Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel

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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel

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Käti nickte traurig vor sich hin.

      »Wenn Sie wüßten,« sagte sie leise und preßte die Finger des jungen Mädchens mit fast schmerzhaftem Druck. »Oh dieses Entsetzen, wenn so plötzlich die Vergangenheit vor einem wieder auftaucht, wenn Erinnerungen wachwerden, die mich mit Abscheu und Grauen erfüllen –«

      Und plötzlich, ganz unvermittelt, sprang sie dann auf und sagte hastig:

      »Kommen Sie, Rita, wir wollen gehen. Es ist zu heiß hier am Strande.«

      In demselben Augenblick näherte sich wieder eines der Fischerboote, die nach der Brigg hinausgefahren waren, dem Stege. Fluchtartig eilte Frau Käti davon, indem sie ihr unglückliches, schwachsinniges Kind mit sich zog.

      * * *

      Heinz Gerster hatte den alten Fischer Iversen bei Seite genommen und suchte von ihm zu erfahren, weswegen sie so plötzlich wieder umgekehrt und nach dem gestrandeten Fahrzeug zurückgerudert waren.

      »Ja, sehen Sie, Herr Doktor,« sagte der Alte, »das war nu ’ne dolle Sach’. Also, wir fanden da drüben an Bord einen einzigen Mann, einen Passagier der »Karola« . So heißt nämlich die Brigg. Die andern, ja, die hat alle die See verschlungen – alle. Die Leichen werden wohl bald an den Strand getrieben werden. Aber ob grad’ hier bei uns, ist fraglich. Der Mann von der »Karola« packte denn nu seinen Koffer in unser Boot, und wir stießen ab. Mit ’en Mal, dicht an ’en Bootssteg, bückt er sich und sagt so recht barsch: »Augenblicklich umkehren. Ich hab’ was vergessen. Zehn Mark gibt’s, wenn Ihr Euch beeilt.« – Na, zehn Mark!! Wir taten’s. Dann kletterte er wieder allein auf die »Karola« zurück. Wir warten und warten. Er kommt nicht wieder. Und dann steckt er plötzlich den Kopf über die Reling und ruft »Achtung!« und dann ist er auch schon unten im Boot. – Was, denken Sie, hat er geholt? Eines der Schiffsfernrohre, Herr Doktor! Ne komische Sach’, nicht wahr?! Und, während wir dann an Land paddeln, läßt er das Glas nicht von den Augen, sucht damit immer den Strand ab.

      »Einsame Küste hier,« meint er zu mir.

      »Freilich, Herr. Auf zehn Meilen ist unser Dorf das einzige,« sag ich.

      »Habt Ihr auch Badegäste?« fragt er nach ’ner Weile.

      »Waren gegen hundert hier, sind aber schon wieder weg,« sag ich zu ihm. »Nur vier haben bis jetzt ausgehalten,« setzt’ ich hinzu.

      »So. Wohl Herren alles?« fragt er wieder.

      »Nee – das gerade nich. Eine Münchner Dame mit ihrem Kinde und eine Erzieherin und der Doktor Gerster,« geb’ ich zur Antwort.

      Da wurde er ganz still. Und mit einem Mal verlangt er, wir sollen ihn nicht am Bootssteg, sondern weiter unten am Strand absetzen.

      Nu, wir taten ihm den Gefallen. Und dann mußte ihm Johann Petersen gleich einen Wagen bestellen. Er wollte sofort nach Schülp zum Herrn Landrat fahren, dem er wichtiges mitzuteilen habe. Nachher würd’ er denn zurückkommen und dem Gemeindevorsteher seine Aussage zu Protokoll geben, nämlich über die Strandung. Das muß so sein, Herr Doktor. Seinen Koffer ließ er hier. Und dann fuhr er mit des Kreuzwirts Wagen davon. Abends sei er wieder zurück, sagt er noch.«

      Heinz Gerster schlenderte darauf sehr nachdenklich seiner Sommerwohnung zu, die er bei dem Pfarrer des Dorfes gemietet hatte.

      Nach dem Mittagessen legte er sich in dem schattigen Garten in seine Hängematte und versuchte die Zeit bis zum Kaffee zu verschlafen.

      Endlich konnte er sich auf den Weg zu der Frau Käti Deprouval machen.

      Er fand das Nest leer.

      »Plötzlich abgereist,« sagte ihr Wirt achselzuckend. »Hier – diesen Brief soll ich Ihnen geben, Herr Doktor.«

      Heinz Gerster riß den Umschlag auf und las – las – –

      »Lieber Freund!

      In unser beider Interesse halte ich es für das Beste, ohne langen Abschied von Ihnen zu gehen. Suchen Sie mich zu vergessen! Es muß sein. Und – nochmals danke ich Ihnen für alles das, was Sie mir gegeben haben durch Ihre zarte, vornehme Aufmerksamkeit, Ihre sorgende Freundschaft.

      Leben Sie wohl! Auf ewig!

      K. D.«

      Heinz Gerster atmete schwer. Ihn fröstelte plötzlich. Und dann eilte er seinem Heime zu. Ohne rechts oder links zu blicken schritt er hastig dahin. Käti hatte recht. Er mußte vergessen! – Sie war ja nicht frei, hatte einen Gatten, ein Kind! Und dies Vergessen sollte ihm seine Arbeit bringen. Schon so oft war diese seine beste Trösterin gewesen.

      4. Kapitel

       Die Spur des Anderen

       Inhaltsverzeichnis

      Fritz Schaper hatte seinen Entschluß, sofort nach Danzig zu fahren, ausgeführt. Angelangt, frühstückte er zunächst auf dem Bahnhof, brachte seinen äußeren Menschen in Ordnung und begab sich dann sofort auf das Einwohnermeldeamt, wo er erfuhr, daß Albert Wendel einen Bruder gehabt habe, der vor sieben Jahren unter Zurücklassung eines einzigen Kindes, einer Tochter, gestorben sei. Diese Tochter habe inzwischen Danzig verlassen. Ihr neuer Wohnsitz sei unbekannt. Weitere Verwandte besitze der verstorbene Minenbesitzer offenbar nicht, meinte der Beamte, mit dem der Detektiv verhandelte.

      Schaper bedankte sich für die freundliche Auskunft und wollte schon das Büro verlassen, als der gefällige Herr ihn nochmals heranwinkte.

      »Sie sind jetzt der zweite, der sich nach der Familie Wendel erkundigt,« sagte er mit schlauem Augenzwinkern. »Das hängt wohl mit dem Aufruf zusammen, der in den Zeitungen stand, nicht wahr?«

      »Der Zweite?« meinte Schaper mit schnell erwachtem Argwohn. »Ich weiß nur, daß der Bevollmächtigte jenes Albert Wendel hier in Danzig telegraphisch nach Verwandten des Verstorbenen angefragt hat.«

      »Gestern war schon ein Herr hier,« erklärte der Beamte wichtig. »Er fragte genau dasselbe wie Sie. Nur legitimiert hat er sich nicht. Er sagte, er sei ein Freund des Minenbesitzers. – Nicht wahr, Herr Schaper, hier spielt wohl einen Erbschaft mit? In dem Aufruf stand ja nichts davon. Aber – man kombiniert sich doch so allerlei zusammen.«

      »Ich vermag Ihnen über diesen Punkt nichts bestimmtes anzugeben,« erwiderte der Detektiv vorsichtig. »Ich habe nur den Auftrag erhalten in der Form, wie ich es Ihnen mitteilte, d. h. ich soll feststellen, wer noch von der Familie Wendel lebt. Alles andere geht mich auch nichts an.«

      Eine Viertelstunde später schickte Fritz Schaper dem Vorsteher des Standesamtes seine Karte hinein. Worauf er sofort vorgelassen wurde. Und hier bekam er schon genaueren Aufschluß.

      Der Holzkaufmann Markus Albert Erich Wendel hatte zwei Söhne gehabt. Der Ältere, Albert Erich Wendel, war unvermählt geblieben. Der Jüngere, Markus Gottlieb Wendel, hatte sich im Jahre 1892 verheiratet. Aus dieser Ehe war nur eine Tochter entsprossen, die am 2. Februar 1893 geborene Charlotte Marie Gertrud Wendel. Markus Wendel jun. hatte zuletzt Breitgasse Nr. 14 gewohnt und war dort auch verstorben.

      Schaper notierte sich all dies genau. Dann wandte er sich noch mit einer letzten Frage an den Standesbeamten.

      »War

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