Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

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Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans  Dominik

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auf diesem, bald auf jenem Gegenstand. Bald fuhr er sich durch das dichte weiße Haar, daß es sich zu Bergen sträubte.

      In einen Korbsessel vergraben saß Helen und sah dem Vater halb belustigt, halb ängstlich zu. Gewiß hatte sie nicht erwartet, seinen ungeteilten Beifall zu finden, als sie ihm vor einer Viertelstunde in vorsichtigen Andeutungen ihre Liebe zu Wellington Fox gestand. Aber auf einen so heftigen Widerstand war sie auch nicht gefaßt gewesen. Auf solch schroffes Nein von seiten ihres Vaters, der sie immer verwöhnte, stets jeden ihrer Wünsche erfüllte.

      »Habe ich ein Leben voll endloser Sorgen und Mühen geführt, habe ich gearbeitet wie ein Zugstier, um alles, was ich besitze, schließlich einen elenden Zeitungsschreiber in die Tasche stecken zu sehen?!«

      Francis Garvin fand keine Worte mehr für seine Stimmung. Mit seinen starkknochigen Händen ergriff er ein unschuldiges Taburett und stieß es zu Boden, daß ihm die dünnen chinesischen Porzellansächelchen wie eine Fontäne um den Kopf flogen und im nächsten Augenblick in tausend Scherben am Boden lagen.

      »Schäm dich. Pa! … Mein schönes Porzellan, das ich selbst auf meiner Reise in Kaschgar gekauft habe … Eine liebe Erinnerung …«

      »Der Teufel hole deine Reise … und die liebe Erinnerung … und vor allen diesen Fox!«

      »Pa!« klang es strafend aus dem Korbsessel. »Mr. Fox ist ein Gentleman, der mit eigener Gefahr deine Tochter gerettet hat und dem du höchsten Dank schuldest.«

      »Alles hat seine Grenzen! … Auch die Dankbarkeit. Ich will den Mann empfangen und belohnen … wie kein anderer Mann in den Staaten ihn besser belohnen könnte … Aber dich ihm geben?! … Wäre dieser Fox ein Gentleman, hätte er es niemals gewagt, dein Gefühl einer übertriebenen Dankbarkeit so zu seinen Gunsten auszubeuten.«

      »Ach, Pa! … Das tut er ja gar nicht … Leider …«

      Helen sagte es in einem Ton, der scherzhaft klingen sollte und doch viel Resignation enthielt.

      »Was?«

      Francis Garvin blieb mit einem Ruck vor seiner Tochter stehen. Sein offener Mund gab einen Ton von sich, der an die abblasenden Sicherheitsventile einer Frachtlokomotive erinnerte.

      »Was … willst du mich ganz und gar verrückt machen? … Er will dich gar nicht … Leider?!«

      »Leider«, nickte Helen betrübt. »Das heißt, er hat noch gar nicht gesagt, daß er mich will …«

      »Bravo! … Mr. Fox ist mein Mann. Ein Gentleman, der meine Tochter vom Tode gerettet hat und keinen Anspruch auf ihre Hand macht … die sich ihm entgegenstreckt …«

      »Pa! Das ist zu arg. Erst beleidigst du Mr. Fox und jetzt mich.«

      Sie erhob sich und trat, ihm den Rücken kehrend, zur Brüstung der Terrasse. Sie drehte sich auch nicht um, als Francis Garvin zu ihr trat und in einem Tone voller Befriedigung fortfuhr:

      »Ich werde mich revanchieren, my Darling. Morgen kaufe ich die Chikago-Preß und schenke sie diesem Fox. Du wirst sehen, der Mann …«

      »Der Mann wird das Geschenk nicht annehmen …«

      Helen hatte sich umgedreht und sah ihren Vater mit blitzenden Augen an.

      »Abwarten, mein Kleines! … Die zwölf Millionen Dollar, die die Zeitung kosten wird, nimmt jeder, dem Francis Garvin sie schenken will. Du hältst diesen Fox für einen schlechten Geschäftsmann.«

      »Ich halte ihn für einen Gentleman, der dir dein Geschenk vor die Füße werfen wird.«

      »Wetten, daß nicht?«

      »Das gilt, Pa! Verlierst du, mußt du mich zu der Einweihung des Balkaschsees mit nach Asien nehmen! … Abgemacht!« …

      Ein Diener brachte eine Karte und überreichte sie Helen Garvin. Ein freudiges Leuchten ging über ihr Gesicht, das aber schnell einem Schein der Trauer wich.

      »Florence Dewey! Gut. Ich gehe gleich mit. Auf Wiedersehen, Pa. Die Wette gilt …

      Florence!«

      Sie flog auf die Freundin zu und faßte sie an beiden Schultern.

      »Du bist es wirklich … Ein unerwarteter Besuch.«

      »Ich denke wohl, Helen dear.«

      Ein größerer Gegensatz als zwischen diesen beiden Freundinnen war kaum denkbar. Helen Garvin … das Köpfchen von goldig schimmernden Locken umgeben, große blaue Augen, ein Stumpfnäschen mit rosigen Flügeln … Das Ganze eine Nippesfigur aus Meißner Porzellan.

      Daneben Florence Dewey, schlank und stolz. Schwarzes Haar um ein bleiches Antlitz, dessen Alabaster durch einen kreolenartigen Hauch gefärbt wurde. Trotz ihrer Jugend lag Ernst, ja Trauer in den schönen Zügen des Mädchens.

      Von Jugend an waren Helen Garvin und Florence Dewey, die Töchter der beiden reichsten Leute von Frisko, eng befreundet.

      Helen Garvin fragte:

      »Du bist noch hier? Ich glaubte, du hättest die geplante große Reise längst angetreten?«

      »Es war mehr der Plan meines Vaters als meiner. Ich habe ihn wohl erwogen … aber verworfen. Es hätte ausgesehen wie eine Flucht …«

      Eine glühende Röte bedeckte ihr Gesicht, und ihre Stimme nahm einen leidenschaftlichen Klang an.

      »Ich fliehen? … Und wovor? … Vor häßlichem Klatsch?! Nein … niemals.«

      »Und doch waren es sicherlich schwere Tage, die du damals durchlebt hast.«

      Helen legte den Arm teilnahmvoll um die Schulter der Freundin. Florence duldete die Umarmung mehr, als sie sie erwiderte.

      »Was weißt du, Kleines, von den Kämpfen, die mir das Herz zerrissen! Danke dem Himmel, daß du nicht den tausendsten Teil davon kennengelernt hast.

      Wäre es nur das eine gewesen … daß der schwarze Blutstropfen, der von Vaters Seiten in meinen Adern rollt, mir in einer rein weißen Gesellschaft Schwierigkeiten macht … gelacht hätte ich darüber. Aber daß ich deshalb auch meine Liebe lassen mußte … daß ich …«

      Die Kehle schien ihr zugeschnürt. Die Stimme versagte. Sie richtete das Gesicht empor, um die Tränen mit den langen Wimpern zurückzuhalten.

      »Quäle dich nicht, Florence … versuche Averil Lowdale zu vergessen! Ein Mann, der dich um solch Vorurteil lassen konnte, ist deiner nicht würdig, hat dich nie wahrhaft geliebt.«

      »Averil? … Averil mich verlassen?! … Nein. Er tat es nicht!«

      »Wie … du sagst? … Ich verstehe dich nicht. Schicktest du ihn von dir?«

      Florence hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen. Ihre Schultern zuckten krampfhaft. Ein Lachen, das wie ein Schluchzen klang, kam aus ihrem Munde. Jetzt ließ sie die Hände sinken. Ihre großen, unnatürlich weit geöffneten Augen blickten starr in die Ferne. Eine steinerne Ruhe lag auf den blassen Zügen. Wie eine blutrote Wunde zuckte der Mund in dem schneeweißen Gesicht.

      »Florence!

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