Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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Dabei sehnte sie sich schon manchmal danach, von einem Mann geküßt zu werden. Aber viele Möglichkeiten jemanden kennenzulernen, gab es in ihrem unsteten Leben nicht.

      Gewiß, unter den Schaustellerkollegen gab es schon ein paar attraktive Burschen, und man begegnet sich immer wieder. Aber oft waren sie schon vergeben. Außerdem hatte Christel unter ihnen noch keinen getroffen, von dem sie auf den ersten Blick gewußt hätte, daß er ihr Traumprinz war.

      Seufzend lenkte sie den Wagen auf den Parkplatz vor dem kleinen Supermarkt und stieg aus.

      Wer weiß, dachte sie, vielleicht ist’s mein Schicksal, als alte Jungfer zu sterben...

      Allerdings mußte sie bei diesem Gedanken dann doch schmunzeln. Sie war jung, und bis dahin lag noch ein ganzes Leben vor ihr.

      Warten wir also ab, was dieses Leben noch für Überraschungen für mich bereit hält, ging es ihr durch den Kopf, während sie eine Münze für den Einkaufswagen aus der Geldbörse holte.

      *

      Karsten Steiner hatte die Glühbirnen ausgewechselt, und Wenzel Ottinger überprüfte, ob die bunten Lichter jetzt wieder vollständig brannten. Zufrieden schaltete er sie aus und schlurfte zum Wohnwagen zurück, den er und sein Gehilfe bewohnten.

      »Chef, kann ich einen Vorschuß haben?« fragte Karsten ihn.

      Wenzel war erstaunt. Es kam selten vor, daß der Bursche um Vorauszahlung auf sein Gehalt bat. Warum sollte er auch? Miete brauchte Karsten Steiner nicht zu zahlen und Verpflegung gab es auch. Geld auszugeben, dazu hatte er selten Gelegenheit. Außerdem wußte Wenzel, daß sein Angestellter jeden Cent sparte, deshalb war es schon verwunderlich, daß er einen Vorschuß wollte.

      Der Schausteller nickte dennoch.

      »Wieviel brauchtst’ denn?«

      Karsten zuckte die Schultern.

      »Ich denk’, hundert Euro reichen«, antwortete er.

      Wenzel nickte wieder und stieg in den Wohnwagen. Drinnen nahm er die Geldkassette aus dem Schrank, zählte die Scheine ab und reichte sie Karsten.

      »Dank’ schön, Chef«, sagte der und steckte das Geld in die Hosentasche.

      »Verlier’s net«, mahnte der Alte ihn. »Was hast’ denn damit vor?«

      Karsten Steiner wirkte verle-

      gen.

      »Die Christel hat doch im nächsten Monat Geburtstag«, antwortete er. »Ich wollt’ ihr eine Freud’ machen...«

      Wenzel war verblüfft.

      »Für hundert Euro?« fragte er. »Was willst’ ihr denn schenken«

      Die beiden Männer setzten sich unter das Vordach, wo gegessen wurde, oder sich ausgeruht, bevor am Nachmittag das Geschäft begann.

      Karsten sah seinen Arbeitgeber zögernd an.

      »Ich..., ich hab’ an einen Ring gedacht«, erwiderte er schließlich und spürte, daß er feuerrot anlief.

      Wenzel Ottinger schmunzelte. Daß sein Gehilfe ein Auge auf die Christel geworfen hatte, das wußte er schon seit langem. Allerdings hatte er seiner Tochter gebenüber bisher kein Wort darüber verloren. Wenzel wollte sich da nicht einmischen. Er mochte den stets zu einem Scherz aufgelegten jungen Mann und hätte nichts dagegen gehabt, wenn der sein Schwiegersohn würde.

      Überhaupt machte er sich seit geraumer Zeit Gedanken darüber, wie es weitergehen sollte. Mit dem Geschäft, mit Christel und überhaupt. Schließlich lebte er nicht ewig, und mehr als das Karussell hatte er nicht zu vererben. Da wäre es schon gut, zu wissen, daß die Tochter einen tüchtigen Mann zur Seite hatte, der etwas von dem Geschäft verstand. Und ein bissel was auf der hohen Kante hatte der Karsten ja auch.

      »Mußt net verlegen werden«, schmunzelte der Ottinger. »Von mir aus kannst du die Christel haben. Ich hab’ nix dagegen.«

      Der junge Bursche schluckte vor Aufregung.

      Er hatte lange überlegt, ob er einmal mit Christels Vater sprechen sollte, wenn das Madl mal net da war. So, von Mann zu Mann, erschien es ihm einfacher.

      »Es stimmt schon, daß ich sie gern’ hab«, gab er zu. »Ich würd’ deine Tochter gern’ zur Frau nehmen. Und glaub’ net, daß ich’s auf das Erbe abgesehen hab’. Du weißt, daß ich das meiste von meinem Lohn spar’. Eines Tages möcht’ ich nämlich ein neues Karussell kaufen, ein modernes, so eines, wo die Kinder am liebsten gar net mehr aussteigen wollen.«

      Wenzel Ottinger nickte.

      Ja, an so ein Karussell hat er auch schon gedacht. Er wußte selbst, daß sein altes Kinderkarussell, mit dem schon sein Vater über die Plätze gezogen war, keine große Attraktion mehr darstellte. Mehr, als die ganz Kleinen konnte er damit nicht gücklich machen. Die Jugendlichen wollten Fahrgeschäfte, mit rasenden Geschwindigkeiten und nervenkitzelnden Schikanen.

      Nur, wie sollte er so etwas bezahlen?

      Keine Bank der Welt würde es ihm finanzieren. Rücklagen hatte er nicht, nur ein kleines Häuschen im Allgäuischen, wohin er und Christel sich zurückzogen, um zu überwintern, wenn die Saison vorbei war. Doch das Haus stellte einen kaum ausreichenden Wert dar. Als Sicherheit für einen Millionenkredit, den er für ein modernes Karussell benötigte, würde es einer Bank bestimmt nicht reichen. Hinzu kam, daß er viel zu alt war, um noch so einen Neuanfang zu wagen, nicht zu vergessen, die vielen Freizeitparks, die mit ihren Attraktionen, eine recht große Konkurrenz für die Schausteller bedeuteten. Doch die jungen Leute, die konnten es durchaus schaffen.

      Mit einem Mal schien die Zukunft doch nicht mehr so düster, wie sie noch am Morgen ausgesehen hatte, als Christel ihm von den mageren Einnahmen des Vortages erzählte.

      In Gedanken malte Wenzel sich schon aus, wie er sich ganz aus dem Geschäft zurückzog und einen ruhigen Lebensabend in seinem Haus verbrachte, während Tochter und Schwiegersohn über die ganz großen Plätze zogen – München, Stuttgart, vielleicht sogar bis nach Hamburg hinauf, wo man noch den Winterdom mitnehmen konnte.

      Er würde derweil zu Hause in seinem Garten sitzen und nur zu seinem Vergnügen, das alte Karussell für die Nachbarskinder laufen lassen.

      Wenzel Ottinger schmunzelte bei dieser Vorstellung. Vielleicht hatte er ja auch noch das Glück, Großvater zu werden...

      Aber das stand alles noch in den Sternen. Bisher hatte Christel sich Karsten Steiners Werben widersetzt. Vielleicht mußte er, als Vater, mal mit der Tochter reden.

      Er beugte sich zu seinem Gehilfen.

      »Also, versuch’ dein Glück«, munterte er ihn auf. »Ich sprech’ mit der Christel. Wie gesagt – ich hab’ nix dagegen, wenn aus euch ein Paar wird.«

      Der junge Bursche strahlte.

      »Dann weiß ich auch schon, was ich ihr zum Geburtstag schenk«, sagte er. »Bestimmt gibt’s in Sankt Johann ein Juweliergeschäft...«

      *

      Anton Kaiser schlug mit der Faust an die Tür des Wohnwagens, in dem seine Söhne lebten.

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