Nach Amerika! Ein Volksbuch. Vierter Band. Gerstäcker Friedrich

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Nach Amerika! Ein Volksbuch. Vierter Band - Gerstäcker Friedrich

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ganz kurz abgeschlagenem Schwanz und eben solchen Ohren, zugestutzt, als ob sein Herr eben nicht mehr von ihm hätte haben wollen als unumgänglich nöthig war, wußte sich von dem Befehl ausgenommen, und als der Jäger jetzt, sich nieder duckend und den Schutz eines kleinen Busches benützend, rasch aber lautlos durch das feuchte gelbe, den Boden bedeckende Laub hinglitt, folgte er ihm dicht auf den Fersen, haltend, wenn jener stehen blieb, und vorsichtig ausschreitend wenn es der Jäger für rechtzeitig hielt weiter vorzuschleichen.

      Amalie selbst vergaß aber in dem neuen Eindruck der Jagd, der jetzt den Wald mit einem eigenen, kaum geahnten Zauber füllte für den Moment wenigstens, alles Andere. Das edle, sich so sicher fühlende Wild; die in das Gras gedrückten klugen Hunde; die lebendige ausdrucksvolle Gestalt des Jägers mit dem schleichenden Thier an seinen Fersen; das Pferd selbst auf dem sie saß, das wie ängstlich den klugen Kopf nach dem leisen Rascheln ihres Kleides wandte; das Rauschen der mächtigen Wipfel dazu, durch das weit, weit herüber, der gellende Schrei eines Falken tönte – sie preßte fast unwillkürlich ihre rechte Hand auf's Herz, so laut kam ihr jetzt dessen Klopfen vor, und während sie in ängstlicher Sorge um das Leben des wunderschönen Thieres bangte, das so frei und glücklich dort durch den Wald schritt, mochte sie selbst kaum athmen, dem Bedrohten nicht die Nähe des Feindes zu verrathen.

      Jack Owen aber war in diesem Augenblick nur noch einzig und allein Jäger; an seine Schutzbefohlene kaum denkend die er jedoch auch sicher auf dem Thiere wußte, glitt er, jetzt den Stamm einer Eiche oder eines Sassafrasbaumes benützend, jetzt einen Busch oder umgestürzten Baumstamm als Schutz gebrauchend, zugleich aber auch nicht ganz direkt auf das Wild zu, sondern etwas seitab schleichend, damit durch irgend ein vielleicht unvorsichtig gemachtes Geräusch die Aufmerksamkeit des scheuen Wildes nicht etwa auf das im Wege haltende Pferd gelenkt würde, rasch und geräuschlos über den Boden hin, bis in vielleicht noch hundert Schritt von seiner Beute. Da knickte ein trockner unter dem Laub versteckt gelegener Zweig, und ob sich der Moccasin über ihm zusammenzog, und Jäger wie Hund instinktartig zusammensanken wo sie standen, war der schwache Laut doch hinübergedrungen zu dem Hirsch, der gerade selber mit Äsen aufgehört hatte, und hinüberhorchte nach dem Schrei des Falken. Die Thiere der Wildniß haben eine Sprache untereinander, die der Mensch nicht versteht – eine Stimme zu warnen und zu rufen, zu locken und zu verscheuchen, und sie achten darauf, wenn selbst ein feindliches Geschlecht die Warnung gäbe.

      Einmal aufmerksam geworden, wußte Jack Owen aber auch recht gut, daß sich das scheue Thier nicht wieder beruhigen würde, weitere Annäherung zu gestatten, so also rasch die Büchse hebend, die er in der Bewegung spannte, suchte das Auge den tödtlichen Fleck, der Finger zuckte, scharf schmetterte der Schlag durch den Wald, und wie sich der Hirsch hob und zusammenbrach, und wieder empor und mit wilden Sätzen in das Dickicht hineinschnellte, fuhren die Rüden, die sich nicht länger halten ließen, von dem Platze auf, an dem sie gekauert, und folgten heulend und kleffend der flüchtigen Beute. Jack Owen aber wischte indessen vollkommen ruhig seine Büchse mit dem, an den Ladestock geschraubten Krätzer aus, lud sie wieder, und sie dann auf die Schulter werfend, kehrte er zu seinem geduldig haltenden Pferd zurück, seine Mütze aufzuheben, und das Thier mit sich zu der Stelle zu führen wo sie das Wild verendet finden sollten.

      »Er ist davongelaufen« sagte Amalie von Seebald, als der Schütze herankam, und sein Pferd ihm – ohne jedoch seine Stelle zu verlassen, freudig entgegenwieherte – halb zufrieden damit, halb in getäuschter Erwartung.

      »Ja Miß« lachte der Jäger, »aber nicht weit; ich bin gut abgekommen und die Kugel sitzt, vielleicht nur ein wenig tief, auf dem rechten Fleck; die Hunde haben ihn schon.«

      »Die Hunde? wo? – sie bellen ja noch.«

      »Ja,« lachte der Hinterwäldler, »aber nicht mehr gegen den Hirsch, sondern gegen Deik an, der Besitz von ihm genommen, und keinen der anderen mehr hinanläßt; der alte Bursche weiß schon was sich schickt, kommen Sie jetzt mit mir, wir gehen sogar nicht einmal um, sondern schneiden dort hinüber durch die jetzt vollkommen trockene Gründorn-Ebene eher noch ein paar hundert Schritte ab bis zu Olnitzkis Fenz, die auf der anderen Seite daranstößt; ich will nur den Hirsch aufbrechen und in die Slew hängen, damit ihn die Schmeißfliegen nicht gleich bedecken; nachher hol ich ihn ab.«

      Einen leisen Pfiff dabei ausstoßend, den das Poney gut genug verstand, drehte er sich, von diesem jetzt dicht gefolgt, wieder auf dem Absatz herum, und die dichtesten Plätze vermeidend, führte er die Fremde ganz unbekümmert mitten in das Herz der Waldung hinein. Näher und näher aber kam dabei das Bellen der Hunde und als sie diese endlich erreichten, war es wie Jack Owen vorher gesagt. Deik hatte seinen Platz dicht neben dem schon verendeten Hirsch genommen und sich, seiner Autorität bewußt, ruhig dabei zusammengekauert, die Ankunft seines Herrn zu erwarten, während die anderen Rüden ihn kleffend und knurrend, immer aber in achtungsvoller Ferne, umsprangen, und die Zeit nicht schienen erwarten zu können, wo ihnen ein Theil des Wildprets preis gegeben wurde. Das geschah bald; Jack hatte im Nu den Hirsch herumgeworfen, aufgebrochen und zerwirkt, und dann den vorderen Theil, die beiden Blätter mit Hals und Kopf an dem das Geweih noch saß, vom übrigen Körper trennend und in einzelnen mächtigen Stücken den verschiedenen Rüden zuwerfend, zog er ein Stück Bast von einem dicht dabeistehenden Papaobaum ab, und durch die Hessen der Hinterläufe des Erlegten, schleifte das Wildpret dann zum kaum zehn Schritt davon entfernten Wasser, dem das tödtlich getroffene Thier noch zugeeilt war, und hing es hinein, wusch sich dann selbst die Hände in der Fluth, warf die Büchse wieder über die Schulter und schritt, dem Poney ein neues Zeichen gebend, rasch mitten durch den Wald hin, einer bestimmten Richtung zu.

      Diese brachte die Wanderer aber nach kaum viertelstündigem rüstigen Marsch an die Ecke eines eingefenzten, mit Mais bepflanzten, aber sonst noch ziemlich wild aussehenden Feldes, in dem die meisten Bäume nur geringelt und abgestorben oder mitten hinein in das Feld gebrochen, standen und lagen, und um das hin ein schmaler Feldweg führte.

      »Da sind wir am Ziel« sagte der Jäger, als er den Arm gegen das Maisfeld ausstreckte und zugleich um die Ecke desselben bog, von der aus sie einen freieren Blick auf die kleine Ansiedlung selber erlangen konnten, »das hier ist Olnitzkis Feld, und er hat drüben auf der anderen Seite im letzten Jahr noch drei andere Acker Land urbar gemacht.«

      »Und wie weit haben wir noch bis zum Haus?« frug Amalie der das Herz anfing in fast fieberhafter Aufregung zu klopfen, indem sie fast unwillkürlich den Zügel des Poneys anhielt, sich erst zu sammeln.

      »Zum Haus? – dort liegt es« sagte der Jäger, und sein Blick haftete wie in Mitleid auf der bleichen, zitternden Gestalt, die in Angst und Schreck die Hände faltete, als das suchende Auge nur eine kleine niedere Hütte traf, aus der dünner Rauch in die blaue Morgenluft emporkräuselte.

      »Das?« hauchte sie mit kaum hörbarer, trostloser Stimme – »das Olnitzkis Haus? – das der Aufenthalt meiner armen Schwester? – «

      »S'ist eben nur eine Waldwohnung« sagte der Jäger verlegen lächelnd – »mein eigen Haus ist eben nicht viel besser, und Olnitzki will, glaub' ich, auch ein anderes bauen; unser Klima hier verlangt es aber kaum anders, und zum bloßen Staat wäre die Mühe hier ebenfalls weggeworfen. Doch wollen wir nicht hinangehen?«

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