Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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satt machten. Schließlich irgendwelche Eintöpfe, und Fleisch, wenn es hoch kam, vielleicht zweimal im Monat. Alles in allem keine rechte Kost für gestandene Mannsbilder.

      Wolfgang wandte sich um.

      »Zahlen«, rief er.

      Sepp Reisinger kam herüber.

      »Schon gut«, sagte der Gastwirt, »das geht aufs Haus.«

      »Dank’ schön, Sepp. Dann noch einen schönen Abend«, nickten die beiden und verließen das Zelt.

      Über dem Festplatz lag Ruhe Die meisten Schaustellerfamilien waren schlafen gegangen, nur in wenigen Wohnwagen brannte noch Licht. Auch Anton Kaiser und seine Frau schliefen schon. Wolfgang und Tobias, die zusammen in einem Wagen wohnten, öffneten die Tür und stiegen ein. Drinnen zogen sie sich um. Dunkle Jacken und Hosen, Wollmützen, die sie aufsetzten und weit bis in die Stirn schoben.

      Rechts und links befanden sich die Betten. Sie waren hochgebaut, darunter gab es Schränke, in denen man allerhand verstauen konnte. Wolfgang öffnete eine Schiebetür unter seinem Bett und kramte in dem Schrank herum. Nach einer Weile kam er ächzend wieder hoch. In den Händen hielt er einen länglichen Gegenstand, der in eine Wolldecke gewickelt war. Sie war mit einer Schnur zusammengebunden. Der Schausteller wickelte den Gegenstand aus, der sich als ein Jagdgewehr entpuppte. Sorgfältig überprüfte er die Waffe, griff dann noch einmal in das Versteck und holte eine Schachtel Munition hervor.

      »Können wir?« fragte er seinen Bruder.

      Tobias nickte. Sie löschten das Licht und stiegen aus dem Wagen. Nachdem sie die Tür verriegelt hatten, schlichen sie sich durch die Büsche am Rande der Festwiese. Ihr Ziel war der Ainringer Wald.

      *

      Christel Ottinger saß draußen vor dem Wohnwagen und machte die Abrechnung vom Vorabend. Seufzend schaute sie in die kleine Geldkassette, in der sich nur ein paar Münzen und wenige Scheine befanden. So gut, wie sie gehofft hatte, war das Geschäft am ersten Tag der Kirchweih in St. Johann nicht gewesen.

      Na ja, vielleicht wird’s heute ja besser, dachte sie und trug die Einnahmen sorgfältig in das Kassenbuch ein.

      Die Tür des anderen Wohnwagens wurde geöffnet, und ihr Vater kam heraus.

      »Guten Morgen, Christel«, sagte er und setzte sich. »Gibt’s Frühstück?«

      »Gleich«, sagte das Madl und nahm die Geldkassette und das Kassenbuch. »Kaffee ist schon fertig, ich deck’ schnell den Tisch.«

      Christel eilte in ihren eigenen Wohnwagen und richtete Brot, Butter und Aufschnitt auf einem Tablett her. Nachdem sie Geschirr und Bestecke hinzugelegt hatte, ging sie wieder nach draußen. Karsten Steiner war inzwischen ebenfalls aufgestanden und saß schon an dem Tisch, unter dem Vorzelt.

      »Grüß dich«, sagte Christel und reichte dem Gehilfen das schwere Tablett. »Ich muß nachher gleich ins Dorf, Vater. Die Vorräte gehen zu Ende. Brauchst du auch was, oder du vielleicht, Karsten?«

      Die beiden Männer schüttelten die Köpfe.

      »Wie war’s denn gestern, mit dem Geschäft?« erkundigte sich Wenzel Ottinger, während er seinen Kaffee schlürfte.

      Das Madl zog die Stirn kraus.

      »Hätt’ besser sein können«, antwortete er. »Aber das war am ersten Tag auch net anders zu erwarten.«

      Karsten Steiner äußerte sich nicht dazu. Seit er beim Ottinger-Wenzel angestellt war, hatte er mitbekommen, daß mit dem Kinderkarussell nicht das große Geld zu verdienen war. Sein Gehalt war dem entsprechend auch eher mager, und wahrscheinlich hätte er sich längst nach einer besser bezahlten Stelle umgeschaut, wenn da nicht die Tochter seines Chefs gewesen wäre, auf die der Bursche, von Anfang an, ein Auge geworfen hatte.

      Er hatte sich Zeit gelassen und abgewartet, ehe er damit begann, der hübschen Christel Avancen zu machen. Allerdings biß er bisher auf Granit. Die junge Frau wehrte seine Annäherungsversuche schmunzelnd ab und gab ihm zu verstehen, daß er nicht der Mann war, der ihr Herz ansprach.

      Karsten hingegen liebte Christel Ottinger mit Haut und Haaren, und in den einsamen Stunden, wenn er in seinem Bett lag und das Schnarchen des Alten von der anderen Seite her hörte, dann stellte er sich vor, wie schön es wäre, zusammen mit Christel das Fahrgeschäft zu führen. Dabei träumte er sogar noch kühnere Pläne. Längst hatte er erkannt, daß die Kinder andere Attraktionen wollten, und im Geiste sah er sich schon als Besitzer eines großen, modernen Karus-

      sells. Damit würden er und Christel nicht mehr die kleinen Festplätze abklappern, sondern auf richtigen Volksfesten, wie den Münchener Wiesn das große Geld machen. Einen großen Wohnwagen würden sie haben, in dem sie gücklich sein konnten.

      Aber dazu mußte er sie erst einmal erobern und davon überzeugen, daß er das Zeug zu etwas Großem hatte und in der Lage war, ihr etwas zu bieten. Doch der gestaltete sich schwieriger, als er zu Anfang geglaubt hatte.

      »Möchtest noch Kaffee?«

      Christels Frage unterbrach seine Träumereien. Karsten blickte überrascht auf.

      »Was hast’ gesagt?«

      »Ob du noch Kaffee willst?«

      »Ja, danke schön«, nickte er und hielt ihr seinen Becher hin.

      Die Tür des Nachbarwohnwagens wurde geöffnet. Anton Kaiser hatte das Gefährt unmittelbar neben dem von Wenzel Ottinger abgestellt, wohlwissend, daß der andere sich ganz bestimmt nicht darüber freuen würde.

      »Grüßt euch«, rief er zu Christels Erstaunen herüber.

      Sie erwiderte den Gruß, während ihr Vater nur brummelnd nickte. Anton kratzte sich den Bauch und wandte sich grinsend ab.

      »Ich fahr’ dann jetzt«, sagte Christel, nachdem sie das Frühstücksgeschirr abgeräumt hatte.

      Sie schaute ihren Vater eindringlich an.

      »Geh’ ihm einfach aus dem Weg«, bat sie, mit einem Kopfnicken zum Nachbarn.

      Wenzel verzog das Gesicht, erwiderte aber nichts auf die Bitte seiner Tochter.

      »Wir müssen ein paar Glühbirnen auswechseln«, wandte er sich an Karsten Steiner.

      Der Gehilfe hatte sich schon erhoben.

      »Mach’ ich, Chef«, antwortete er und warf Christel einen sehnsüchtigen Blick hinterher.

      Die hatte sich in den PKW gesetzt, der sonst ihren Wohnwagen zog, und fuhr vom Platz. Bis ins Dorf war es nicht sehr weit, aber die Vorräte, die eingekauft werden mußten, konnte sie nicht alle zurücktragen.

      Trotz der gestrigen Auseinandersetzung, die ihr Vater mit Anton Kaiser gehabt hatte, und der geringen Einnahmen des ersten Tages, war die junge Frau zuversicht-

      lich. Heute, am Freitag, begann

      das eigentliche Wochenende. Da hatten mehr Leute Zeit, zur Kirchweih zu gehen, und das Wetter schien auch zu halten. Jedenfalls strahlte die Sonne vom blauen Himmel.

      Während sie nach St. Johann hineinfuhr,

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