Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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bummelten zum Einkaufszentrum und betrachteten die Auslagen der wenigen Geschäfte. Viel gab es nicht zu sehen, das meiste davon kannte Eva schon von ihren anderen Spaziergängen. Schließlich fanden sie eine Bank und setzten sich darauf. Ihnen schräg gegenüber ragte der Turm der Kirche in den Nachthimmel. Ulli nahm Evas Hand und hielt sie fest.

      »Liebes, es gibt etwas, worüber ich mit dir reden muß«, sagte er.

      Sie schaute ihn erwartungsvoll an.

      »Allerdings fällt es mir nicht leicht, darüber zu reden«, fuhr er fort. »Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, ich habe gestern, als wir am See waren, nicht die Wahrheit gesagt. Du erinnerst dich, daß das Handy geklingelt hat?«

      Eva nickte und hielt den Atem an.

      »Es war nicht mein Vater, der versuchte, mich anzurufen, sondern eine Frau…«

      Eva spürte, wie ein heißer Blutstrom zu ihrem Herzen floß.

      Kam jetzt das Geständnis, daß er bereits gebunden war? Sollte der schöne Traum zu Ende gehen, noch bevor er richtig begonnen hatte?

      »Du bist verheiratet?« fragte sie ahnungsvoll.

      »Nein, nein.« Er schüttelte den Kopf. »Aber Constanze und ich, wir waren seit einiger Zeit zusammen. Allerdings habe ich schon lange gemerkt, daß ich nichts mehr für sie empfinde. Mein Entschluß, die Beziehung zu beenden, stand schon fest, bevor ich dich kennengelernt habe.«

      Eva spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.

      »Aber sie will dich nicht freigeben?« vermutete sie.

      »Ich habe es ihr heute abend gesagt«, antwortete Ulli. »Ich habe ihr gesagt, daß ich eine andere Frau kennengelernt und mich in sie verliebt habe. Natürlich muß meine Bitte sie völlig überrascht haben. Aber ich konnte nicht warten, bis mein Urlaub hier zu Ende ist und ich wieder zu Hause bin.«

      »Wie hat sie reagiert?« wollte Eva wissen.

      Ulli drückte ihre Hand fester.

      »Sie wird es verstehen«, sagte er. »Eva, du mußt mir glauben, ich liebe dich von ganzem Herzen. Constanze ist nicht die Frau, von der ich mir je hätte vorstellen können, mein ganzes Leben mit ihr zu verbringen. Du, Eva, du bist es.«

      Er zog sie an sich, und sie ließ es geschehen, daß er sie küßte. Nur zu gerne wollte sie ihm glauben, denn sie liebte ihn ja. Mehr als alles andere auf der Welt.

      Nachdem sie den ersten Schock verdaut hatte, begann Eva praktisch zu denken.

      »Wenn du wieder in Aachen bist, wirst du aber noch einmal mit ihr reden müssen«, sagte sie. »Bestimmt hast du ihr heute sehr weh getan. Und das hat keine Frau verdient.«

      Dabei dachte sie voller Bitterkeit daran, wie ihre Beziehung zu Markus zu Ende gegangen war.

      »Versprich mir, daß du mit ihr sprechen wirst.«

      Ulli nickte.

      »Ja, Liebes, das werde ich tun.«

      Jetzt, nach diesem Geständnis, war ihm eine Zentnerlast vom Herzen gefallen. Er hielt Eva an sich gepreßt, als wolle er sie nie wieder loslassen.

      Die Glocke der Kirchturmuhr schlug Mitternacht, als sie zur Pension Stubler gingen. Vor dem Haus blieben sie eine Weile stehen.

      »Ich danke dir, daß du so ehrlich zu mir warst«, sagte Eva. »Wenn ich es später herausgefunden hätte, daß du noch gebunden warst, ich hätte es dir nie verzeihen können.«

      »Ich verstehe, was du meinst«, nickte Ulli. »Auch wenn ich mich nicht mehr so gebunden gefühlt habe. Aber ich bin auch froh, daß es heraus ist. Bestimmt kann ich heute nacht besser schlafen als die vorherigen.«

      Eva lächelte und spitzte die Lippen.

      »Und süß träumen«, sagte sie und gab ihm einen Kuß.

      »Bis morgen«, verabschiedete er sich. »Ich freue mich schon auf den Tanzabend.«

      »Ich mich auch«, winkte sie ihm zu und verschwand hinter der Tür.

      Aufatmend ging Ulli Vogler zum Hotel zurück. Er war wirklich erleichtert, daß Eva ihm seine aus der Not geborene Lüge verziehen hatte.

      Allerdings wußte er auch, daß es noch ein schwerer Weg war, der da vor ihm lag. Er mußte seinem Vater beibringen, daß es nicht zu dem Zusammenschluß der beiden Firmen kommen würde und somit der Untergang der Lebkuchen- und Printenfabrik Vogler nicht mehr aufzuhalten war.

      *

      »Mensch, heul’ doch nicht!« rief Petra Reuter empört. »Das ist der Kerl doch gar nicht wert!«

      Constanze von Werenhofen schniefte. Sie lag auf dem Bett in ihrem Zimmer, das mit Papiertaschentüchern übersät war. Fünf Stunden waren seit Ullis Anruf vergangen, und noch immer wollte sie es nicht wahrhaben, daß alles zu Ende sein sollte.

      Gewiß, mit einem hatte er recht gehabt: das erste Feuer war erloschen, Bequemlichkeit hatte sich in ihrer Beziehung breitgemacht, der Alltag war längst eingezogen.

      Aber war das verwunderlich?

      Ulli war in die väterliche Firma eingespannt, sie hatte alle Hände voll zu tun, ihr Studium zu beenden. Da war es doch nur natürlich, daß man nicht mehr so stürmisch war wie am ersten Tag. Obgleich sie zugeben mußte, daß sie genauso wenig für ihre Beziehung getan hatte wie er, gab sie Ulli letztlich doch die Schuld am Scheitern. Schließlich war er es, der sie betrogen hatte. Mit einer Frau, die er höchstens ein paar Tage kennen konnte.

      So viel bin ich ihm also wert, dachte sie bitter, während sie in ein weiteres Taschentuch weinte.

      Das stolze Gesicht zeigte Tränenspuren, die Augen waren gerötet.

      »Ich muß zu ihm«, stieß Constanze hervor, ohne auf die Worte ihrer Freundin einzugehen. »Ich muß mit ihm reden. Er soll es mir ins Gesicht sagen.«

      »Bist du verrückt?« entfuhr es Petra. »Dem Kerl auch noch hinterherlaufen? Mensch, Constanze, du kannst an jedem Finger zehn haben! Das hast du doch gar nicht nötig.«

      Die junge Frau schüttelte den Kopf.

      »Vielleicht ist es ja nur ein Urlaubsflirt«, sagte sie leise. »Ich will die Frau sehen, die Ulli so den Kopf verdreht hat, daß er alles aufs Spiel setzt.«

      »Denk’ doch an die Prüfungen«, wagte Petra einzuwenden. »Deine Diplomarbeit. Du wolltest am Wochenende daran arbeiten.«

      Constanze sah sie an.

      »Glaubst du wirklich, daß ich mich jetzt darauf konzentrieren kann?« fragte sie schulterzuckend. »Dann gebe ich sie eben erst in der übernächsten Woche ab. Ich kann doch jetzt nicht auch nur einen vernünftigen Satz schreiben.«

      Petra Reuter sah sie nachdenklich an.

      »Dann komme ich mit«, sagte sie entschlossen.

      Constanze hob den Kopf.

      »Du?

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