Die amerikanischen Präsidenten. Barbara Friehs
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die amerikanischen Präsidenten - Barbara Friehs страница 10
»SECOND NATIONAL BANK« AM 10. JULI 1832)
Andrew Jackson, der erste Präsident der USA, der nicht den einflussreichen, wohlhabenden Kreisen der Ostküste entstammte, sondern in sehr einfachen familiären Verhältnissen aufwuchs, wurde am 15. März 1767 in South Carolina geboren. Seine Eltern waren Immigranten aus dem heutigen Nordirland. Die früh verwitwete Mutter musste ihre drei Söhne alleine aufziehen. Auch sie starb schon in jungen Jahren an Cholera und ließ Andrew Jackson noch im Teenageralter als Vollwaisen zurück. Er genoss nur eine geringe Schulbildung, da er beschloss, gegen die britischen Truppen zu kämpfen, die in South Carolina einmarschiert waren. Kurzfristig geriet er sogar in britische Gefangenschaft, kam dann aber im Rahmen eines Gefangenenaustausches frei.
Anschließend hielt er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und begann, Rechtswissenschaften zu studieren. 1787 erhielt er die Befugnis, als Anwalt in Nashville, Tennessee, zu praktizieren. Wenig später nahm er seine Tätigkeit als Staatsanwalt für den West District von North Carolina auf.
Tennessee wurde 1796 als neuer Staat in die Union aufgenommen und war geprägt von seiner Lage im westlichen Grenzgebiet. Andrew Jackson war ein typischer Mann dieser Region und in jungen Jahren ungehobelt, mit rauen Manieren und zweifelhaftem Ruf als Raufbold und Spieler. 1791 heiratete er Rachel Donelson Robards, deren Scheidung von ihrem ersten Mann zu diesem Zeitpunkt noch nicht rechtskräftig war. Aus diesem Grund wiederholten sie drei Jahre später ihre Eheschließung. Der Vorwurf der Bigamie konnte nie ganz beseitigt werden und war 1828 auch ein Hauptthema der Presse beim Wahlkampf für das Präsidentenamt. Andrew Jackson und seine Frau hatten keine eigenen Kinder, adoptierten aber 1809 einen ihrer Neffen und nannten ihn nach dem Adoptivvater. Andrew Jackson betätigte sich eine Zeit lang als Unternehmer und Spekulant und kaufte 1795 ein Landgut in Tennessee, das er auch selbst bewirtschaftete. Er widmete sich vornehmlich dem Baumwollanbau und der Pferdezucht.
Seine politische Karriere begann 1796 als Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung des neuen US-Staates Tennessee. Anschließend wurde er Kongressabgeordneter und ging später für einige Monate als Senator nach Washington. Er stand zwar grundsätzlich in seiner politischen Überzeugung Thomas Jefferson und dessen Demokraten-Republikanern nahe, einige Differenzen mit dem amtierenden Präsidenten veranlassten ihn aber, sich vorübergehend dem politischen Leben zu entziehen. Zurück in Tennessee bekleidete er dann bis 1804 das Amt eines Richters am Obersten Gerichtshof dieses Bundesstaates. Sein aufbrausender Charakter verleitete ihn am 30. Mai 1806 dazu, in einem Duell den Anwalt Charles Dickinson, von dem er sich beleidigt fühlte, zu töten. Andrew Jackson selbst wurde ebenfalls verletzt und musste seitdem mit einer Kugel im Brustkorb leben. Es sollte nicht die einzige Auseinandersetzung bleiben. Eine Schussverletzung, die er sich bei einer weiteren Querele zugezogen hatte, trug dazu bei, dass Andrew Jackson von ständigen Schmerzen im Unterleib gequält wurde.
Der britisch-amerikanische Krieg von 1812 war für ihn der Beginn einer beeindruckenden militärischen Laufbahn, die ihm im ganzen Land Ruhm einbrachte und den Beinamen »Old Hickory« verlieh. Er erhielt den Oberbefehl über alle Milizen von Tennessee und fügte den Creek-Indianern im heutigen Alabama eine vernichtende Niederlage zu. In den Friedensverträgen nahm er ihnen große Teile ihres Landes weg. Daraufhin wurde er 1814 zum Generalmajor der offiziellen Armee der Vereinigten Staaten im Krieg gegen die Briten ernannt. Er rückte nach Florida vor und nahm Pensacola ein. Auch bei der Verteidigung von New Orleans war er erfolgreich. Obwohl der Krieg außer großen Verlusten wenig bewirkt oder gar geklärt hatte, wurde der Sieg fanatisch gefeiert, und Andrew Jackson stieg zum Nationalhelden auf.
Im Dezember 1817 übertrug Präsident James Monroe Andrew Jackson die Aufgabe, militärisch gegen die Seminolen-Indianer, die im Grenzbereich zwischen Georgia und Spanisch-Florida lebten, vorzugehen. Wie die meisten Siedler Tennessees war auch Andrew Jackson bestimmt von Hassgefühlen gegen Indianer und Spanier. Er war überzeugt davon, dass weiße Siedler und Indianerstämme nicht friedlich zusammen leben könnten. Mit Härte und Grausamkeit führte er daher den Krieg gegen die Seminolen.
1819 erwarben die USA Florida von den Spaniern und zwei Jahre später wurde das Amt des dortigen Militärgouverneurs an Andrew Jackson übertragen. Nach nur vier Monaten kehrte er allerdings wieder nach Tennessee zurück und wurde von 1823 bis 1825 erneut US-Senator für diesen Staat.
1824 wurde Andrew Jackson von seinen Freunden in Tennessee als Präsidentschaftskandidat nominiert. Obwohl er bei der Wahl die meisten Wählerstimmen erhalten hatte, wurde im Endeffekt dennoch John Quincy Adams vom Kongress zum Präsidenten gewählt. Keinem der vier Kandidaten der Demokratisch-Republikanischen Partei – weder Andrew Jackson, noch John Quincy Adams, William Crawford oder Henry Clay – war es nämlich gelungen, die notwendige Mehrheit an Stimmen bei den Wahlmännern auf sich zu vereinen. Der Wahlverlierer Andrew Jackson bezichtigte den Gewinner John Quincy Adams der Absprache und Korruption, woraufhin sich die Partei spaltete. Somit bildete sich ein neues Zwei-Parteien-System in den USA heraus. Auf der einen Seite waren die Demokraten Andrew Jackson und van Buren, die hauptsächlich von den Siedlern im Westen und Süden des Landes und von Farmern, Handwerkern und Arbeitern, aber teilweise auch Plantagenbesitzern unterstützt wurden. Die National-Republikanische Partei um John Quincy Adams fand ihre Gefolgschaft eher unter den Bewohnern des Ostens, der Neuengland-Staaten und in den etablierten Kreisen des Großbürgertums.
In der Wahl von 1828, also vier Jahre nach seiner Niederlage gegen John Quincy Adams, kandidierte Andrew Jackson abermals für das Amt des Präsidenten. Diesmal gelang es ihm, seinen Gegner mit deutlicher Mehrheit zu besiegen. Die politischen Programme der Kontrahenten unterschieden sich nicht wirklich. Beide sprachen sich für Schutzzölle aus und wollten die innere Situation des Landes verbessern. Ausschlaggebend waren vielmehr die Persönlichkeiten der beiden Kandidaten. Auf der einen Seite war der intellektuelle, reservierte John Quincy Adams und auf der anderen Seite der kriegserfahrene Andrew Jackson, der mit seiner sozialen Herkunft, seinem ungehobelten Auftreten, aber auch seinen persönlichen Ansichten vielen Wählern wesentlich näher stand als sein politischer Gegner, der es weitaus schlechter verstand, die demokratischen Ansprüche des neuen Zeitalters zu verkörpern. Noch bevor Andrew Jackson das Amt des Präsidenten antrat, erlitt er mit dem plötzlichen Tod seiner Frau Rachel einen schlimmen Schicksalsschlag, den er trotz extremer Härte sich selbst und anderen gegenüber nur schwer verkraftete.
Andrew Jackson begann seine Präsidentschaft als Volksheld, er präsentierte sich als Mann der Massen und Repräsentant ihrer kleinbürgerlichen Interessen. Die Rolle der First Lady wurde anfangs von seiner Nichte und später von der Frau seines Adoptivsohnes übernommen. Andrew Jackson gehörte nicht zum politischen Establishment und seine zwei Amtszeiten bedeuteten eine wichtige Wende für das höchste Amt des Staates. Während seiner Präsidentschaft gab es auch verschiedene politische Neuerungen, wie zum Beispiel die Einführung des »Spoil-Systems«, mittels dessen festgelegt wurde, dass die Bundesbürokratie nach Präsidentschaftswahlen personell neu und mit Parteimitgliedern zu besetzen sei. Eine weitere Neuerung im Zusammenhang mit der Nominierung von Präsidentschaftskandidaten geht ebenfalls auf Andrew Jacksons zurück, da die Parteien ihre Kandidaten seit 1832 auf einem nationalen Konvent nominieren.
Andrew Jackson berief Beamte ab, die er für korrupt oder ungeeignet hielt und besetzte die Posten neu. Dabei bewies er keine glückliche Hand, da er zu häufig Stellen an Personen vergab, denen er sich zu Dank verpflichtet fühlte. Das in der Öffentlichkeit als unmoralisch wahrgenommene Verhalten der Ehefrau seines Kriegsministers, John Henry Eaton, einem politischen Freund und Verbündeten Andrew Jacksons aus Tennessee, die nach Meinung des Washingtoner Establishments zu schnell nach dem Tod ihres ersten Mannes wieder geheiratet hatte, löste sogar eine schwere Kabinettskrise aus. Die Administration spaltete sich in Verteidiger und Gegner der Frau, was die Regierung schwer belastete und schließlich 1831 zum Rücktritt John Henry Eatons führte. Die Affäre hatte auch zu einer Entfremdung zwischen Andrew Jackson und seinem Vizepräsidenten John C. Calhoun geführt. Angesichts dieser Vorfälle richtete der Präsident das sogenannte