Lust auf Sex, Blut und Rache. Anne Pallas

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Lust auf Sex, Blut und Rache - Anne Pallas

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lächelnd.

      Ich hob scherzhaft den Zeigefinger. „Aber mein lieber Doktor! Sie wissen doch, ich darf keinen Alkohol im Dienst trinken.“

      „Dann sollten wir diesen Genuss auf die Zeit nach Ihrem Dienstschluss verschieden. Ich hoffe, Sie überwachen meine Person noch die ganze Nacht“, sagte er und starrte nun direkt auf meine Brustwarzen, die sich leicht erigiert durch den Stoff meines Kleides pressten.

      Ich lächelte den attraktiven Wissenschaftler an. „Wir werden sehen.“

      Ständig huschten meine wachsamen Augen durch den Saal. Ich versuchte, die Menschenmenge zu überblicken; ein Unternehmen, das fast aussichtslos erschien. Grob geschätzt befanden sich vielleicht zweihundertfünfzig Personen in dem weiten, in barockem Stil eingerichteten Ballsaal.

      Oberbürgermeister Donald Wilson schien alles eingeladen zu haben, was in der Stadt Rang und Namen hatte. Obwohl es noch relativ früh war, hatten sich bereits überall die auf Partys berüchtigten Gruppen und Grüppchen gebildet; kleine, meist aus zwei bis sechs Personen bestehenden Pulks, die sich an ihren Drinks festklammerten und miteinander redeten.

      Auf einer Empore im Hintergrund des Ballsaales kämpfte eine Big Band vergeblich gegen den Lärm an, den eine solche Menschenmenge verursachte. Weißlivrierte Kellner und Dienstboten flitzten wie ein Schwarm kleiner geschäftiger Fische durch die Menschenmenge, Tabletts mit Gläsern und kleinen Appetithappen über dem Kopf oder vor sich balancierend. Die Südseite des riesigen Saales wurde von einer scheinbar endlosen Tafel beherrscht, an der Köche mit hohen, weißen Mützen damit beschäftigt waren, dem kalten Büffet den letzten Schliff zu geben.

      „Kommen Sie“, sagte Lebedev. „Ich stelle Sie dem Oberbürgermeister vor.“

      Der Wissenschaftler drehte sich um und bahnte sich, mich an der Hand haltend und sanft hinter sich herziehend, eine Gasse durch die Menschenmenge. Ich fühlte mich nervös und angespannt. Dieses seltsame Unbehagen, das von mir Besitz ergriffen hatte, schien sich mit jeder Minute zu verstärken. Mein Blut schien unverändert zu kochen, und mir schien, als würde ich körperliche Kräfte verlieren.

      Ich schüttelte ärgerlich den Kopf, fing schon an, Gespenster zu sehen. Aber meine Beunruhigung blieb!

      „Miss Pallas!“ Oberbürgermeister Donald Wilson drückte einem der geschäftig herumflitzenden Dienstboten sein Glas in die Hand und kam mit langen Schritten auf mich zu. „Wie schön, dass Sie gekommen sind.“

      Er grüßte den russischen Wissenschaftler mit einem knappen Kopfnicken, hakte sich jovial bei mir unter und zog mich fast gewaltsam mit sich.

      „Gefällt Ihnen unsere kleine Party?“, fragte er.

      Ich nickte. „Sicher. Es ist ...“

      „Etwas ungewohnt, ich weiß“, nickte Wilson. „Aber ich wollte die Gelegenheit nutzen, und mich persönlich für Ihre Dienste bedanken. Es kommt viel zu selten vor, dass der Geheimdienst eine so attraktive Agentin schickt.“

      Die letzten Worte hatte er leise in mein Ohr geflüstert, ohne dabei zu vergessen, mit seiner Zungenspitze über mein Ohrläppchen zu streichen.

      Er sprach so schnell, dass ich Mühe hatte, seinen Worten zu folgen, und seine Bewegungen waren von einer derart quirligen, nervösen Art, dass ich mich unwillkürlich an einen auf und ab hüpfenden Gummiball erinnert fühlte. Der Oberbürgermeister war ein Mensch, für den man auf Anhieb Sympathie empfinden musste: Groß gewachsen, ein wenig zur Fettleibigkeit neigend, mit einem gutmütigen, sanften Gesicht, einer hohen Stirn und einer langweiligen, eckigen Brille auf der Nase – der Typ des gütigen Mannes, den man zu Weihnachten in ein rotes Kostüm steckte und ihn die Kinder bescheren ließ. Ich fragte mich unwillkürlich, wie es jemand wie Wilson schaffen konnte, zum Oberbürgermeister einer Stadt der Größe Edinburghs zu werden.

      Er nippte an seinem Glas, ließ seine kleinen, durchdringenden Augen blitzartig über die versammelte Menge gleiten und lächelte dann.

      „Ich habe Sie von Ihrem Zielobjekt – sagt man überhaupt so -getrennt, glaube ich. Tut mir leid.“

      „Keine Sorge, Mister Wilson, ich habe Lebedev keine Sekunde aus den Augen gelassen.“

      Donald Wilson grinste, stellte sein Glas ab und nahm mich am Arm.

      „Kommen Sie, meine Liebe. Ich stelle Sie noch weiteren Persönlichkeiten der Stadt kennen.“

      Der Oberbürgermeister scheuchte ein paar andere Partygäste beiseite und führte mich quer durch den Raum zu einer etwas geschützt liegenden Nische.

      „Mister Croyd, Mister Bender, Mister Sorens, Mister Cramer.“ Er grinste listig und beschrieb mit blumigen Worten die außerordentlichen Eigenschaften der Männer. Ich hörte nur teilweise zu, meine Aufmerksamkeit galt Alexander Lebedev. Der russische Wissenschaftler stand nur wenige Meter entfernt und unterhielt sich angeregt mit Kollegen.

      Das Brennen meines Blutes wurde plötzlich noch schlimmer. Ich spürte einen fast unüberwindlichen Widerwillen in mir aufsteigen. Die Musik in meinen Ohren schien plötzlich schriller zu klingen. Die Bewegungen der Männer wirkten plötzlich irgendwie hölzern und gezwungen, und in ihren Worten schien ein drohender Unterton mitzuschwingen.

      Böse.

      Der Gedanke stand klar und mit unbezwingbarer Kraft in meinem Bewusstsein.

      In diesem Raum war etwas Böses anwesend!

      Oder war das Böse in meinem Blut und brachte es zum Kochen?

      Ich merkte kaum, wie Donald Wilson mich ansprach. Erst, als er mich sanft am Arm berührte und ich dem besorgten Blick seiner Augen begegnete, löste sich der Bann, der von mir Besitz ergriffen hatte.

      „Was ist mit Ihnen, meine Liebe?“, fragte der Oberbürgermeister. „Fühlen Sie sich nicht wohl? Sie sehen etwas blass aus.“

      Ich schüttelte hastig den Kopf. „Es ist ... nichts, Mister Wilson. Wirklich.“

      Aber Wilson ließ sich nicht beirren.

      „Sie fühlen sich nicht wohl, nicht wahr?“, fragte er verständnisvoll und lockerte demonstrativ seinen Krawattenknoten. „Es ist verdammt heiß hier.“

      „Wirklich, Mister Wilson, es ist ... nichts“, wehrte ich ab. „Wenn mir vielleicht jemand den Weg zu den Damentoiletten zeigen könnte. Ich werde mich ein wenig frisch machen, danach geht es mir sicher besser.“

      Donald Wilson nickte, und ich registrierte erfreut, dass er meine Erklärung offenbar akzeptierte.

      „Meine Frau wird Ihnen den Weg zeigen“, sagte Wilson. Er drehte sich um, stellte sich auf die Zehenspitzen und schrie dann, ohne sich um Etikette oder die Feinheiten gesellschaftlichen Zusammenseins zu scheren: „Mary!“

      Eine Reihe missbilligender Blicke trafen Wilson. Aber das schien ihn nicht zu stören.

      „Mister Wilson“, sagte ich, „es ist wirklich ...“

      Wilson brachte mich mit einer energischen Geste zum Schweigen und rief ein zweites Mal nach seiner Frau. Seine Bemühungen wurden nach wenigen Augenblicken belohnt.

      Mary Wilson war eine kleine, stämmige Frau, die in dem teuren Ballkleid ebenso deplatziert wirkte wie ihr Mann im Smoking. Sie

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