Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik
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Die ersten Tropfen waren ihm auf die Hand gefallen.
»Regen, Herr Witthusen! … Dicke Tropfen! Es regnet in der Wüste!«
Verständnislos blickte Witthusen auf die Hand von Fox.
»Regen … Regen, hier in der Wüste … ich weiß nicht, wie es möglich ist … ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat.«
Wellington Fox streckte beide Hände in das stärker fallende Naß. Dann vollführte er einen Luftsprung, der dem alten Kaschgarier Witthusen ein Lächeln entlockte.
»Hat Ihnen der Wüstenbrand so zugesetzt, daß der kühle Regen Sie zu solchen Freudensprüngen veranlaßt?«
Wellington Fox konnte nicht sofort antworten, weil er durch einen neuen Freudentanz vollkommen in Anspruch genommen war.
»Hurra! … Bravo!« rief er abwechselnd ein ums andere Mal.
»Der Regen …«, sagte er endlich, erschöpft stehenbleibend. »… Mann … Witthusen! … Wissen Sie auch, wo der Regen herkommt?«
Witthusen blickte ihn stumm fragend an.
»Von Isenbrandt kommt er! … Isenbrandts Werk ist das!«
»Ich verstehe Sie nicht, Herr Fox.«
»… Und ich möchte Ihnen vorläufig nicht mehr sagen … Nur das eine noch, Isenbrandt ist auf unserer Spur!«
Stärker rauschte der Regen jetzt hinab. Ein starker strähniger Landregen, wie ihn die Wüste hier seit Menschengedenken kaum gesehen hatte. Er zwang die Männer, das schützende Dach aufzusuchen.
Wellington Fox trat als erster ins Haus.
Maria Witthusen lag auf einem dürftigen Ruhebett. Ihre Gefangennahme …der mißglückte Befreiungsversuch … der entsetzliche Aufenthalt hier unter den glühenden Strahlen der Wüstensonne … das alles hatte ihre Widerstandskraft untergraben. Stunden vollkommener Apathie wechselten mit Ausbrüchen der Verzweiflung.
»Es regnet, Fräulein Maria! Fühlen Sie die wunderbare Frische, die ins Zimmer dringt?«
Einen Augenblick schien Maria Feodorowna aus ihrer Apathie zu erwachen.
»Ja! … Es regnet?«
Sie wandte den Kopf und hörte das Rauschen des immer stärker werdenden Regens.
»Es regnet … ja … es regnet.«
Dann sank sie wieder in ihre alte Teilnahmlosigkeit zurück. Fox überlegte einen Augenblick, wie er ihr die frohe Nachricht beibringen könne. Er fürchtete, daß ein allzu jäher Umschwung der Empfindungen ihr Gefahr bringen könnte.
Die kleine kirgisische Dienerin Marias huschte an ihm vorbei und beugte sich zu ihr.
»Ein gutes Mittel für die kranke Herrin! Ein Mittel gegen die Kopfschmerzen. Ein durchziehender sartischer Händler gab es mir … Es wird der Herrin helfen. Er sagte, es muß so gebraucht werden, wie es dabei geschrieben steht.«
Mit einer müden Handbewegung wehrte Maria die Dienerin ab.
Bei der Nennung des sartischen Händlers hatte Wellington Fox aufgehorcht. Er schritt an die Ruhestätte heran und nahm der Kirgisin das Päckchen aus der Hand.
»Geh! Deine Herrin ist müde. Ich werde es ihr später geben!«
Kaum hatte die Dienerin den Raum verlassen, so zerriß er mit fieberhaften Händen die Umhüllung. Eine Tube von der ihm so gut bekannten Form fiel ihm in die Hand. Mit schnellen Griffen löste er den Zettel, der sie umhüllte.
»An Wellington Fox oder die, die es bekommen!
Heute nachmittag um 5 Uhr 30 Minuten müßt ihr den Inhalt der Tube in ein Wassergefäß in eurem Zimmer schütten.«
Der Zettel in Maschinenschrift. Kein Namen darunter.
Schon wollte Wellington Fox seiner Freude in neuen Sprüngen Luft machen, als sein Blick auf Maria fiel. Hallo, alter Fox! Nicht zu stürmisch. Bring es ihr langsam bei.
»Ein vorzügliches Rezept! … Ein brillantes Rezept!«
»Was ist’s?«
Der alte Witthusen war zu ihnen getreten und ließ sich auf dem Rande von Marias Lager nieder. Er ergriff ihre Hände und streichelte sie leise.
»Was ist Vater? Du schaust so froh?«
»Sprechen Sie weiter, Herr Fox … Sie werden es besser sagen können. Ich … ich … kann nur ahnen … die frohe Botschaft … die Sie sagen werden.«
»Also, Fräulein Maria! … Hier ist das beste Mittel gegen Ihre Kopfschmerzen, das es in der Welt gibt.«
»Sie kennen das Mittel?«
»Jawohl! … Ganz genau, Fräulein Maria ..Es wird hergestellt und vertrieben … von meinem Freunde Georg Isenbrandt!«
Maria erhob sich halb von ihrem Lager. Ihre Augen wanderten zwischen Fox und ihrem Vater hin und her.
»Von Isenbrandt? … Was ist’s«, drängte sie. »Sagen Sie es, Herr Fox! … Was schickt uns Georg Isenbrandt?«
Fox lächelte spitzbübisch.
»Das Mittel, um Sie von Ihren Kopfschmerzen und … uns aus der Gefangenschaft zu befreien … Er selbst ist gekommen.«
Mit einem Ruck erhob sich Maria Feodorowna vollständig von ihrem Lager.
»Er ist gekommen? … Georg Isenbrandt ist da?«
Alle Müdigkeit … alle Erschlaffung war von ihr gewichen. Sie eilte zur Tür. Ihre Augen suchten forschend durch das fahle Grau. Mit gierigen Atemzügen zog sie die frische Kühle in ihre Brust ein.
»Sein Bote! … Der Regen!« sagte Witthusen.
Maria drehte sich um und schaute ihren Vater fragend an.
»Wann kommt er selbst?«
Ein freudiger Glanz lag in ihren Augen. Ein leichtes Rot bedeckte die blassen Wangen.
»Bald, Kind! … Bald kommt er und bringt uns Freiheit.«
Ein Zittern ging durch Marias Gestalt. Witthusen nahm sie in seinen Arm und führte sie zu ihrem Lager zurück.
»Zuviel des Guten! Mut, Kind! … Mut!«
Wolkenbruchartig strömte jetzt der Regen herab. Schon bildete der ganze Hof eine einzige Lache. Immer düsterer, jetzt nicht mehr grau, sondern fast schwarz, ballten sich massige Wolken und gossen den schweren Sturzregen auf das Land.
»O Gott, was für ein Unwetter!«
»Ein