Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel

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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel

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fertig …!“

      Auch Sakschinski hatte sich erhoben, wollte sich gerade einmischen, als er verdutzt nach Schippel hinschaute. Der lächelte – wahrhaftig! – lächelte ironisch den Musikprofessor an, neben dem er sich wie ein Kind ausnahm. Jetzt winkte er dem Kommissar mit den Augen zu, als wollte er sagen: „Lassen Sie mich nur machen!“

      Und Sakschinski wußte nun, daß der kleine Mann mit voller Absicht diese Szene heraufbeschworen hatte.

      Gerade dieses ironische Lächeln Schippels war es, das die Wut Weinreichs so schnell verrauchen ließ. Sein Gesichtsausdruck änderte sich. Etwas wie Unsicherheit und versteckte Angst prägte sich jetzt in seinen Zügen aus.

      So standen sich die beiden eine Weile schweigend gegenüber.

      „Gehen Sie!“ befahl Schippel wieder, diesmal fast liebenswürdig. „Ich freue mich, Sie auch mal von einer anderen Seite kennengelernt zu haben.“

      Weinreich zuckte die Achseln, machte kehrt und verließ das Zimmer, nachdem er noch einen drohenden, haßerfüllten Blick auf seine Stieftochter geworfen hatte.

      15. Kapitel

       Der böse Geist

       Inhaltsverzeichnis

      Schippel schritt jetzt auf Fritzi Pelcherzim zu, legte ihr begütigend die Hand auf die Schulter und sagte:

      „Liebes Fräulein, wir wollen uns in aller Freundschaft ein wenig unterhalten. Aber – Sie müssen nicht zu lügen versuchen. Das könnte Ihnen sehr schaden. – So, nun hören Sie mal genau hin. – Ihr Stiefvater ist doch mit dem Assessor Bellinger befreundet, nicht wahr?“

      Fritzi nickte matt, indem sie die Tränen trocknete und dabei versuchte, den herabgeflossenen Schnurrbart wegzureiben. Die Eitelkeit war bei ihr schon wieder erwacht.

      „Also befreundet …“ fuhr Schippel fort. „Woher wissen Sie das? Verkehrte Bellinger bei Ihren Eltern?“

      Das junge, schöne Weib wurde verlegen. „Nein“, meinte sie zögernd. „Bei uns zu Hause war der Assessor nie. Ich … ich …“ Die Augen wurden ihr schon wieder feucht.

      Schippel wartete geduldig, bis Fritzi sich zu dem Entschluß durchgekämpft hatte, wirklich die volle Wahrheit zu sagen.

      Und nun brach bei ihr all das so lange zurückgedrängte Leid, eine Seelenpein hervor, verdichtete sich zu Worten, die sich förmlich überstürzten.

      „Was zaudere ich noch?! – Hat es einen Zweck?! Ich ahne ja, daß alles jetzt an den Tag kommen wird. – Ja, ich werde aufrichtig sein. Sie brauchen nicht mehr zu fürchten, daß ich Ausflüchte mache. Ich habe genug gelitten – übergenug!! Die eine Minute, wo Eitelkeit, Putzsucht und Genußgier stärker waren als das Gute, das meine arme Mutter in meine heranreifende Seele einzupflanzen suchte, hat sich bitter gerächt …“

      Sie schwieg wie erschöpft. Ihre Blicke aber hafteten noch immer auf den blinkenden, funkelnden Steinen, die auf Schippels flacher Hand lagen und die er aus der Tasche genommen hatte, als er darauf wartete, daß Fritzi Pelcherzim weitersprechen sollte.

      Es war von ihm nur ein Trick gewesen, daß er die Edelsteine hervorholte und sie so hielt, daß das junge Weib sie bemerken mußte, – ein Versuch, nichts weiter, ein Versuch, der auch fehlschlagen konnte. Aber er gelang.

      Weder Sakschinski noch Lossen hatten auf das Tun des kleinen Beamten achtgegeben. Sie saßen so, daß sie die vorgestreckte Hand mit den funkelnden Diamanten nicht sehen konnten. Schippel steckte die Steine jetzt auch wieder in die Tasche. – Und Fritzi sprach weiter:

      „Mein Stiefvater ist stets ein schwacher Charakter gewesen. Aber schlecht – schlecht haben ihn erst andere gemacht. In Kimberley in Südafrika, der großen Minenstadt, besaß er einen Musiksalon und hätte auf ehrliche Weise viel Geld verdienen können. Ich war damals noch zu jung, um die Vorgänge richtig beurteilen zu können, die uns von dort forttrieben, weiß auch nichts genaueres über jene Zeit. Jedenfalls aber unterlag Weinreich zweifellos schon damals der Versuchung, schnell und leicht auf eine Weise reich zu werden, die nicht ehrenhaft war. Hier in Berlin war es dann wohl lediglich der Einfluß meiner herzensguten Mutter, die ihn zunächst auf dem geraden Wege hielt. Dies wurde plötzlich anders. Meine Mutter war nur zu blind. Sie hatte Weinreich noch immer sehr lieb. Aber ich merkte, daß er auf Abwege geraten war; mir trugen Kollegen und Kolleginnen vom Theater dies und jenes zu, bis ich dann begann, Weinreich heimlich nachzuspionieren. Ich wollte wissen, was er trieb, ich wollte eine Waffe gegen ihn in der Hand haben. Bald merkte ich, wer sein böser Geist war, der ihn verführt hatte: Bellinger!! – Ganz heimlich trafen die beiden sich, stets in der Dunkelheit, – hier und dort, – wie … wie Verbrecher! Dabei erwähnte mein Stiefvater daheim niemals den Namen des Assessors. Er umgab sich mit Lüge und Trug, um die Nächte außerhalb des Hauses zubringen zu können, redete uns vor, er sei Dirigent einer Kaffeehauskapelle! Alles Lüge, wie ich feststellte. Spieler war er – leidenschaftlicher Spieler, der zusammen mit Bellinger überall zu finden war, wo dem Hasard gehuldigt wurde. Wir daheim darbten, während er Hunderte verlor. Dann wieder überschüttete er uns ein paar Tage mit Geld, sagte, er hätte eine Komposition verkauft. Ja – verkaufen wollte er etwas, – mich – mich, – meine Schönheit, meine Jugend!! Kupplerlohn suchte er sich zu verdienen, und jener Kommerzienrat Scharfer, der in der verflossenen Nacht ermordet worden ist, sollte … der Zahlende sein. Ich wollte nicht – wollte nicht …!! – Heute mittag hatte es zwischen uns eine Szene gegeben, die mich dann zu dem Entschluß brachte, noch tiefer in das Geheimnis einzudringen, das die Beziehungen zwischen Weinreich und Bellinger umgab. Meiner Mutter wollte ich die Augen öffnen, und wir beiden Frauen sollten dann – das war meine Absicht! – ihn zwingen, dieses Leben aufzugeben. Zwingen …!! Dazu gehörte aber, daß ich ihn ganz in meine Hand bekam. Um dies zu erreichen, ließ ich mich mit in die Spielhölle nehmen. Nur deswegen …!“

      Sie schwieg. – Schippel nickte ihr aufmunternd zu.

      „Brav von Ihnen, Fräulein Pelcherzim, daß Sie so offen sind“, meinte er. „Aber – hm ja – etwas fehlt noch …: die Sache mit den Diamanten!“ Er drückte sich absichtlich so ungenau aus. Er wußte bisher ja nur, daß sie die Edelsteine in seiner Hand wie eine blitzende Warnung und Mahnung angestarrt hatte. Etwas mußte sie also von den gleißenden Diamanten erfahren haben – etwas! Wie viel – das entzog sich seiner Kenntnis.

      Fritzi Pelcherzim blickte Schippel ängstlich an.

      „Die Sache mit den Diamanten …“ wiederholte sie leise. Dann hob sie die gefalteten Hände nach Lossen hin: „Vergeben Sie mir, ich flehe Sie an …!! Ich habe ja bereut, so furchtbar bereut! Aber ich wagte nicht, die Wahrheit einzugestehen. So … wanderten Sie statt meiner ins Gefängnis! Ich war’s ja, die damals an jenem Gesellschaftsabend bei Oltendorf die Edelsteine stahl …! Ich wußte, wo sie verwahrt wurden. Charlotte Oltendorf hatte es mir anvertraut. Ich war eitel, putzte mich gern. Und mußte doch in so billigen Fähnchen umherlaufen. Schon als Kind hat jeder funkelnde Schmuck mich förmlich hypnotisiert. Stundenlang habe ich vor den Schaufenstern der Juweliergeschäfte gestanden. – An jenem Abend trug Charlotte Oltendorf Ringe, Ohrgehänge und eine Brosche, die meinen Neid, meine Gier, ähnliches zu besitzen, bis zur halben Unzurechnungsfähigkeit steigerten. Außerdem hatte ich bei Tisch Sekt getrunken. Ich befand mich in einem doppelten Rausch, als ich die Treppe emporeilte, das Schränkchen mit einem in des Rentiers Schlafzimmer unter einer Waffensammlung hängenden indischen Hauschwerte erbrach, und die vierzig Edelsteine aus dem schwarzausgeschlagenen Kasten herausnahm und zu mir steckte. Erst zu Hause kam ich

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