Perry Rhodan Neo 85: Das Licht von Terrania. Oliver Plaschka

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Perry Rhodan Neo 85: Das Licht von Terrania - Oliver Plaschka Perry Rhodan Neo

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Wald wuchs dicht und hoch am Rande des Friedhofs. Schwarze Wächter, die den Eingang ins Totenreich markierten. In der Ferne, geheimnisvoll und schwermütig, das Rauschen des Bigelow Brooks, an dessen Ufern er als Kind gespielt hatte. Es war kalt. So kalt, dass man seinen Atem in der Dezemberluft sah ...

      Dann kletterten sie über die Mauer. Irrten mit ihren Schaufeln durch das Meer der Steine wie Grabräuber auf der Suche nach Beute. Ihr Ziel: das Grab seiner Eltern, und das von Deborah. Seine ganze Familie, verloren. Verloren wie Rhodanos. Eine Familie von Toten. Und so sehr es ihm widerstrebte, sie mussten ihre Ruhe stören. Mussten erfahren, ob sie in der Gewalt jenes finsteren Puppenspielers Callibso gewesen waren, der im Hintergrund von Rhodans Leben seine Fäden zog ...

      Er war dankbar, dass Thora in diesen Minuten an seiner Seite war.

      Sie stachen die Schaufeln in den Boden und gruben los. Bald hatten sie einen großen Hügel neben sich angehäuft, und das Aroma der Graberde erfüllte die Nachtluft. Fast wie einen Baum zu pflanzen, dachte Rhodan.

      »Möchtest du das?«, fragte ihre sanfte Stimme. »Einen Baum pflanzen?«

      Er drehte sich zu Thora um und blickte in das Gesicht der Istrahir, die auf ihren Schwanz gestützt neben dem Erdhügel stand, die Schaufel in der Hand.

      »Otia«, sagte Rhodan. »Dein Name ist Otia. Was tust du hier?«

      »Ich bin hier, um dir zu helfen«, sagte sie. »Erst hattest du Angst, dann hattest du Schmerzen. Dann hast du dich sehr einsam gefühlt.« Sie legte verschüchtert den Kopf schief. »Du hast mich deine große Liebe genannt, weißt du nicht mehr?«

      »Das ist falsch!«, rief Rhodan und warf seine Schaufel weg. »So ist das nicht passiert! Wo ist Thora?«

      Otia schaute ihn verwundert an. »Hier bin nur ich«, erwiderte sie.

      Das ist ein Traum, dachte Rhodan.

      Ich bin gefangen, und das ist nur ein Traum ...

      Er drängte die Stimmen des Waldes in seinem Kopf zurück, kämpfte sich frei, bis es ihm vorkam, als schwebte er allein in einem tiefen, dunklen Tunnel. Nur von fern drangen noch Bilder und Stimmen zu ihm, doch er wusste, dass sie nicht real waren, ihn nur locken wollten. Er musste aber nach einem Ausweg suchen, seine Freunde befreien und entkommen.

      Vage glaubte er sich zu entsinnen, wie der Fürsorger ihn in einen seiner Bäume gesperrt hatte. Seitdem versuchte dieser Baum offenbar, ihn in eine Traumwelt zu ziehen. Vielleicht sonderte er Säfte mit narkotisierender Wirkung ab oder manipulierte anderweitig seinen Verstand, ließ ihn erneut seine letzten Wochen auf der Erde erleben. Und diese Istrahir, die immer wieder in den Träumen auftauchte, war ein Teil der Manipulation. Erhofften sie oder der Fürsorger sich auf diese Art einen Weg in Rhodans Bewusstsein zu erschließen?

      Vielleicht konnte das Enteron ihm helfen, sich zu befreien. Schließlich hatte es sein Versteck in seinem Körper verlassen und war damit einsatzfähig. Rhodan konzentrierte sich auf den Symbionten, der ihm anfangs wie eine unsichtbare Präsenz im Nacken gesessen hatte, im wahrsten Sinne des Wortes, und den er im Laufe der Zeit immer besser zu beherrschen gelernt hatte. Allerdings, wie er sich eingestehen musste, fehlte seiner Beherrschung die letztgültige Sicherheit. In Los Angeles hatte das Enteron die Puppe Tankin umgebracht – ein glatter, unmotivierter und letztlich unsinniger Mord, den Rhodan nicht einmal im Ansatz gebilligt hätte, was er nach wie vor nicht tat. Das Enteron war ein unersetzliches Werkzeug. Doch eines, bei dem er stets auf der Hut sein musste.

      Befreie mich! Rhodan bemühte sich, seine Furcht unter Kontrolle zu halten, ihr eine sinnvolle Richtung zu geben. Hol mich hier raus!

      Er hatte das Gefühl, dass sein Befehl verstanden worden war. Dann aber rückte das Licht am Ende des Tunnels wieder näher, die Stimmen wurden lauter. Er begann, abermals in seinem Traum zu versinken.

      Nein!, setzte er sich zur Wehr. Nicht dorthin! Diese Welt ist nicht echt! Er musste zurück, einen anderen Ausweg suchen ...

      In Gedanken schlug er wild um sich, versuchte, der Dunkelheit irgendwie habhaft zu werden. Doch so sehr er auch kämpfte, der Sog des Traums war zu stark. Es fühlte sich an, wie einer übermächtigen Schwerkraftquelle entgegenzustürzen. Der Tunnel wurde zu einem rasenden Schacht.

      Und mit einem Mal, noch während er fiel, spürte er, wie neue Kraft ihn durchströmte. Normalerweise kostete es ihn viel Energie, mit dem Enteron zu kommunizieren. Nun aber war ihm, als holte er sie sich von irgendwo zurück. Es war der Baum, bemerkte er überrascht. Der Baum spürte seine Erschöpfung und spendete ihm Kraft. Er wollte ihn schützen ...

      Rhodan hoffte, das Enteron wusste, was es tat. Er hörte auf, sich gegen die Traumbilder zu wehren. Stattdessen hieß er sie willkommen.

      Möchtest du das?, erfüllte Otias sanfte Stimme seinen Kopf. Einen Baum pflanzen?

      Ja, dachte Rhodan. Das möchte ich. Für die Liebe meines Lebens ...

      Die Bilder rissen ihn hinweg.

      6.

      Satrak

      Jemmico war ein Mann, dessen Gedanken und Gefühle für den Fürsorger nur schwer zu erraten waren. So auch jetzt, als sie den Pfad durch das silbrig glänzende Schilffeld entlangschlenderten, jenseits dessen die schalenförmigen Kronen junger Illur und die spitzen Stämme von Lapeken aufragten wie ein riesiger, nadelgespickter Blütenstand, aus dem das Trommeln von Gushmantur drang. Die Tiergeräusche waren nicht real. Die Bäume dagegen schon, und mit einer Mischung aus Stolz und Besorgnis stellte der Fürsorger fest, dass sein Wald unter der Fürsorge Aitos in der Tat viel schneller wuchs, als er anfangs erwartet hatte, und die engen Begrenzungen seines Quartiers bald sprengen würde. Er musste sich dringend mit den Plänen für die erste Welle von Umsiedlungen befassen.

      Jemmico dagegen ließ nicht erkennen, ob ihn der exotische Wald, der das oberste Stockwerk des Khasurnstiels erobert hatte, beeindruckte oder langweilte. Sein eigenes Büro im Stardust Tower, sofern er es überhaupt benutzte, war ein schlichtes, aufgeräumtes Zimmer, das Satrak als deprimierend steril empfand, dem Geschmack des Celista jedoch zu entsprechen schien. Dieselbe unterkühlte Sparsamkeit prägte seine ganze Erscheinung: das kurze Haar, der unscheinbare graue Anzug, die reservierte Körpersprache. All das machte einem klar, dass man von Jemmico nichts zu erwarten hatte. Man gab dem Koordinator für Sicherheit – aber man sollte nie darauf vertrauen, etwas zurückzuerhalten.

      Satrak musste ihn erst mal aus der Reserve locken, Jemmico eröffnete von sich aus kein Gespräch. »Wie ich sehe, sind Sie wieder zurück. Wie war Frankreich?«

      Wenn es den Koordinator überraschte, dass der Fürsorger über seine Dienstreisen informiert war, dann verriet er es nicht. »Grüner als hier. Es würde Ihnen gefallen.«

      Aber natürlich. Und weil es so schön war, hatte er auch gleich den jungen Rilash ter Isom und den Ara Phiaster mitgenommen. Es war Satrak nicht entgangen, dass der Celista sich die letzten Wochen zunehmend mit einem eigenen Stab von Vertrauten umgab. Was hatte er vor?

      »Nun sagen Sie schon, weshalb Sie mich so dringend zu sprechen wünschen. Sicher haben Sie mich nicht nur aufgesucht, um die frische Luft zu genießen.« Satrak atmete tief durch, um seinen Punkt zu unterstreichen.

      Doch Jemmico reagierte nicht auf den Scherz. Wie üblich stellte er nicht einmal Blickkontakt her, sondern sah beim Gehen auf seine Stiefel, die knirschend durch den Kies des Weges stapften.

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