Südamerika. Friedrich Gerstacker

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Südamerika - Friedrich Gerstacker страница 12

Südamerika - Friedrich  Gerstacker

Скачать книгу

Rosas, der bis dahin so gefürchtete Diktator ist vertrieben, und es kommt jetzt nur darauf an, ob die neue Regierung, der es gewiß nicht an gutem Willen fehlen wird ihre eigenen Interessen zu wahren, auch die Kraft hat ihre Absichten durchzuführen, und sich den Gehorsam der Gauchos zu sichern. Das Letzte ist dann gehoben was dem Lande seine, bis jetzt überdieß schon so spärlichen Bewohner so gänzlich entzog, daß an manchen Stellen die Estancias von ihren Insassen total entblößt wurden, daß die Gebäude zerfielen und das Vieh sich in alle Welt zerstreute. Wenn dann noch eine tüchtige Einwanderung (die schon jetzt von den benachbarten Staaten, besonders von Rio Grande und Montevideo begonnen hat), den Eingeborenen zu Hülfe kommt, so kann und muß sich das Land in seinen Erzeugnissen von Jahr zu Jahr bessern, und man darf ihm wohl eine glückliche Zukunft vorherkünden.

      Was sein Klima betrifft, so ist schon der Name Buenos Ayres (gesunde Luft) eine Art Bürgschaft dafür; die Stadt selbst ist keineswegs unbedeutend, denn sie zählt über 80,000 Einwohner und die Gebäude sind, wenn auch niedrig, doch gänzlich aus Stein aufgeführt, so daß Feuersbrünste nur höchst selten vorkommen.

      Die Kirchen, von denen es eine große Anzahl zu geben scheint, verleihen mit ihren gewölbten Kuppeln der Residenz ein fast morgenländisches Ansehen, dem die sonngebräunten Gestalten der Bewohner auch keineswegs widersprechen, aber die raschen lebendigen Bewegungen dieses centaurenartigen Volkes passen nicht zu dem Bild das wir uns gewöhnlich von den stillen ernsten Söhnen Muhameds machen, und die Kreuze der Kirchen predigen den »rechten Glauben.«

      Ich habe meinem Tagebuch hier etwas vorgegriffen, denn der Leser kann sich wohl denken daß ich das nicht Alles gleich auf den ersten Blick übersah, für die ersten Tage die ich in Buenos Ayres verbrachte, bleibt mir aber auch nur sehr wenig zu erzählen, denn meine Beschäftigung beschränkte sich großentheils darauf zuerst ein Unterkommen zu suchen und dann herumzuhören was die Leute hier über meine Absicht, quer durch’s Land hin nach Valparaiso zu, sagen würden.

      Das erste hatte weiter keine Schwierigkeit, denn ich fand in einem englischen Haus, in welchem sich gewöhnlich deutsche und dänische Capitäne – und von beiden Nationen befanden sich gerade eine ziemlich bedeutende Anzahl in Buenos Ayres – einquartierten, zu einem mäßigen Preis Bett und Kost. – Desto trübseliger sah es aber mit dem anderen aus. Die Leute die ich frug ob ich die Reise jetzt durch die Pampas unternehmen könnte, sagten einfach nein, es wäre nicht möglich – die Pampasindianer hätten sich gerade in diesem Augenblick wieder gegen Rosas empört, und durchstreiften die Steppen nach allen Richtungen in Banden von 200—300 Mann – würde ich von ihnen erreicht, und das sey, wie die Sachen jetzt stünden, kaum anders möglich, so hätte ich auf kein Erbarmen zu rechnen, es sey festes Gesetz bei ihnen die jungen Frauen und Mädchen mitzuschleppen und den Männern einfach die Hälse abzuschneiden. Käme ich aber auch wirklich nach Mendoza, wozu sie aber nicht einmal die Möglichkeit sähen, so müßte ich dann dort jedenfalls liegen bleiben, da ich die Cordilleren gerade mitten im Winter, im Juli, erreichte, und diese durch Schnee, um solche Jahreszeit stets, geschlossen fände – ein Versuch dort hinüberzugehen wäre einfacher Wahnsinn, und ich solle lieber sehen, daß ich – wenn ich doch nun einmal nach Valparaiso müßte, Passage auf einem der gerade in dieser Zeit abgehenden Schiffe fände, die mich sicher und um mäßigen Passagepreis – ich glaube 100 Dollar, bis nach Valparaiso hinüberschaffen würden.

      Hätten mir das nur zwei, oder zehn, oder zwanzig Leute gesagt, so wäre noch der Trost dabei gewesen, daß Andere auch eine andere Meinung über die Sache hätten, so aber waren, wunderbarer Weise, Alle gerade in dieser Sache einig, und ich fing in der That schon an zu glauben ich hätte irgend ein wahnsinniges Unternehmen vor, von dem ich doch am Ende, wenn ich mir nicht muthwillig wollte den Hals abschneiden lassen, abstehen mußte.

      Der amerikanische Consul, ein Mr. J. Graham von Ohio, der mir überhaupt mit wirklicher Zeitaufopferung die größten Gefälligkeiten erwies, gab sich selber alle Mühe etwas Gewisses oder vielmehr Tröstlicheres über die Reise zu erfahren, denn ich hatte ihm gesagt ich verlange weiter nichts, als nur einen Menschen in der ganzen Stadt zu finden der mir zugestehe daß die Tour eben möglich wäre. Endlich trieben wir einen alten Spanier – ich habe seinen Namen vergessen – auf, der längere Zeit in Mendoza selber gewohnt hatte, und dieser, der auf die erste Anfrage hin ebenfalls nein antwortete, meinte endlich achselzuckend, möglich sey es allerdings, aber ich müßte viel Glück haben.

      Viel Glück hatt’ ich, also war die Sache abgemacht.

      Damit im Reinen, schien es, als ob mir ein ordentlicher Stein vom Herzen gefallen wäre, und ich konnte mich nun in voller Ruhe all den fremden wunderlichen Eindrücken hingeben, die diese fremde und wunderliche Umgebung auf mich machte. Was ich jetzt auch noch gegen die Reise selber hörte, betrachtete ich vom richtigen Gesichtspunkt aus und ließ die Leute eben reden.

      Vor allen Dingen beschäftigte ich mich nun damit, meine kurze Zeit in Buenos Ayres auch so gut als möglich anzuwenden, und so viel ich konnte über die Verhältnisse der Deutschen dort, oder überhaupt der Fremden, in Bezug der Auswanderung zu hören. Im Auftrag hierzu von unserem früheren deutschen Reichsministerium (wenn die Deutschen doch wenigstens nie vergessen wollten, daß sie einmal ein Reichs ministerium hatten) suchte ich auch direkt vom Präsidenten der Republik zu erfahren, in wie weit er deutsche Einwanderung begünstigen würde, und machte mehre kleine Streifzüge in die nächste Nähe der Stadt, die dortigen Estancias und Anpflanzungen selber zu sehen, wie etwas Näheres über ihre Bearbeitung und ihren Fortgang zu hören.

      Ehe ich jedoch dazu übergehe, will ich mich in ein paar Worten noch mit der Stadt selber beschäftigen.

      Buenos Ayres ist eine längs dem Fluß in regelmäßigen Blöcken und breiten Straßen vortrefflich ausgelegte Stadt, die einen sehr bedeutenden Flächenraum einnimmt, und eine doppelt so große Zahl von Einwohnern in sich fassen könnte, wäre nicht die weitläufige spanische Bauart mit den niederen Gebäuden und luftigen Hofräumen, mehr auf das warme Klima als darauf berechnet, eine Masse von Seelen oder vielmehr Körpern, in einen möglichst kleinen Raum zusammen zu drängen.

      Die Tracht der Einwohner ist eine wunderliche Mischung von Französisch, Spanisch und Indianisch – die gebildetere Klasse wie die Fremden tragen die französische Tracht – Frack, Oberrock, lange Beinkleider und schwarzen Hut, die Argentiner nur eben mit dem patriotischen Zusatz der rothen Weste und dem rothen Hutband, dennoch aber, und besonders beim Reiten, auch dem des Poncho. Da ich diesen Poncho aber, bei einem längeren Aufenthalt in Südamerika, wohl ziemlich häufig erwähnen werde, ist es vielleicht besser ihn hier gleich so kurz, aber auch so genau als möglich, zu beschreiben.

      Der Poncho ist, aus den verschiedenartigsten Stoffen – von der feinsten Weberei nieder bis zu der gewöhnlichsten wollenen Decke hinunter verfertigt, ein länglich viereckiges Stück Zeug, mit einem Schlitz in der Mitte, gerade groß genug, den Kopf hindurch zu lassen. Er hängt in Falten über die Schultern hinunter, wird aber beim Reiten, besonders wenn der Reitende seinen Lasso zum Gebrauch fertig hält, auf der rechten Schulter in die Höhe genommen und fest geknöpft, den rechten Arm frei zu lassen.

      Der Gaucho und Peon oder Diener, selbst die meisten Abtheilungen der Soldaten, wenigstens die ganze Cavallerie tragen diesen Poncho, und darunter, statt der Hosen die sogenannte cheripa, ein dem Poncho ähnliches Stück Tuch, das hinten am Gürtel befestigt ist, und zwischen den Knieen durch, vorn zum Gürtel heraufgezogen und dort eingesteckt wird.

      Die Füße der unteren Klassen, natürlich nur die der Männer, stecken in Stücken ungegerbter Haut, die sie den Beinen junger Pferde und Rinder nur eben abgestreift haben, sie auf die eigenen Füße zu ziehen. Die Haare werden mit ihren scharfen Messern herunterrasirt und das Fell dann durch Oel geschmeidig erhalten.

      Die Tracht der Frauen ist meist spanisch, wenigstens gibt ihnen die Mantille ein solches Aussehen, obgleich die Damen der argentinischen Residenz, selbst den Französinnen nicht in geschmackvoller

Скачать книгу