DIE LETZTE FIREWALL. William Hertling

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DIE LETZTE FIREWALL - William Hertling Singularity

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gerade wegen der Staatsbürgerschaft für KIs in Brasilien, wegen der bevorstehenden Wahlen.«

      »Ich sage ja nicht, dass ihr nicht weiterarbeiten sollt«, sagte Leon. Er zwang sich zu einem Lächeln und versuchte eine Ruhe auszustrahlen, die er selbst nicht fühlte. »Arbeitet von zuhause aus, so wie sie es in großen Firmen machen. Ich weiß, dass wir alle gerne hierher kommen, weil die Bandbreite höher ist und wir uns besser austauschen können. Aber so arbeiten die meisten IT-Leute doch gar nicht mehr. Und es ist ja auch nur für ein paar Tage, bis dieses … was immer es auch ist, sich erledigt hat.«

      Es gab ein wenig Murren, aber die Leute begannen, ihre Sachen zu packen.

      Ein blauer Roboter namens Sawyer kam herangefahren. »Empfehlen Sie uns, ebenfalls nach Hause zu gehen?«

      Ein Bot namens Sharp gesellte sich zu ihnen. »Ich habe gar kein Zuhause. Ich lebe hier im Institut.«

      Leons Magen krampfte sich zusammen bei dem Gedanken an all die Bots und KIs im Gebäude. »Geht besser nicht nach draußen. Dort ist es nicht sicher.« Er überlegte kurz, zum Fenster zu gehen und einen Blick nach unten zu werfen, aber ihm wurde klar, dass das ein Fehler wäre. Jemand könnte ihn erkennen. »Wisst ihr, ob Mike hier ist?«

      »In seinem Büro«, antwortete Sawyer.

      »Alles klar. Ich muss dringend mit ihm sprechen. Ihr zwei solltet weitere Optionen prüfen. Vermutlich seid ihr hier sicher, wenn wir das Gebäude abriegeln. Aber es wäre gut, für einen Helikopter zu sorgen, der auf dem Dach landen kann, um notfalls alle KIs zu evakuieren.«

      Leon dachte an das kleine Rechenzentrum im Keller, das etwa einhundert KI-Mitarbeiter beherbergte. »Sawyer, jeder der Virtuellen sollte zu einem anderen Rechenzentrum wechseln.«

      »Sie versuchen es«, antwortete der Bot. »Aber wir liegen unter einer DDoS-Attacke. Die Bandbreite rein und raus ist stark reduziert.«

      »Verdammt. Tut, was ihr könnt. Ich muss mit Mike sprechen.« Leon lief zum Gemeinschaftsbüro und riss die Tür auf. Auf der Schwelle blieb er stehen und rief zurück: »Sorgt dafür, dass der Helikopter einen transportablen Massendatenspeicher anliefert, und macht Kopien von allen hier beheimateten KIs.«

      Er betrat das Büro und ließ die Tür hinter sich zufallen. Mike war ganz konzentriert. Sein Status war ›im Telefonat‹. Leon schickte eine Prioritätsnachricht, um ihn wissen zu lassen, dass er eingetroffen war.

      Mike hob einen Finger und Leon setzte sich, um zu warten.

      Sekunden später stand Mike auf. »Ich habe es geschafft, eine Verbindung auf niedriger Bandbreite mit Rebecca zu bekommen. Sie sagt, dass die Menschenrechtspartei von ihren Führern angestachelt wurde und die Proteste vermutlich fortgesetzt werden.«

      »Wie konnte die Sache so schnell außer Kontrolle geraten?«, fragte Leon. »Vor einem Monat hatte das noch niemand auf dem Radar.«

      Mike schüttelte den Kopf. Er war offensichtlich selbst verwirrt. »Keine Ahnung.« Hilflos starrte er auf die Wand. »Rebecca sagt, dass wir in Gefahr sind und es möglichst vermeiden sollten, nach draußen zu gehen.«

      »Ohne Scheiß? Gibt es etwas Neues von Sonja und ihrem Team?«

      Mike ging vor dem Innenfenster auf und ab, schaute ins Hauptbüro, das sich beinahe vollständig geleert hatte. »Ich weiß, dass Sonja mit ihrem Team nach San Diego ging. Offensichtlich untersuchten sie die Morde. Aber wen wollten sie treffen? Auf was für einer Spur waren sie? Keine Ahnung. Ihre Fallakten sind so massiv verschlüsselt, dass keine der ansässigen KIs sie knacken konnte. Sie befürchtete offenbar, dass jemand den Fall sabotieren würde.«

      »Wir können doch nicht aufgeben!«

      »Nein, das habe ich auch nicht vorgeschlagen. Wir müssen es irgendwie nach San Diego schaffen und sie dort aufspüren. Es ist nur so … dass es gerade sehr viel schwieriger geworden ist.«

      Mike deutete auf den leeren Raum. Keiner, der ihnen Rückendeckung geben konnte. Niemand, der sie unterstützte. Sie mussten das Land durchqueren, ohne von den Extremisten aufgespürt zu werden.

      »Oh Mann«, sagte Leon langsam. »Sag Rebecca keinesfalls, wohin wir gehen wollen, sonst wird sie es uns verbieten. Sie würde uns vom Secret Service bewachen lassen.«

      Mike nickte.

      »Wir müssen mit der KI reden, die Sonja erwähnt hat, diesem Shizoko«, ergänzte Leon nach einer Pause. »Er muss weitere Informationen haben.«

      »Shizoko Reynolds«, sagte Mike. »Ich habe einige Zeit damit verbracht, etwas über ihn herauszufinden. Ein seltsamer Vogel.« Mike schob Daten in ihren gemeinsamen Netzaccount. »Künstliche Intelligenz der Klasse IV. Allein das macht es schwer, ihn zu verstehen. Dazu ist Shizoko auch noch ein Einzelgänger, der einzige Bewohner des Austin Convention Center. Seine Entstehung ist noch seltsamer. Auf der letzten interaktiven Konferenz des SXSW vor acht Jahren gab es einen Workshop über KIs der dritten Generation. Anscheinend haben sie ihn auf der Basis von gespendeten Smartphones entwickelt.« Er schob ein Digitalfoto in den Vordergrund.

      Leon zoomte es heran, bis es sein ganzes Blickfeld ausfüllte, um es näher zu betrachten. Eine Gruppe, überwiegend Männer, die Brillen trugen und mit Karohemden oder Shirts mit seltsamen Logos bekleidet waren. Mit anderen Worten: Geeks. Sie standen zusammen um ein Sammelsurium aus Smartphones, Tablets und alten Routern herum, ihr Lächeln für die Ewigkeit eingefroren. »Was war der Sinn des Ganzen?«

      »Ein Experiment über kollektive Algorithmen. Jeder spendete Teile von Neuralnetzwerken, darunter auch einige KIs. Der Workshop nannte sich ›KI-Fusion‹. Zwei Kerle namens Harper Reed und Ben Huh leiteten das Ganze. Jedenfalls ist Shizoko die daraus resultierende Original-KI, eben nur acht Jahre später.«

      Leon pfiff leise durch die Zähne. Für eine KI waren acht Jahre eine Ewigkeit. »Du sagst, er ist eine Klasse IV.« Er zeigte auf das Foto. »Dieser Haufen antiker Computer kann doch unmöglich eine KI der Klasse IV beherbergen.«

      »Nein, natürlich hat er sich über die Jahre aufgerüstet. Zweimal hat er die experimentelle Klasse V - Lizenz beantragt, aber wir haben das beide Male abgelehnt. Seine Reputation ist grenzwertig. Er ist vertrauenswürdig, aber seltsam.«

      »Also hast du mit ihm gesprochen?«, fragte Leon.

      »Nein, das ist eben das Problem. Er will nur persönlich mit uns sprechen.«

      Leon löschte den Netzaccount. »Persönlich?« Er sah Mike mit schmalen Augen an.

      »Ja. Ich habe mehrere Male versucht, mit ihm zu sprechen, ihm Mails zu schreiben, aber er sendet immer nur eine aufgezeichnete Antwort. Er würde nur dann mit mir sprechen, wenn ich zu ihm komme. Nach Austin.«

      »Neboken ja-neyo! Das ist ja seltsam, Mann.«

      »Ich weiß«, sagte Mike. »Aber ich denke, wir haben keine andere Wahl. Wir müssen zuerst nach Austin.«

      Kapitel 12

      Cat stieg aus dem Zug und sog gierig die warme Luft von Los Angeles ein. Es war hier mindestens zehn Grad wärmer als in San Francisco, das sie erst vor einer Stunde verlassen hatte. Sie folgte einer kleinen Gruppe Mitreisender zur Haltestelle der Straßenbahn in Downtown.

      Sie fühlte, wie sie sich entspannte, wenigstens

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