Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca

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Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman - Maria Czigler Bianca Fürstenkrone

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Spitzenstola für Tante Ludovica.

      Und das alles nur, um eine rassige Schönheit wiederzusehen, der er vor ein paar Tagen hier begegnet war. Seit diesen wenigen Sekunden, in denen er sich im tiefsten Samtbraun ihrer Augen verloren hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken.

      Ich muss sie wiedersehen, war am Morgen sein erster Gedanke, der ihn auch sofort aus dem Bett trieb. Nach einem hastigen Frühstück auf der Terrasse des Hotels spazierte Graf Gerhard den ganzen Tag über durch das Städtchen Anacapri, in der Hoffnung, die wunderschöne Fremde wiederzusehen.

      Gerhard kannte sich selbst nicht wieder, und an Liebe auf den ersten Blick hatte er noch nie geglaubt.

      »Es muss wohl so etwas geben«, murmelte er missgelaunt und starrte in die Schaufensterauslage der Boutique. Eigentlich sollte Gerhard schon längst wieder auf Schloss Pallenberg sein, doch er konnte sich zu dieser Reise nicht entschließen.

      Zuvor musste er die Fremde wiedersehen, die ihm den Schlaf raubte und durch seine Träume geisterte.

      Tante Ludovica wird wütend sein, dachte er, und an Ulrike wage ich gar nicht zu denken. Seiner Freundin gegenüber hatte Gerhard ein besonders schlechtes Gewissen, doch jedes Mal, wenn er diesen Punkt erreichte, schob er die Gedanken an zu Hause rigoros beiseite.

      Absichtslos hob Gerhard von Permont den Kopf.

      Siedend heiß durchzuckte es ihn, als er die rassige Schönheit im Spiegel des Fensters wiedererkannte.

      Dass sie in Begleitung eines dunkelhaarigen Mannes war, störte Gerhard zwar, hinderte ihn jedoch nicht daran, alles daranzusetzen, die Fremde kennenzulernen.

      Sie begab sich an der Seite des Mannes in die Boutique, und noch bevor Gerhard ihr folgen konnte, kam ihr Begleiter wieder heraus.

      Der Graf lächelte, als er dem elegant gekleideten Mann nachsah. War das nicht eine Fügung des Schicksals, dass er, Gerhard, die schöne Fremde gleich allein antreffen würde?

      Nichts hielt Gerhard mehr zurück. Er betrat die Boutique und schaute sich suchend um. Drüben im anderen Raum, in dem nur Seidenartikel verkauft wurden, stand die Dunkelhaarige und drehte ihm den Rücken zu.

      Gerhard von Permont schlenderte hinüber. Er blieb neben der Fremden stehen und griff nach einem hellgrauen Seidenschal, den er eingehend betrachtete.

      Zumindest gab er sich diesen Anschein. In Wirklichkeit waren all seine Sinne auf die Fremde gerichtet. Wenn sie sich bewegte, streifte ihn ein Hauch ihres schweren Parfüms, und in diesen Augenblicken schloss Gerhard unwillkürlich die Augen.

      Ich kann doch nicht nur stumm neben ihr stehen, dachte er. Ich muss irgendetwas unternehmen …

      Hinter Gerhard befand sich ein großer Spiegel. Der Graf drehte sich um, hielt das Seidentuch unters Kinn. Unschlüssig betrachtete er sich.

      Es entging Gerhard nicht, dass ihn der Blick der dunkelhaarigen Schönen ab und zu streifte. Ja, und manchmal glaubte Gerhard sogar, ein amüsiertes Aufblitzen in ihren Samtaugen zu erkennen.

      Er drehte sich um, verneigte sich und redete die Fremde an. »Verzeihen Sie, Signora, dass ich Sie anspreche, aber ich fühle mich hilflos. Können Sie mir helfen? Sagen Sie mir, ob mich dieser Seidenschal kleidet?«

      Als Gerhard keine Antwort erhielt, ihn statt dessen jedoch ein seltsam fragender, vorwurfsvoller Blick streifte, verneigte er sich und räusperte sich.

      »Verzeihen Sie, ich habe mich nicht vorgestellt. Ich bin Graf Permont. Gerhard von Permont.« Der Graf hatte sich der englischen Sprache befleißigt, denn sein Italienisch war nicht salonfähig.

      »Sie sind Deutscher?«, fragte die rassige Schöne mit kaum merklichem Akzent.

      »Oh …, ja …, sicher …«, Gerhard stotterte vor Verlegenheit. »Ich freue mich, dass Sie meine Sprache sprechen, Signora. Die Ihre werde ich sicher noch vollends lernen. Signora …«

      Der junge Graf brannte darauf, den Namen seiner Angebeteten zu erfahren.

      »Ich bin Silvia Contessa de Mirandola«, stellte sie sich vor und neigte anmutig den Kopf.

      Jetzt war Gerhard restlos begeistert. Sie war nicht nur schön, sie gehörte auch jener Gesellschaftsschicht an, aus der er seine zukünftige Frau auswählen wollte.

      »Das nenne ich fast ein Wunder.« Gerhard lachte sie an. »Contessa, darf ich Sie zu einem kleinen Spaziergang durch Anacapri einladen? Vielleicht eine Tasse Tee unter Palmen mit mir zu trinken, oder wenn es Ihnen beliebt, ein Glas Champagner?«

      Der Graf nahm ihre Hand und zog sie formvollendet an die Lippen.

      Silvias Blick ruhte auf dem blonden Lockenkopf, der sich über ihre Hand beugte. Ein undefinierbares Lächeln lag auf ihrem reizvollen Gesicht.

      Marco ist unbezahlbar, dachte sie. Er hatte recht. Der Junge ist nicht nur ein Graf, sondern auch ein rechter Kindskopf. Es wird ein leichtes für mich sein, ihn in Flammen stehen zu lassen.

      »Ich weiß nicht, Graf …« Die Contessa zierte sich. »Ich kenne Sie doch nicht …«

      »Oh, diesem Fehler können wir abhelfen.« Gerhard reichte ihr den Arm und lachte sie an. »Haben Sie Vertrauen zu mir, Contessa, ich werde Sie sicher nicht enttäuschen.«

      »Nur, wenn Sie mir erlauben, dass ich Sie bald meiner Familie vorstelle. Dass heißt, meinem Cousin, denn mehr ist von meiner Familie nicht übriggeblieben.«

      Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, traurig senkte sie den Kopf.

      »Bitte, denken Sie jetzt an nichts anderes als daran, dass die Sonne scheint und ich Sie ein bisschen verwöhnen möchte«, sagte Gerhard beschwörend. »Vergessen Sie alles, was Sie traurig macht, bitte …«

      »Sie haben ja so recht.« Die Contessa seufzte und ging an seiner Seite aus dem Modegeschäft. »Das rede ich mir auch immer ein, doch es gibt stets wieder Augenblicke, da holt mich die Vergangenheit ein.«

      »Wenn Sie wollen, erzählen Sie mir alles. Ich bin ein guter Zuhörer«, sagte Gerhard, und ein Blick in ihre nachtdunklen Samtaugen jagte heiße und kalte Schauer über seine Haut. »Vielleicht darf ich Sie öfter sehen? Bitte, sagen Sie nicht nein, Contessa, Sie brechen mir sonst das Herz.«

      »Das kann ich nicht verantworten.« Zum ersten Male kam ein helles Lachen über ihre Lippen, und Gerhards Herz schlug hart und dumpf an die Rippen. Wenn sie die schneeweißen Zähne zeigte, war sie noch schöner. Gerhard konnte es kaum erwarten, die Contessa in die Arme zu nehmen.

      Die oder keine – das glaubte er jetzt zu wissen. Vergessen waren Ulrike und das gute innige Gefühl, das er für sie empfunden hatte.

      Gerhard von Permont lernte zum ersten Male in seinem Leben die Leidenschaft kennen, dieses verzehrende Feuer, das alle Bedenken vernichtete, das den Verstand ins Abseits drängte und nur dem Gefühl freien Raum ließ.

      »Dann sagen Sie ja?« Gerhard blieb unwillkürlich stehen und schaute sie verliebt an. »Von heute an werden Sie kaum noch freie Zeit haben, Contessa.« Es sollte scherzend klingen, doch ein Unterton in seinen Worten zeugte von seinem ausgeprägten Besitzdenken.

      »Das wird sich noch herausstellen, Graf«, bemerkte die Contessa de Mirandola zurückhaltend.

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