. „Es ist doch klar, dass man dann nicht mehr so aufeinander steht, wie in den ersten Wochen.“
„Stimmt schon wieder“, gab Anouk ihr Recht. „Deshalb habe ich ja auch meine Dating-Regel. Höchstens fünf Mal Sex und dann ist Schluss.“ Sie stand auf. „Was ist nun - trinkst du noch eins?“
Jenny nickte stumm und sah ihrer Freundin nach, die sich Richtung Bar entfernte. Das hatte sie jetzt wirklich alles nicht hören wollen. Anouk brachte es immer wieder fertig, dass sie sich fühlte wie eine langweilige Spießerin. Nur weil sie nicht in Clubs ging, um fremde Typen abzuschleppen, war sie doch weiß Gott keine Nonne. Sie drehte sich noch einmal zu Anouk um, die gerade die Getränke bestellte und dann lachend den Kopf in den Nacken warf, während sie eine Frage des süßen Barkeepers beantwortete.
Nein, mit Anouk musste sie sich wirklich nicht vergleichen. Die war eine Klasse für sich. Und ihr beste Freundin – und die liebenswerteste Person, die es auf diesem Planten gab.
Aber was war mit den anderen Dingen, die Anouk gesagt hatte? Hatte sie Florian vielleicht wirklich bewegen wollen, ihr einen Heiratsantrag zu machten?
Jenny verzog das Gesicht. Gott, nein. Sie hatte schon seit längerem nur noch lauwarme Gefühle für ihn. Sie wollte ihn nicht zurück, aber sie wollte ihn auch nicht verlieren. Das machte zwar keinen Sinn, war aber die Wahrheit. Florian war ihr bester Freund – und irgendwie hatte Jenny angenommen, dass er das auch nach ihrer Trennung bleiben würde.
Sie fuhr zusammen, als Anouk ihr plötzlich eine eiskalte Bierflasche an den warmen Nacken hielt. „Na, hab ich ins Schwarze getroffen?“, fragte sie selbstzufrieden.
„Keine Ahnung“, seufzte Jenny. Die Wut war verraucht. Auf einmal fühlte sie sich nur noch so ausgelaugt, wie es sich nach einem Elf-Stunden-Tag im Krankenhaus gehörte. „Aber das Schlimmste kommst noch.“
Anouk beugte sich zu ihr herüber. „Er hat dir gesagt, dass sie besser im Bett ist.“
Jenny verdrehte die Augen. „Ha, ha.“ Sie trank einen Schluck. „Nein, er hat gefragt, ob es mich stören würde, wenn Kessy mit uns in den Urlaub fährt.“
„Ha!“ Triumph leuchtete in Anouks Augen. „Ich will ja nicht sagen, dass ich es dir gleich gesagt habe.“ Sie erhob ihre Stimme. „Aber habe ich es dir nicht gleich gesagt? Dieses Freunde-Bleiben-Getue ist vollkommen bescheuert. Ich meine, welches Ex-Pärchen fährt drei Monate nach der Trennung gemeinsam in den Urlaub?“
„Wir fahren doch jedes Jahr alle zusammen in das Haus“, erklärte Jenny kleinlaut. „Ich liebe das Haus.“
Das Haus war ein altes Bauernhaus in der Nähe von Schwerin, das Anouks Mutter in den 90er Jahren gekauft hatte. Mittlerweile wurde es als Seminarhaus vermietet, aber die erste Woche im Juni gehörte seit Ewigkeiten Anouk und ihren Freunden. Es war eine bunt zusammengewürfelte Truppe, die Jahr für Jahr für ein paar Tage zu diesem Trip in die Natur aufbrach: Anouk und ihr Mitbewohner Simon, Jenny und Florian und seit einigen Jahren auch Florians Schwester Sophie mit ihrer kleinen Tochter Emilia.
Jenny liebte diese Juni-Woche mit ihrer Clique. Sie freute sich schon Monate vorher darauf – es war für sie das Highlight des ganzen Jahres. Das wollte sie trotz der Trennung von Florian auf keinen Fall aufgeben.
„Ich will weiter ins Bauernhaus fahren“, wiederholte Jenny trotzig.
„Du sollst doch auch weiter hinfahren.“ Anouk sah sie an, als wäre sie ein wenig zurückgeblieben. „Du musst nur Florian sagen, dass er nicht mehr mit kann.“
„Aber was ist dann mit Sophie und Emilia? Sie sind Florians Verwandte, aber für mich sind sie doch auch fast so etwas wie Familie.“
„Weißt du, sieh es doch mal so.“ Anouk stuppste Jenny leicht an. „Diese Kessy-Sache hat dir wenigstens geholfen, Klartext zu reden. Ist wie nach einer Scheidung. Ihr müsst euren Freundeskreis aufteilen.“ Sie beugte sich ein wenig vor. „Ich bleibe natürlich bei Florian, jetzt wo er Hunderttausend im Jahr verdient. Nimm es nicht persönlich.“
Jenny boxte sie in die Schulter. „Sehr witzig. So viel verdient er nun auch wieder nicht.“
Anouk lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. „Also, dann sind es diesmal nur du und ich, Simon und Sophie mit Emilia?“
„Na ja.“ Jenny wich Anouks Blick aus. „Ich habe Florian eigentlich nicht wirklich abgesagt.“
„Dann kommt er ohne seine neue Flamme?“
Jenny betrachtete interessiert die Aufschrift auf ihrer Bierflasche. „Ich habe auch nicht gesagt, dass ich etwas dagegen hätte, wenn er Kessy mitbringt.“
„Sag, dass das nicht wahr ist“, stöhnte Anouk.
Jenny verbarg ihr Gesicht in den Händen. „Ehrlich gesagt habe ich gesagt, dass ich mich freuen würde, sie kennenzulernen.“
Anouk brach in Gelächter aus. „Das wird sicher ein unvergesslicher Urlaub.“ Sie schüttelte den Kopf. „Jetzt verstehe ich auch, warum du so durcheinander bist. Ich habe übrigens auch Neuigkeiten, was Schwerin angeht. Das wollte ich dir vorhin schon sagen.“
„Was denn?“ Jenny sah Anouk ängstlich an. „Gute oder schlechte?“
„Kommst auf den Blickwinkel an. Unser Rockstar hat mich vorhin angerufen.“
Sofort beschleunigte sich Jennys Herzschlag und sie versuchte, ihrer Stimme einen beiläufigen Ton zu geben. „Meinst du Chris?“
„Kennen wir sonst noch irgendwelche Rockstars?“
„Eigentlich ist er ja eher Britpopper“, murmelte Jenny.
Anouk winkte ungeduldig ab. „Seine 'Sad Cowboys' spielen ein paar Konzerte in Deutschland, deshalb ist er im Lande. Und da hatte er die glorreiche Idee, seine Stiefschwester mal wieder zu sehen.“
Jenny schluckte. „Chris kommst nach Berlin?“
„Nein, er besucht unsere Eltern in Hamburg. Aber ich habe ihn gefragt, ob er danach mit uns ins Bauernhaus fährt.“
Jenny war auf einmal so aufgeregt, dass ihr fast übel wurde. „Und? Was hat er gesagt?“
„Er überlegt es sich.“
„Cool“, quiekste Jenny wie ein kleines Mädchen. Wie ging das noch mit dem Ein- und Ausatmen? Sie hatte das Gefühl, dass sie irgendwie aus ihrem normalen Atemrythmus geraten war.
„Cool?“ Anouk runzelte die Stirn. „Geht's dir gut?“
„Ja, toll, meinte ich. Ich meine, wäre doch toll, wenn er mitkommt“, stammelte Jenny. Sie spürte, dass sie einen hochroten Kopf bekommen hatte.
Anouk musterte ihre Freundin durchdringend. „Du stehst doch nicht immer noch auf ihn?“
„Ich stehe nicht auf deinen Stiefbruder“, entfuhr es Jenny. „So ein Blödsinn. Wie kommst du bloß auf so einen Quatsch? Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Außerdem ist er ein totaler Angeber mit seinem