Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik
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»Damals Fräulein Maria!«
»Und heute?«
»Und heute ist es … vielleicht anders.«
Eine kurze Pause des Schweigens. Unterbrochen durch schwere Donnerschläge und zuckende Blitze. Inmitten der strömenden Regengüsse kam ein Gewitter von unerhörter Stärke zum Ausbruch. Es gab Minuten, in denen ein Blitz dem anderen fast unmittelbar folgte, in denen das Rollen und Grollen nicht zur Ruhe kam und jede Rede unmöglich war.
In einer Pause des Tobens der Elemente sprach Maria:
»Das Blatt in dem Päckchen trägt keine Unterschrift … keinen Namen … sind Sie so sicher, daß es von Ihrem Freunde kommt?«
»Kein Zweifel, Fräulein Maria.«
»Warum hat Ihr Freund seinen Namen nicht daruntergeschrieben?«
»Weil es nicht gut … nicht klug ist, den Namen Isenbrandt in das Land der Gelben zu tragen … Nicht gut für den Träger der Botschaft … auch nicht gut für die, an die die Botschaft gerichtet wurde …«
Ein neuer Donnerschlag unterbrach seine Rede und ließ das ganze Gebäude bis in die Grundfesten erzittern. Erschreckt drängte sich Maria an ihren Vater. Die kleine Kirgisin kam wieder in den Raum. Verstört und hilfesuchend. Das Unwetter schien den Weltuntergang einzuleiten.
Jetzt war es ganz dunkel in dem Zimmer. Nur die Blitze warfen durch die kleinen, hoch unter der Decke liegenden Fenster ihre jähen bläulichen Reflexe.
Wellington Fox allein blieb ruhig und äußerlich wenigstens unbewegt. Wieder zog er die Uhr.
»Zwanzig Minuten nach Fünf.«
In einer Pause zwischen zwei Donnerschlägen klangen die Worte durch den Raum.
Der Regen begann jetzt milder zu fallen. Aus dem Wolkenbruch wurde ein einfacher Landregen.
Ging das Unwetter seinem Ende entgegen? Sollte der Aufruhr der Elemente ebenso jäh zur Ruhe kommen, wie er ausgebrochen war?
Seltener wurden die Donnerschläge, seltener die zuckenden Blitze. Aber die Helligkeit im Raume wurde nicht geringer. Auch jetzt noch fiel Licht durch die Fenster.
Der Himmel selbst schien zu leuchten.
Wellington Fox lief bis an die Hoftür. Er streckte die Hände in den Regen und zog sie mit einem Aufschrei zurück. Kochendes Wasser war ihm darauf gefallen und hatte ihn verbrüht.
Er kehrte in das Zimmer zurück und rieb sich die schmerzende Hand. Spürte dabei, wie die Wärme auch im Zimmer zunahm.
Nach der Sonnenglut des Tages hatte der erste schwere Wolkenbruch angenehme Kühlung gebracht. Jetzt begannen die Fluten zu sieden und zu kochen.
Wellington Fox sah auf die Uhr.
»Halb sechs!«
Mit schnellem Griff löste er den Verschluß der Tube, schüttete den ganzen Inhalt in den Krug, warf auch die Tube nebst Deckel hinein. Trat dann wieder zu den Witthusens.
Es war jetzt hell im Zimmer. Wie Feuer leuchtete der Himmel durch die Fenster. Soweit das Firmament durch die kleinen Öffnungen zu übersehen war, schien es in Flammen zu stehen.
Noch einmal wagte Wellington Fox den Gang bis zur Hoftür. Schon auf dem Flur vom Zimmer bis zum Hofe schlug ihm drückende Hitze entgegen.
Dann stand er einen Augenblick an der geöffneten Tür und sah … wie aus dem Wasserregen ein Feuerregen geworden war.
Nicht mehr Wassertropfen … auch nicht mehr kochendes Wasser … das klare Feuer fiel in Regenform vom Himmel herab. Solchen Anblick mochten die Bewohner Pompejis gehabt haben, als der Vesuv ihre Stadt begrub. Solchen Anblick die Bewohner von Sodom und Gomorra, als ihre Städte im Schwefelregen zugrunde gingen.
Die brennende Hitze trieb Wellington Fox zurück. Er schlug die schwere Bohlentür hinter sich zu und eilte über den Flur wieder in das Zimmer.
Erfrischende Kühle umfing ihn hier. Er blickte nach dem Tisch.
Wo er vor kurzem noch den Krug gesehen hatte, lag jetzt ein gewaltiger massiver Eisblock. Graue Nebel umwallten ihn, liefen über die Tischplatte, fielen schwer zu Boden und wogten durch das Zimmer, um an den Wänden langsam emporzusteigen. Nebel, die eine herbe Kälte durch den ganzen Raum verbreiteten.
Wellington Fox gedachte des Tages, an dem er Georg Isenbrandt vor einem ähnlichen Frostblock in Wierny angetroffen hatte. Er dachte an die Erklärung Isenbrandts damals, daß hier nicht nur das Wasser, sondern die Luft selbst gefriert. Daß Weltraumkälte von dieser Stelle aus ging … und er begann den Plan des Freundes zu begreifen. Da draußen tobte die Wut des Dynotherms, ließ Feuer vom Himmel fallen und vernichtete alles Leben, soweit es in den Ruinen vorhanden war. Hier drinnen bei ihnen in diesem kleinen Raume arbeitete die Macht des Antidynotherms der Glut entgegen und schützte ihr Leben.
Er trat an die Fensterwand und berührte sie. Sie war brennend heiß. Von außen her drang die Glut durch die starken Mauern, bis sie hier durch die Frostschleier gebrochen wurde.
Mit wunderbarer, genau abgemessener Genauigkeit vollzog sich das Spiel und Gegenspiel der Riesenkräfte und ließ in der brennenden und verglühenden Ruinenstadt hier allein einen Ort, an dem das Leben dauern und den allgemeinen Untergang überstehen konnte.
Mit Staunen und Grauen sahen die Eingeschlossenen das furchtbare Schauspiel. Ihre Lippen waren längst verstummt. Auch dem sonst nie um Worte verlegenen Fox fehlte die Sprache.
Hätte das Blatt mit Isenbrandts Worten nicht vor ihnen gelegen, sie hätten geglaubt, der Jüngste Tag bräche herein.
Sie saßen und sahen wie gelähmt das Furchtbare sich vollziehen.
Wann würde es enden?
Unablässig fiel das Feuer … bis es nach langer Zeit schwächer wurde.
Nur noch matt glänzten jetzt die Fensteröffnungen. Ganz allmählich ging dort der gelbe Schimmer in einen grünlichen über. Tiefer wurde das Grün und spielte ins Blau hinüber.
Eine Viertelstunde … und dann noch eine.
Ein Geräusch schreckte sie aus ihrer Erstarrung empor.
Ein Rasseln an der Außentür. Ein Poltern, als ob sie in Trümmern zusammenstürzte.
Dann Schritte auf dem Flur.
Die Tür zum Zimmer wurde aufgerissen. Rotgolden flutete das Licht der Abendsonne in den Raum. Vor ihnen stand Georg Isenbrandt.
»Hurra! Gerettet!« schrie Wellington Fox.
Mit erhobenen Armen eilte Theodor Witthusen auf den Retter zu.
Doch der sah sie beide nicht. Seine Augen waren auf Maria gerichtet, die jetzt wie unter einem inneren Zwange auf ihn zuschritt.