Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik
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»Der Kampf beginnt jetzt! Mehr will ich nicht sagen. Wir würden schneller zur Entscheidung kommen, wenn der große Schitsu am Leben geblieben wäre. Man raunt in seinem Reich, daß weiße Hand die Kugel des Attentäters lenkte. Aber unser Land ist nicht arm an großen Männern. Ein anderer wird erstehen … das Werk vollenden.«
»Wer wird für den unmündigen Thronerben die Regentschaft übernehmen? Wird … er es sein?«
Der Chinese nickte.
»Bestimmt?«
Nochmals ein Nicken.
»Er übernimmt eine schwere Bürde. So schwer, daß sie vielleicht auch der lebende Kaiser nicht hätte tragen können. Die Arbeiten der Europäischen Siedlungsgesellschaft drängen zu einer Entscheidung. Ist Neuland im Herzen Asiens mit hundert Millionen europäischer Siedler besetzt, dürfte es schwer sein, den Vorstoß nach Westen zu wagen. Die Gebirgszüge, die China vom Westland trennen, werden dann, gehörig befestigt, eine chinesische Mauer sein … gegen China.«
»Er ist ein Mann der Tat. Er wird keinen Tag verlieren. Der diplomatische oder militärische Sieg in der Besitzfrage des Kuldschagebietes wird die große Umwälzung einleiten …«
»Sie rechnen mit dem Sieg, Melan Fang?«
»Unbedingt! Die größeren Machtmittel sind auf unserer Seite … nicht zu reden von unserem unerschöpflichen Menschenreservoir.«
»Und doch …«
Ein nervöses Zucken lief über das Gesicht des Chinesen, als diese Frage des kühlen Rechners Dewey sein Ohr traf.
»… und doch will er den entscheidenden Schritt nicht wagen, ohne der Hilfe der schwarzen Rasse sicher zu sein … wollten Sie sagen.«
Dewey nickte schweigend.
»Ich kann Ihre Bedenken nicht teilen. Haben Sie bei ihren großen geschäftlichen Unternehmungen nicht auch zuweilen mit der Hilfe anderer gerechnet?«
Wieder schüttelte Dewey den Kopf.
»Nie!«
Melan Fang rückte unruhig auf seinem Stuhl.
»Es ist wichtig, den kommenden Krieg schnell und sicher zu beenden. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, dazu alle Mittel, die sich bieten, zu benutzen.«
Ein ironischer Zug legte sich um Deweys Mund.
»Schlagwörter wie Menschlichkeit haben schlechten Kurs in solchen Fällen. Sprechen wir offen, Melan Fang. China allein fühlt sich nicht stark genug. Es will die Kräfte Amerikas binden, damit Europa in dieser blutigen Auseinandersetzung auf keine amerikanische Hilfe zählen kann. Der Bürgerkrieg zwischen Weißen und Schwarzen in der Union scheint das beste Mittel.
Der Plan ist gut. Aber …«
»Aber?«
»Ich bezweifle seinen Erfolg!«
John Dewey war aufgestanden und ging mit großen Schritten durch den Raum. Melan Fang hatte sich tief in seinen Sessel zurückgelehnt. Seine zusammengekniffenen Augen ruhten argwöhnisch auf dem unbewegten Gesicht Deweys.
War das Spiel verloren?
»Sie sprechen in Rätseln, Mr. Dewey!«
»Es mag Ihnen rätselhaft vorkommen, daß ich meine Hände in ein Geschäft stecke, zu dessen Verlauf ich kein Vertrauen habe. Ihre Interessen und die der amerikanischen Negerbevölkerung sind grundverschieden.
Wir …«, ein ingrimmiger Humor sprach aus seinen Worten … Ich sage wir … mich einbegriffen … obgleich kein Satan mich jemals im Leben als black man taxiert hat … bis auf jenen englischen Lord … Wir kämpfen um die Gleichberechtigung mit anderen Rassen. Sie kämpfen um Macht und Land.
Unser Kampf hat ein ideales Ziel, ist eine interne Angelegenheit der Vereinigten Staaten. Ihr Streit wird die Weißen der ganzen Welt unter einer Fahne vereinigen, denn es geht um die weiße Existenz. Der Untergang des europäischen Abendlandes würde das Ende der weißen Kultur überhaupt bedeuten. Sehen Sie sich vor. Schrauben Sie Ihre Hoffnungen nicht allzu hoch, daß nicht … ein unerwartet starker Frost den Blütentraum auf viele Menschenalter vernichtet …«
Melan Fang wollte sprechen, aber John Dewey ließ sich nicht unterbrechen.
»Die weiße Intelligenz wird in diesem Kampf neue, unerhörte, ungeahnte Leistungen vollbringen und … vielleicht die Oberhand behalten.
Ihre Prophezeiung wird einmal eintreten, aber wann …?«
Der Chinese war aufgestanden. Geschmeidig lächelnd trat er an Dewey heran.
»Sie müssen gestehen, daß ein Kampf zwischen China und den Westländern eine gute Unterstützung Ihres Streites um die Gleichberechtigung der schwarzen amerikanischen Bürger ist. Unser Zusammengehen bringt beiden Vorteil …«
Er streckte Dewey die Hand hin, die dieser ergriff.
»Abgemacht!«
»Wann?«
»Nach der Wahl um den Gouverneurposten von Louisiana. Wird Josua Borden, der schwarze Kandidat, gewählt und nicht bestätigt, beginnt der Kampf!«
»Ich bekam heute ein Telegramm aus Peking. Er will den genauen Termin wissen. Bei Ihnen und bei uns muß der Schlag gleichzeitig fallen.«
»Den Tag anzugeben, ist unmöglich.«
»Der Tag der Wahl ist bestimmt und wird nicht verschoben?«
»Ich wüßte keinen Grund …«
»Sind Sie des unverbrüchlichen Schweigens aller Mitwissenden sicher, Mr. Dewey?«
»Unbedingt! … Warum fragen Sie?«
»Man hat mich auf einen Berichterstatter der Chikago-Preß aufmerksam gemacht. Es hat den Anschein, als sei er … Zufall oder … Verrat … der Organisation auf die Spur gekommen.«
»So muß alles geschehen, was geeignet ist … Unheil zu verhüten. Sie haben … wohl Mittel und Wege dazu … Melan Fang …«
Der Kraftwagen, der Florence Dewey von San Matteo zurück nach der Stadt brachte, mußte schon in der Market Street seinen Lauf verlangsamen. An der Kreuzung mit der Mason Street wurde das Gedränge auch auf dem Fahrdamm so arg, daß der Chauffeur bis zur Stocton Street weiterfuhr.
Die ganze Negerbevölkerung Friskos schien auf den Beinen zu sein. Von allen Seiten strömten schwarze Scharen heran und wälzten sich in der Richtung auf Chinatown durch die Straßen.
Der Chauffeur versuchte es, durch die Stocton Street seinem Ziele näher zu kommen. Doch vergeblich unternahm er es mehrere Male, nach Nobhill abzubiegen. Es ließ sich nicht mehr durchführen. Auch aus allen Seitenstraßen quollen fortwährend neue Massen immer dichter heran, je mehr sich der Wagen Chinatown näherte. An der Ecke der Sacramento Street wurde das Gedränge so dicht, daß das Auto eingekeilt stehenbleiben mußte. Auch der