Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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      Nach einer Weile rührte sich drinnen etwas. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet, und Wolfgang streckte verschlafen seinen Kopf heraus.

      »Kann man net einmal in Ruhe ausschlafen, wenn man den ganzen Tag gearbeitet hat?« fragte er gähnend.

      »Gearbeitet?« höhnte sein Vater. »Daß ich net lach’! Im Festzelt seid ihr gesessen und habt euch vollaufen lassen.«

      »Das stimmt net«, protestierte der Sohn. »Bloß eine Maß haben wir getrunken.«

      Er drehte den Kopf nach hinten.

      »Stimmt’s, Tobias?«

      Anton Kaiser hört ein zustimmendes Brummen.

      »Trotzdem«, sagte er ärgerlich, »ihr könnt’ net bis in die Puppen schlafen und eurer Mutter und mir die ganze Arbeit überlassen. Also, beeilt euch, die Gewinne an der Losbude müssen aufgefüllt werden, und du, Wolfgang, mußt die Gewehre noch reinigen. Oder hast’ das etwa schon gestern abend gemacht?«

      Der Älteste der Brüder schüttelte den Kopf, doch bevor sein Vater erneut schimpfen konnte, winkte er ihm zu. »Komm mal rein«, sagte er und schaute sich nach allen Seiten um. »Wir wollen dir was zeigen.«

      Neugierig geworden kletterte der Alte in den Wohnwagen. Tobias hatte sich aus seinem Bett gewälzt, und jetzt standen seine beiden Söhne grinsend vor ihm.

      »Was tut ihr denn so geheimnisvoll?« fragte Anton Kaiser ungehalten. »Habt ihr wieder was ausgefressen?«

      Warnend hob er die Hand.

      »Paßt bloß auf«, sagte er. »Der Polizist hat euch ohnehin im Visier. Denkt an das letzte Jahr...«

      Wolfgang schüttelte den Kopf.

      »Keine Angst, wir sind nirgendwo eingestiegen«, erwiderte er. »Wir haben bloß dafür gesorgt, daß unser Speisezettel ein bissel abwechslungsreicher wird.«

      Damit zog er die Tür des Kühlschranks auf.

      Ihr Vater machte große Augen. In dem recht geräumigen Schrank lagen mehrere Fleischstücke, fein säuberlich portioniert.

      »Was ist das denn?« wollte der Alte wissen.

      »Ein Rehbraten«, erklärte Tobias grinsend. »Was hältst’ davon, hm? So richtig schön, mit leckerer Sahnesauce und Blaukraut. Da kann die Mama uns doch ein herrliches Abendessen zubereiten.«

      Anton Kaiser leckte sich die Lippen.

      »Hat euch jemand gesehen?« fragte er.

      »Sind wir blöd?« gab Wolfgang zurück. »Natürlich net. Dazu sind wir doch viel zu clever. Und überhaupt, bevor der Förster vom Ainringerwald darauf kommt, daß in seinem Revier gewildert wird, sind wir doch längst wieder über alle Berge.«

      »Seid aber trotzdem vorsichtig und übertreibt’s net«, befahl ihr Vater. »Wie gesagt – dieser Trenker hat ein Aug’ auf euch.«

      »Keine Angst«, versicherte Wolfgang großspurig. »Der merkt nix.«

      Er reckte sich und gähnte vernehmlich.

      »So, jetzt brauch’ ich aber erstmal einen Kaffee und was zu beißen.«

      »Eure Mutter wartet längst mit dem Frühstück«, tadelte Anton Kaiser seine Söhne. »Und dann geht’s an die Arbeit!«

      Tobias öffnete das Abteil im Wohnwagen, in dem sich eine enge Dusche befand. Während er das Wasser über seinen Körper laufen ließ, dachte er an den nächtlichen Streifzug zurück. Es hatte wunderbar geklappt. Schon nach einer knappen Stunde war ihnen das Reh vor die Flinte gelaufen. Noch an Ort und Stelle hatten sie es ausgenommen und abgezogen. Das Fell und das Gekröse hatten sie vergraben und später, zurück in ihrem Wohnwagen, das Tier zerteilt.

      Wolfgang saß schon beim Frühstück, als der jüngere Bruder hinzu kam. Der Ältere hielt nicht viel von Wasser und Seife, und es bedurfte schon einiger heftiger Ermahnungen seitens der Mutter, damit er nicht ganz so ausschaute, wie ein Landstreicher.

      Tobias hatte gerade Platz genommen, als ein Auto über den Kirchweihplatz gefahren kam. Der junge Bursche wandte kurz den Kopf, und sein Herz schlug schneller, als er erkannte, wer in dem Fahrzeug saß.

      Christel Ottinger.

      Von allen Madln, die Tobias Kaiser kannte, begehrte er Christel am meisten. Aber bisher hatte er nicht gewagt, sich ihr zu offenbaren, und schuld daran war dieser elendige Streit, den der Vater mit dem alten Ottinger ausfocht, wo immer sich die beiden begegneten. Dabei wußten weder der eine, noch der andere, warum sie sich dauernd beharken mußten. Tobias glaubte sogar zu wissen, daß seinen und Christels Vater früher eine enge Freundschaft verbunden hatte. Er meinte sich zu erinnern, damals sehr oft mit Christel gespielt zu haben, wenn sie sich während der Saison begegneten.

      Aber damals waren sie eben noch Kinder, und inzwischen war Christel eine gestandene Frau. Und eine hübsche dazu. So eine, wie man sie sich als Mann nur wünschen konnte!

      Ob er es wohl wagen konnte, sie morgen abend, wenn die ganzen Schausteller zusammen im Festzelt feierten, sie um einen Tanz zu bitten?

      Die Eltern würden natürlich schön schauen, und der Wolfgang erst recht. Aber das war Tobias egal. Irgendwie würden sie sich schon damit abfinden müssen, daß er die Tochter des alten Ottinger liebte. Und wenn man es recht bedachte, dann war es ja gar nicht so schlecht, wenn er und Christel heirateten. Sie kam aus einer Schaustellerfamilie, wie er, das Leben war ihr also nicht fremd. Und wenn der Wenzel mal nicht mehr war, dann konnte man das alte Karussell mit ein bissel Glück vielleicht noch verkaufen und mit dem Geld die Losbude attraktiver gestalten.

      Tobias Kaiser schmunzelte bei dem Gedanken.

      »Was grinst denn so dämlich?« wollte sein Bruder wissen.

      Dieser derbe Umgangston zwischen ihnen war nicht ungewöhnlich. Besonders der Ältere kam sich besonders toll vor, wenn er so redete. Der Jüngere zuckte die Schultern.

      »Ach, ich hab’ halt an was gedacht«, gab er ausweichend Antwort.

      Wolfgang Kaiser war indes der Blick nicht entgangen, mit dem Tobias zu den Nachbarn hinübergesehen hatte. Er ahnte, was in seinem Bruder vorging.

      »Schlag dir’s aus dem Kopf«, sagte er. »Das wird der Vater nie leiden, daß du was mit der Christel anfängst.«

      Daß er selber schon einmal versucht hatte, bei ihr zu landen, verschwieg er. Und Wolfgang hoffte, daß außer ihm auch niemand etwas davon wußte, denn die Angelegenheit war für ihn recht blamabel gewesen. Nur zu gut erinnerte er sich der Watschen, die Christel Ottinger ihm gegeben hatte, als er sie von hinten umfaßte und versuchte, sie zu küssen.

      Auf der Kirchweih in Dingelsheim war es geschehen, am vorletzten Abend, als die Schausteller, genau wie sie es morgen tun würden, zusammengesessen hatten. Es wurde getrunken und getanzt, und irgendwann war es ihn überkommen, als Wolfgang das hübsche Madel draußen vor dem Festzelt entdeckte. Doch die Abfuhr, die er sich holte, vergaß er nie. Noch jetzt brannte seine Wange, wo Christels Hand ihn getroffen hatte, wenn er daran dachte.

      Tobias hatte den Kopf gedreht. Auffordernd

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