Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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daß du kommst, Dina«, erklärte sie lachend. »Ich habe aus Langeweile schon musiziert, da ich allein bin. Mein Vater und mein Mann sind in der Stadt. Komm, leg ab!«

      Bevor Jan mit den Überkleidern des Gastes hinausging, wurde er von der Herrin beordert, den Kaffee hier zu servieren. In der Sesselecke am Kamin wollte man ihn einnehmen.

      »Nimm Platz, Dina, ich freue mich ehrlich, daß du da bist.«

      »Das freut mich nun wieder«, entgegnete die andere lachend. »Denn bei dir hochnäsigem Persönchen kann man nie wissen, woran man ist.«

      »Hochnäsig, wenn ich das schon höre. Und wenn ich es bin, dann nur bei Menschen, die mir nicht zusagen. Und dich mag ich, genügt dir das?«

      »Sehr sogar.«

      Jan schob den Servierwagen herein, ordnete Tassen und Gebäck auf dem niederen Tischchen, stellte die Kaffeemaschine griffbereit und zog sich dann zurück.

      »So, jetzt sind wir ungestört. Dina, lang nur tüchtig zu.«

      Während sie es taten, plauderten sie angeregt. Und als

      man bei der Zigarette war, kam man auf die Musik zu sprechen.

      »Ich bin darin ein Stümper«, gab Rosita ehrlich zu. »Das habe ich gemerkt, als ich mich nach Jahren wieder an den Flügel setzte. Dabei haben meine Erzieherinnen sich so große Mühe mit meiner musikalischen Ausbildung gegeben, doch das war Verschwendung am ungeeigneten Objekt. Lernen, ja, das mußte ich wohl, soviel war mir klar, aber zu musizieren braucht der Mensch nicht unbedingt. Wie steht es mit dir, Dina?«

      »Ich musiziere gern. Ob gut oder schlecht, wollen wir dahingestellt sein lassen.«

      »Ran an den Flügel!« kommandierte Rosita lachend. »Mein strenges Urteil sei dir gewiß.«

      Gleich darauf klang es unter den schlanken Mädchenhänden hervor, und Rosita lauschte wie gebannt. Dann setzte die Stimme ein, volltönend und weich. Unendlich traurig und tränenerstickt schwebte sie durch das Gemach, das von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne durchflutet war. Wie goldene Pünktchen tanzten sie über das dunkle Haar, huschten über das Mädchengesicht, das immer ein wenig herb und verschlossen wirkte, und ließen die Tränen glitzern, die unter den gesenkten Wimpern hervor über die Wangen liefen.

      »Dina, um Gottes willen, was hast du denn?« fragte Rosita erschrocken. – »Komm, Dinalein, sei gut, sag, was dich quält. Mir kannst du wirklich alles sagen. Und nun komm, setzen wir uns zusammen. Schau mal, es herrscht bereits Dämmerung im Zimmer. Dabei spricht es sich besser als bei hellem Licht.«

      Als sie dann in den Sesseln saßen, war es zuerst einmal unter ihnen still. Die Scheite auf dem Kamin prasselten, die Uhr auf dem Sims tickte klingend, von der nahen See rauschte und brauste es, die Eisblumen an den Fenstern blinkten wie kleine Sterne. Es war jetzt so dunkel in dem weiten Gemach, daß nur die Konturen der beiden Gestalten erkennbar waren. Der Flammenschein aus dem Kamin huschte zuckend über den Teppich, über Decke und Wände. Es herrschte eine Traulichkeit ringsum, von der man sich nur zu gern einspinnen läßt.

      Und dann fing Dina an zu sprechen, mit einer Traurigkeit, die der Zuhörerin ans Herz griff.

      »Verzeih, Rosita, daß ich mich so gehenließ. Es kommt nicht oft vor, das kannst du mir schon glauben. Doch diese innigen Lieder wühlten mir das Herz auf.

      Ach, Rosita, du kannst ja nicht ahnen, wie es ist, wenn man einen Mann mit jeder Faser seines Herzens liebt. Und dieser Mann lebt in einer Ehe, an der er langsam aber sicher zugrunde gehen muß.«

      Sie schwieg, weil Tränen ihre Stimme erstickten. Einige Herzschläge lang war es beklemmend still, dann fragte Rosita leise: »Brunbach?«

      »Ja. Ich liebe ihn, Rosita.«

      Das klang ganz schlicht, und doch lag eine Welt von Tragik darin. Die junge Gräfin schluckte erst einige Male kräftig, dann schalt sie aufgebracht: »Jammer und Schande, daß dieser prachtvolle Mensch nicht von dem Vamp loskommen kann! Und nur deshalb, weil er ihr in die Ehe gebrachtes Geld in seinen Besitz steckte, an dem er mit ganzer Seele hängt. Darum heiratete er diesen Tuschkasten ja auch nur, denn lieben kann man so was doch unmöglich, und schon gar nicht dieser vornehme Mann. Sagt er sich von ihr los, muß er natürlich das Geld aus dem Lerchenhof ziehen, den er dann nicht halten kann und von ihm herunter muß. Darum erträgt er ja nur das Martyrium seiner Ehe, denn seinen Lerchenhof verlassen, hieße für ihn sein Leben aufgeben. Liebt er dich denn auch, Dina?«

      »Keine Ahnung. Ich bin mit dem Mann erst einige Male auf Gesellschaften zusammengetroffen und habe kaum mit ihm gesprochen. Aber gleich beim ersten Sehen schlug für ihn mein Herz. Ich gebe mir natürlich alle Mühe, mit meiner ganz aussichtslosen Liebe fertigzuwerden, aber umsonst.«

      »Das ist ja so unendlich traurig, Dinalein. Aber sei man still, eines Tages rückt die getuschte Lida ja doch mit einem ihrer Galane durch, den betrügt sie auch, er knallt sie übern Haufen, und Brunbach ist sie auf gute Art los. Dazu erbt er noch ihr Geld.«

      »Ach, du lieber Kindskopf, wie einfach du dir das denkst.«

      »Ja, warum denn nicht? Es geschehen auch heute noch Zeichen und Wunder.«

      »Und wenn er dann wirklich frei wäre, was wäre damit für mich gewonnen?« fragte das Mädchen müde. »Soll ich dann zu ihm gehen und ihm einen Heiratsantrag machen? Der Mann würde mich einfach verachten. Er ist nämlich von der Art deines Gatten, Rosita. Und solche Männer lassen sich keine Frau aufdrängen.«

      Nur gut, daß es im Zimmer dunkel war. Daher konnte Dina nicht sehen, wie heiß der jungen Gräfin das Blut ins Gesicht schoß, denn sie war ihrem Mann ja auch aufgedrängt worden. Wenn sie es auch selbst nicht tat, so geschah es doch durch ihren Vater. Ein Glück, daß man allgemein annahm, Detlef hätte sie aus Liebe gefreit. Selbst der Arzt, die Schwester und der Diener Jan, die um den Wunsch des damals todkranken Rasmus Trutzger wußten, waren der Ansicht.

      »Siehst du, darauf kannst du nichts erwidern«, faßte Dina das Schweigen der andern falsch auf. Aber schon hatte Rosita sich gefaßt.

      »Doch, ich kann’s«, entgegnete sie fest. »Nämlich: daß du viel zu stolz bist, einem Mann, von dem du noch nicht weißt, ob er dich überhaupt liebt, auch nur um einen Schritt entgegenzukommen. Damit dürfte wohl alles gesagt sein.«

      »Da hast du recht.«

      »Also!«

      »Röslein, was bist du doch nur für ein liebenswertes Menschenkind!«

      »Ei du, man vorsichtig. Man nennt mich nicht umsonst ›Wilde Rose‹. Und die haben spitze Stacheln, daran hat sich schon so mancher gestochen. Aber wie ist es, soll ich Licht machen, oder unterhältst du dich lieber beim trauten Dämmerschein des Kamins, wie es so schön heißt?«

      »Ein Weilchen noch. Aber nur, wenn es dich nicht stört.«

      »Mich stört sobald nichts. Höchstens so ein Schmarotzergewächs. Was meinst du, ob wir es nicht so ganz heimlich still und leise um die Ecke bringen?«

      »Nanu, was sind denn das für mörderische Gedanken?« kam eine lachende Männerstimme von der Tür her. Rosita sprang erschrocken auf, machte Licht und sah in die vergnügten Augen von Vater und Gatten.

      »Toi, toi, toi, das war nun wirklich ein Schreck in der Abendstunde«, entrüstete sie sich.

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