Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel

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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel

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wurde, lag etwa zwei Kilometer vor der Stadt auf einer kleinen Anhöhe. Ein fester, gutgehaltener Weg gestattete dem Auto die Höchstgeschwindigkeit einzuschlagen, so daß Wendel in knappen acht Minuten vor dem Haupteingang seines Werkes anlangte. Dort empfing ihn Master Pareawitt, der Oberingenieur, mit einem Gesicht, das nichts Gutes ahnen ließ.

      »Wie steht’s, Pareawitt? Alles vorbereitet?!« rief der Deutsche und war mit einem Satz aus dem Wagen. »Was treibt die schwarze Gesellschaft? Schon in der Nähe?«

      »Brennen zur Zeit Halburgs Store nieder,« antwortete der Oberingenieur mit verbissener Wut. »Werden aber wohl bald hier sein.«

      Wendel winkte und verschwand mit den beiden Männern hinter dem schweren Tor, dessen Flügel der Pförtner sofort wieder schloß.

      Zehn Minuten später. Wie ein kribbelndes Ameisenheer, dicht gedrängt, unaufhaltsam, schob sich die Masse der wütenden Neger auf der Straße vorwärts. Der Besitzer der Barbu-Mine beobachtete diese dunkle Masse vom Fenster der ersten Etage des Verwaltungsgebäudes aus wie ein Feldherr. Mit jener zielbewußten Energie, die aus dem armen Handlungsgehilfen im Verlaufe von Jahrzehnten einen einflußreichen, millionenschweren Minen-Magnaten gemacht hatte, waren von ihm noch schnell die getroffenen Verteidigungsmaßnahmen ergänzt worden.

      »Bin neugierig, was sie beginnen werden,« sagte er jetzt zu dem neben ihm stehenden Oberingenieur.

      Pareawitt lehnte sich zum Fenster hinaus.

      »Die Bande verhält sich auffallend still,« meinte er besorgt.

      »Schlechtes Zeichen!« erklärte Wendel, und fügte hinzu: »Kein Zweifel, die Hauptmasse bewegt sich auf das Eingangstor zu. Machen wir, daß wir hier fortkommen. Ich werde einmal hinausgehen und der Rotte Vernunft predigen. Hoffentlich hilft’s was. Wenn nicht – na, dann fließt eben Blut, aber nicht das unsrige, so wahr ich Albert Erich Wendel heiße!«

      Der blonde Hüne, den Panamahut weit ins Genick geschoben, drückte sich durch den Torspalt und schritt furchtlos der heranrückenden Menschenmauer entgegen. Soweit das Auge reichte, nichts als dunkle Menschenkörper, wollige Negerköpfe. Im Nu bildete sich um Wendel ein weiter Halbkreis bewaffneter Gestalten. Die Hintenstehenden drängten nach, neugierig, was der weiße Baas (Herr) ihnen wohl zu sagen hätte, der jetzt so gebieterisch den Arm ausstreckte. So kam es, daß der Kreis um den deutschen Riesen sich immer enger schloß.

      Und nun begann der unerschrockene Millionär mit einer Stimme, die weithin über die glänzenden, schwarzen Gesichter schallte:

      »Boys, ich warne Euch! Kehrt an eure Arbeit zurück! Ihr wißt nicht, wie wir euch empfangen werden, wenn ihr wagen solltet, eure unverständliche Wut an unserem Eigentum auszulassen.«

      Er sprach in jenem mit holländischen Brocken vermischten Englisch, wie es in Transvaal von jedem Nigger verstanden wird.

      »Boys!« fuhr er fort, »wißt ihr, was Maschinengewehre sind?! Ihr habt – oder wenigstens meine Arbeiter – die blanken Kanonen in meinem Schuppen stehen sehen! Bevor auch nur einer von euch meine Umzäunung erklettert hätte, würden hunderte von euch niedergeknallt sein, wie die Springböcke bei der Treibjagd! Boys! Denkt an die Maschinengewehre! Macht kehrt und haltet Frieden! Das rate ich euch wohlmeinend, ich, der weiße Baas, der stets verstanden hat mit seinen Leuten auf friedlichem Fuße zu leben!«

      Ein Murren, wie ein Windstoß, der durch Tannenwälder fährt, anzuhören, erhob sich.

      »Boys, wenn ihr mir nicht glaubt, schickt eine Zahl von euch in meinen Hof, damit sie sich die blanken, eisernen Menschenfresser ansehen können. Ich will nichts, als –«

      Albert Wendel sollte in diesem Leben kein beruhigendes Wort mehr an diese blutdürstige, zur Rachsucht aufgestachelte Masse richten.

      Ein Basutospeer mit breiter Spitze war weit hinten aus der Masse von geübter Hand geschleudert worden und fuhr ihm von oben wie ein Blitzstrahl in die Brust. Die Wucht der gut zwei ein halb Meter langen Lanze war so groß, daß er taumelnd hintenüberschlug. Der Hut fiel ihm vom Kopf, rollte seitwärts. Vergebens suchte der riesige Körper sich wieder aufzurichten.

      Pareawitt, der Oberingenieur, und drei weiße Angestellte brachten blitzschnell den Schwerverwundete zurück in den Schutz des hohen Zaunes.

      »Verfl… heimtückische Bande, das sollt ihr mir bezahlen!« knurrte Pareawitt und rief den Leuten, die bei den Maschinengewehren standen, einige Worte zu.

      Man hatte den Baas, dem der Speer sofort aus der Brust gezogen war, auf ein Brett gelegt und trug ihn so nach dem Krankenzimmer des Verwaltungsgebäudes. Ein schauriges Glockengeläut begleitete den traurigen Zug – die blitzschnell aufeinander folgenden Schüsse der stählernen Menschenfresser! – Tack, Tack, Tack, so ging’s unaufhörlich, unaufhörlich.

      Und jetzt draußen ein Gebrüll wahnsinniger Angst. Die Schüsse, so niedrig gezielt, daß sie nur die Beine der Schwarzen trafen, ernüchterten die angriffslustigen Nigger im Handumdrehen. Schreiend, tobend, einander niederstoßend, nur um schneller aus dieser Hölle fortzukommen, zerstreuten sich die Tausende, fluteten zurück.

      In dem Krankenzimmer lag der von dem Arzt der Barbu-Mine schnell verbundene deutsche Baas und rang mit dem Tode.

      Mit erlöschender Stimme hauchte er jetzt:

      »Lesen Sie vor, Pelletan, was Sie geschrieben haben. – Es eilt, ich fühl’s –«

      Und der Buchhalter las:

      »Kimberley, den 16. Mai 19…

      In dem Bewußtsein, daß der Tod mir nahe ist, diktierte ich in Gegenwart von drei Zeugen, die diese Urkunde mit unterzeichnen werden, meinen letzten Willen.

      Ich setze zu meinem Erben den nächsten meiner Verwandten ein, gleichgültig, wie alt dieser ist, ob Mann oder Weib. Es leben Verwandte von mir in Deutschland und zwar in Danzig. Seit zwanzig Jahren habe ich nichts von ihnen gehört. Mein Testamentsvollstrecker wird meine Erben zu finden wissen.

      Der, der für die Erfüllung meines letzten Willens sorgen wird, ist mein Oberingenieur Hektor Edward Pareawitt. Er soll meine Besitzungen sämtlich verkaufen. Für seine Mühewaltung erhält er 5000 Sterling.

      Falls meine Verwandten sämtlich vor mir gestorben sein sollten, fällt mein Vermögen, das ich auf drei Millionen nach deutschem Gelde schätze, an das deutsche Reich, mit der Bestimmung, daß die Zinsen im Interesse meines alten Vaterlandes verwendet werden.

      Unter allen Umständen sind an meine Beamten und Arbeiter Legate auszuzahlen in der Weise, daß jeder ein volles Jahresgehalt erhält.

      Dieses Testament ist bei dem deutschen Generalkonsul in Kapstadt niederzulegen, den ich bitte, meinen Vertrauten Pareawitt nach Möglichkeit zu unterstützen.«

      Pelletan schwieg.

      »Gut so,« erklärte der Sterbende mit letzter Kraft. »Eine Feder –«

      Pareawitt stützte ihn, als er unterschrieb.

      Es war die höchste Zeit gewesen. Mit einem dumpfen Ächzen sank Albert Wendel zurück. Seine Finger schlossen und öffneten sich krampfhaft. Dann ging’s wie ein Ruck durch den massigen Leib.

      »Das Ende,« sagte der Arzt leise.

      Pareawitt zerdrücke eine Träne.

      Der

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