Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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wurde. Stephan erschien auch bald mit einem Kühler, aus dem zwei silberhalsige Flaschen heraussahen. Stolz zeigte ihm Almut ihr Machwerk, das er kritisch in Augenschein nahm.

      »Haben wir das gut gemacht, Stephan?«

      »Ganz wie wir es erwarten durften, gnädiges Fräulein.«

      Es zuckte um den Mund der fünf Menschen, die sich über ihren Getreuen köstlich amüsierten. Nachdem er die Sektgläser gefüllt und in würdiger Haltung das Zimmer verlassen hatte, machte sich das unterdrückte Lachen Luft.

      Man prostete sich immer wieder zu, und so konnte eine fidele Stimmung nicht ausbleiben.

      »Nun fehlt nur noch Musik«, meinte Graf Veit. »Aber nicht durch den Rundfunk, wo sie um diese Zeit fürchterlich zu jazzen pflegen. Leider ist unsere Familie herzlich unmusikalisch, wenigstens wir drei sind es. Doch wie steht es mit den beiden Damen?«

      »Zeige deine Kunst, Almut«, ermunterte Adele, doch das Mädchen sah sie zweifelnd an.

      »Ich würde dich blamieren, Möpschen.«

      »Mich? Was habe ich damit zu tun, wenn du ein Fiasko erleidest?«

      »Weil du für meinen musikalischen Unterricht verantwortlich bist.«

      »Gott soll mich bewahren –! Nun ziere dich nicht, sondern gehe mutig an die Arbeit. Ob sie gut oder schlecht war, darüber werden wir dann urteilen.«

      Zögernd erhob sich Almut, ging in Marbods Begleitung zum Flügel. Er öffnete den Deckel, zündete die Kerzen an, legte Noten bereit und schob den Sessel zurecht. Dann setzte er sich wieder in seinen Sessel am Kamin.

      »Was wird gewünscht?« fragte Almut, nachdem sie am Flügel Platz genommen hatte.

      »Etwas Lustiges«, verlangte der Hausherr. »Am liebsten Jägerlieder. Noten dazu sind genügend da.«

      »Danke, wird auch ohne gehen –«

      Und schon klangen die alten Lieder auf, gut und schwungvoll gespielt. Fröhlich jubilierte die junge Stimme mit, es war für die Zuhörer ein wirklicher Genuß.

      »Damit ist mein Repertoire an diesen Liedern erschöpft«, verkündete sie schließlich. »Weitere Wünsche werden gnädigst entgegengenommen.«

      Man zollte ihr ehrlichen Beifall, bis die Gräfin zögernd sagte: »Daß Sie etwas können, mein liebes Kind, habe ich bereits gemerkt. Fragt sich nur, ob Sie gleich vom Blatt spielen können.«

      »Wenn das Stück nicht zu schwer ist, Frau Gräfin.«

      »Dann hätte ich eine Bitte. Mein ältester Sohn – der vor drei Jahren starb –«

      »Muttchen«, sprach Marbod bittend dazwischen, doch sie winkte mit einem Lächeln ab.

      »Laß nur, mein Junge, ich möchte das Lied so gern hören, dessen Text unser musikalischer Veit vertonte. Gib Almut die Noten, sie wird das Lied gewiß wunderbar singen mit ihrer so herzwarmen Stimme.«

      Schweigend trat Marbod zu Almut, die ganz blaß geworden war. Behutsam wie ein Heiligtum legte er ein Notenblatt in die schlanken Mädchenhände. Ihr wurde dabei ganz eigen zumute.

      Der die Noten geschrieben, war bereits drei Jahre tot. Also gab es auch in diesem Hause, wo alles so glückhaft froh er­schien, bitteres Leid, das die drei Menschen fest im Herzen verschlossen. Verehrte Almut die Gräfin nebst ihrem Gatten schon längst, so bewunderte sie diese nun.

      Und der junge Graf?

      In diesem Augenblick wurde ihr klar, daß sie ihn liebte – ihn, der den Ehering am Finger trug. Diese so urplötzliche Erkenntnis ließ sie erbeben bis in die tiefste Faser ihres Herzens hinein. Großer Gott, wie sollte sie das ertragen –!

      »Nun, gnädiges Fräulein, wird es gehen?« fragte die dunkle Stimme neben ihr.

      Aber sie mußte sich zusammenreißen mit aller Kraft, was dann auch gelang. Rasch überflog sie das Notenblatt.

      »Danke, Herr Graf, es wird gehen«, sprach sie leise in die Stille hinein. Erst zaghaft, dann immer sicherer glitten die Finger über die Tasten. Zweimal spielte sie die Melodie durch, dann setzte die Stimme ein. Nicht sehr geschult, doch ungemein einschmeichelnd in ihrer betörenden Süße, die so recht zu der zarten, sehnsüchtigen Weise paßte:

      Ich sprach zur Taube:

      Flieg und bring im Schnabel das Kraut mir heim,

      das Liebesmacht verleiht.

      Am Ganges blüht es, in dem Land der Fabel –

      die Taube sprach:

      Es ist zu weit.

      Ich sprach zum Adler:

      Spanne dein Gefieder und für das Herz,

      das kalt sich mir entzog,

      hol einen Funken Glut vom Himmel nieder –

      der Adler sprach:

      Es ist zu hoch.

      Da sprach zum Geier ich:

      Reiß aus dem Herzen den Namen mir, der eingegraben steht,

      vergessen lernen will ich und – verschmerzen –

      der Geier sprach:

      Es ist zu spät –.

      Wohl noch nie hatte Almut mit so herzwarmer Innigkeit gesungen wie dieses schwermütige Lied. Tränen perlten in ihrer Stimme. Die Hände glitten wie müde von den Tasten, die Augen schauten sehnsüchtig wie in unerreichbare Ferne.

      Sie hätte weinen mögen, wild und hemmungslos.

      Lautlose Stille war um sie her, bis die Gräfin zu ihr trat, sie an beiden Händen zu sich hochzog.

      »Ich danke Ihnen, mein liebes Kind«, sagte sie mit tränendunkler Stimme. »Sie haben mir mit Ihrem Gesang einen Wunsch erfüllt. So wie Sie konnte dieses unvergessene Lied nur noch – einer singen –«

      Verstohlen wischte sie die Tränen fort, drückte einen Kuß auf die zarte Mädchenstirn und wandte sich dann den andern zu, die tief erschüttert waren. Die beiden Grafen um das, was sie verloren und das der herzbewegende Gesang des Mädchens wieder aufgewühlt hatte – und Adele aus Mitleid mit den Menschen, die das Schicksal so hart getroffen.

      »So, nun seid wieder lustig –«, zwang Gräfin Erdmuthe ihre Stimme zu fröhlichem Ton. »Laßt uns anstoßen auf die kleine Nachtigall hier.«

      Sie zog Almut in den Kreis der andern, die Gläser klangen zusammen – und langsam wagte sich die Fröhlichkeit wieder hervor.

      »Jetzt hätte ich noch Lust zu einem Tänzchen«, verriet die Gräfin, der nichts mehr von Traurigkeit anzumerken war. »Aber es müßte ein Walzer sein, und zwar: ›Gold und Silber‹ von Lehar.«

      »Damit kann ich dienen«, sagte Adele. »Den Walzer kriege ich noch zurecht.«

      Jetzt

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