Oblomow. Иван Гончаров
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Oblomow - Иван Гончаров страница 34
Unterdessen begann die Hitze nach und nach abzunehmen, in der Natur belebte sich alles: die Sonne näherte sich schon dem Walde. Und allmählich wurde die Stille im Hause gestört. Irgendwo in einer Ecke knarrte eine Thür. Man hörte auf dem Hofe Schritte, auf dem Heuboden nieste jemand. Bald trug ein Mann, sich unter der Schwere beugend, einen ungeheueren Samovar eilig aus der Küche vorüber. Man begann sich zum Thee zu versammeln. Der eine hatte ein streifiges Gesicht und thränende Augen, der andere hatte vom Liegen auf den Wangen und Schläfen rothe Flecken; ein dritter sprach nach dem Schlaf wie mit einer fremden Stimme. Das alles schnauft, ächzt, gähnt, kratzt sich den Kopf und streckt sich, nur mit Mühe zur Besinnung kommend. Das Mittagessen und der Schlaf erzeugten einen unstillbaren Durst. Der Durst sengt die Kehle: jeder trinkt bis zu zwölf Schalen Thee, doch auch das hilft nicht. Man seufzt und stöhnt; man nimmt zum Preiselbeer- und Birnwasser und zum Kwaß Zuflucht. Manche helfen sich auch mit Medicamenten, um nur die Trockenheit in der Kehle zu erheben. Alle suchen nach Befreiung vom Durste, wie von einer Strafe Gottes; alle rennen herum, alle sind ermattet, wie eine Karawane von Reisenden in der arabischen Wüste, die nirgends eine Wasserquelle finden.
Das Kind ist auch hier, bei seiner Mama. Es betrachtet die es umgebenden, seltsamen Gesichter und lauscht ihrem schläfrigen, trägen Gespräche. Es findet es lustig, sie anzuschauen, ein jeder von ihnen gesprochene Unsinn interessiert es. Nach dem Thee beschäftigen sich alle mit irgendetwas. Der eine geht zum Fluß und schreitet langsam am Ufer entlang, indem er mit dem Fuße Steine ins Wasser wirft; ein zweiter setzt sich ans Fenster und fängt jede flüchtige Erscheinung mit den Augen auf. Wenn eine Katze über den Hof läuft, oder eine Dohle vorbeifliegt, verfolgt der Beobachter die eine und die andere mit dem Blicke und mit seiner Nasenspitze, indem er den Kopf bald nach rechts, bald nach links wendet. So lieben manchmal Hunde ganze Tage lang auf dem Fenster zu sitzen, indem sie den Kopf in die Sonne legen und jeden Vorübergehenden genau mustern. Die Mutter erfaßt Iljuschas Kopf, legt ihn auf ihre Kniee und kämmt ihm langsam das Haar, indem sie deren Weichheit bewundert und auch Nastassja Iwanowna und Stjepanida Tichonowna bewundern läßt und spricht mit ihnen von Iljuschas Zukunft, wobei sie ihn zum Helden irgendeiner von ihr erdichteten, glänzenden Epopöe macht. Die Anwesenden versprechen ihm goldene Berge.
Doch es fängt zu dunkeln an. In der Küche prasselt wieder das Feuer und ertönt wieder das ofte Klopfen der Messer. Das Nachtessen wird zubereitet. Die Dienerschaft hat sich beim Hausthor versammelt, man hört dort lachen und Balalaika spielen. Man spielt Haschen. Und die Sonne verbarg sich schon hinter den Wald; sie warf noch ein paar warme Strahlen zurück, welche den ganzen Wald in einem feurigen Streifen durchschnitten und die Wipfel der Fichten in helles Gold tauchten. Dann erloschen die Strahlen allmählich. Der letzte Strahl hielt sich lange, er bohrte sich wie eine feine Nadel in das Dickicht der Zweige; doch auch er erlosch. Die Gegenstände verloren ihre Formen. Alles verschwamm zuerst in eine graue und dann in eine dunkle Masse. Das Singen der Vögel wurde immer schwächer, bald verstummten sie ganz, außer einem einzigen eigensinnigen, welcher gleichsam allen zum Trotze inmitten der ringsherum herrschenden Stille in Zwischenräumen eintönig allein zirpte, doch dann ertönte sein Zirpen immer seltener und endlich pfiff auch er zum letztenmale, schwach und tonlos, regte seine Flügel, indem er die Blätter um sich herum in Bewegung brachte. . . und schlief ein. Alles verstummte. Nur die Grillen zirpten noch lauter um die Wette. Von der Erde stiegen weiße Dämpfe auf und breiteten sich über die Wiese und den Fluß aus. Auch der Fluß wurde ruhiger, nach einer Weile plätscherte darin etwas zum letztenmale auf und er regte sich nicht mehr. Es roch nach Feuchtigkeit. Es wurde immer dunkler und dunkler.
Die Bäume gruppierten sich zu Ungeheuern zusammen; im Walde wurde es unheimlich. Dort knarrte plötzlich etwas, als wechselte eines von den Ungeheuern den Platz und ein trockener Zweig schien unter seinem Fuße zu knistern. Am Himmel leuchtete gleich einem lebendigen Auge der erste Stern hell auf, und in den Fenstern des Hauses schimmerten Lichter.
Jetzt traten die Minuten der allgemeinen, feierlichen Stille in der Natur ein, jene Minuten, in denen der schöpferische Geist intensiver arbeitet und die poetischen Träume heißer lodern, in denen die Leidenschaften im Herzen heftiger flammen oder der Gram schmerzlicher wird und der Keim des verbrecherischen Gedankens schneller reist und in denen . . . in Oblomowka alle so fest und ruhig schlafen.
– Mama, komm spazieren, – sagt Iljuscha.
– Was Dir einfällt, Gott sei mit Dir! Wie kann man denn jetzt spazieren gehen, – antwortete sie, – es ist feucht, Du wirst nasse Füßchen bekommen; es ist auch gruselig, jetzt geht der Unhold durch den Wald, er trägt die kleinen Kinder fort.
– Wohin trägt er sie fort? Wie ist er? Wo wohnt er? – fragte das Kind.
Und die Mutter ließ ihrer Phantasie freien Lauf. Das Kind lauscht ihr, die Augen öffnend und wieder schließend, bis der Schlaf es endlich ganz überwältigt. Dann kam die Kindsfrau, nahm es von dem Schoße der Mutter und trug es, während es den Kopf schläfrig über ihre Schulter hängen ließ, ins Bett.
– Gott sei Dank, jetzt ist der Tag vorüber! – sagten die Oblomower, sich ins Bett legend, ächzend und ein Kreuz schlagend. – wir hätten ihn glücklich verlebt: gebe Gott, daß es morgen auch so ist! Gelobt sei der Herr! Gelobt sei der Herr!
Dann träumte Oblomow von einer anderen Zeit; er schmiegt sich an einem endlosen Winterabend ängstlich an die Kindsfrau und sie flüstert ihm von einem unbekannten Lande zu, wo es weder Nacht noch Kälte gibt, wo immer Wunder geschehen, wo Milch und Honig fließt, wo niemand das runde Jahr etwas thut und wo den ganzen lieben Tag lauter solche Helden wie Ilja Iljitsch, und so schöne Mädchen wie sie, weder im Märchen wiederzugeben, noch mit der Feder zu beschreiben sind, herumspazieren. Dort gibt es auch eine gute Zauberin, die manchmal in der