Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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sie noch musikalisch über den Durchschnitt begabt war.

      Der Hausherr verneigte sich vor seinem jungen Gast und wiegte sich mit ihm im Walzertakt. Dasselbe tat Marbod mit seiner Mutter. Prüfend sah er in das stolze Antlitz, um dessen Mund ein Schmerzenszug lag.

      »Muttchen, wie konntest du nur so unvernünftig sein«, sagte er vorwurfsvoll. »Um das Lied unbeschadet hören zu können, muß dein Herz erst viel ruhiger geworden sein –.

      Und überhaupt: Hüt vor dem Alltag, was du Heiliges hast –«

      »Es war kein Alltag, mein lieber Junge. Ich wußte genau, was ich tat, als ich das Mädchen bat, das Lied unseres armen Veit zu singen, das ich sonst wohl wie ein Heiligtum hüte. Und ich habe mich nicht getäuscht – es wurde eine Feierstunde für mich. Es hat nicht weh getan, Marbod, ganz gewiß nicht. Diese herz­innige Stimme war eine zärtliche Hand, die Balsam auf meine Herzwunde legte.«

      »Dann hättest du aber nicht hinterher zum Tanz animieren dürfen, Mutter.«

      »Hast du die tränenschweren Augen des Mädchens nicht gesehen, Marbod? Man hat nicht das Recht, sein Leid in so viel unbeschwerte Jugend zu tragen –«

      »Die Paare wechseln –!« rief Graf Veit hinüber, was dann auch geschah. Das Gespräch, das er nun mit der Gattin führte, war ungefähr dasselbe, wie es Mutter und Sohn vorhin getan. Nur noch inniger waren die Worte, die er für seine tapfere Ehekameradin fand.

      Als Marbod den Arm um Almut legte, zuckte sie zusammen. Er schien jedoch nichts davon gemerkt zu haben, wie sie aufatmend feststellen konnte. Sein Antlitz hatte den gewohnt gelassenen Ausdruck, seine Augen blickten in ruhiger Freundlichkeit zu ihr nieder. Nichts Zärtliches stand in den blauen Männeraugen, nichts in seiner Haltung verriet, daß er dem bezaubernden Menschenkind in seinem Arm auch nur ein wenig zugetan war, dem das Herz wie ein schwerer Stein in der Brust lag.

      Jetzt erst merkte die sonst so kühle Almut Fahrenroth, daß sie überhaupt ein Herz besaß. Und das war bis zum Rande mit Liebe erfüllt für diesen stolzen Mann, der bereits an eine Frau gefesselt war.

      Es mußte doch eine Seligkeit ohnegleichen sein, bei ihm weilen zu dürfen. Seiner sonoren Stimme zu lauschen, sein warmes Lachen zu hören. In dieses rassige Antlitz, in diese blitzenden Augen zu schauen. Selbst sein ironisches Lächeln konnte man sehr wohl liebgewinnen.

      »Flieg und bring im Schnabel das Kraut mir heim, das Liebesmacht verleiht«, schoß es ihr qualvoll durch die Gedanken.

      Es ist zu weit.

      »Danke, Herr Graf, ich bin müde«, sprach sie leise zu ihm empor. Sofort löste sich sein Arm von ihrer Mitte.

      »Schade, gnädiges Fräulein, Sie tanzen fabelhaft. Das habe ich bereits im ›Wilden Jäger‹ feststellen können.«

      »Wissen Sie auch, Herr Graf, daß Sie mir soeben eine Schmeichelei sagten?« blitzte sie ihn an – und schon hockte in seinen Mundwinkeln wieder das von ihr so gefürchtete und zugleich geliebte Lächeln.

      »Schmeichelei? Ach so, weil ich sagte, daß Sie gut tanzen? Das ist keine Schmeichelei, sondern nur die Feststellung einer Tatsache.«

      »Danke, das beruhigt mich ungemein. Und nun werde ich mein gutes ›Möpschen‹ ablösen, damit auch sie das Tanzbein schwingen kann, was sie für ihr Leben gern tut.«

      Ehe er noch antworten konnte, war sie schon an den Flügel geeilt.

      »Liebes Möpschen, Ablösung vor –!« meldete sie strammstehend wie ein Soldat. »Walze also mit dem Herrn Grafen davon, ich werde für schneidige Tanzmusik sorgen.«

      »Ja, was hast du denn?« sah das Fräulein sie erstaunt an. »Sonst bist du unersättliche Tänzerin doch kaum vom Parkett zu bekommen. Bist du etwa krank? Blaß genug siehst du aus.«

      »Nicht krank, nur ein wenig müde von der ungewohnten Strickarbeit. Kannst du das verstehen?«

      »Nein«, kam es trocken zurück. »Aber bei dir ist ja alles möglich.«

      Die andern waren dem Geplänkel amüsiert gefolgt. Lachten dann auf, als Adele zu Marbod trat und ihn anblinzelte: »Denn man los, Herr Graf. Ist ja egal, wer Ihnen auf die Füße tritt.«

      Dreimal noch wechselten die Paare, dann war die Tanzlust gestillt. Man setzte sich wieder an den Kamin, trank den Rest des Sekts und begann zu plaudern. Kam dabei auch auf das erste Zusammentreffen im »Wilden Jäger« zu sprechen, von den lustigen Stunden, die man dort verlebt.

      »Wie der Zufall doch manchmal spielt«, lachte Adele gemütlich. »Als wir uns verabschiedeten, hat wohl keiner damit gerechnet, daß wir uns so bald wiedersehen würden.«

      Befremdet bemerkte sie die lächelnden Blicke, die die Gastgeber miteinander tauschten. Eine Ahnung stieg in ihr auf.

      »Glauben die Herrschaften etwa nicht an den Zufall?« fragte sie mißtrauisch – wonach peinliche Stille eintrat. Gräfin Erdmuthe faßte sich rasch, fest entschlossen, es zu keiner Unklarheit kommen zu lassen. Daher antwortete sie wahrheitsgemäß: »Zuerst waren wir von einem Zufall nicht ganz überzeugt –.

      Machen Sie nicht so böse Augen, kleine Almut, unser Mißtrauen ist gewiß gerechtfertigt. Es passierte nämlich schon oft, daß Menschen, die wir unterwegs kennenlernten, sich dann ›ganz durch Zufall‹ plötzlich hier einfanden.«

      »Wir kannten aber weder Ihren Namen noch Ihren Wohnsitz, Frau Gräfin –!« rief Almut mit blitzendenAugen. »Ich finde –«

      »Finden Sie vorläufig nichts, mein Kind«, unterbrach die Dame sie lächelnd. »Ein rasches Wort ist bald gesagt, und ich möchte nicht, daß unser gutes Verhältnis zueinander getrübt wird.«

      »Ist es bereits«, warf das Mädchen den Kopf in den Nacken. »Komm, liebes Möpschen –!«

      »Kinder, nun verderbt euch doch nicht den schönen Abend«, meldete sich der Hausherr unbehaglich. »Er ist bis jetzt so harmonisch und schön gewesen, soll er durchaus mit einem Mißklang enden? Meine Frau hat recht, wir sind durch allerlei Erfahrungen klug und – mißtrauisch geworden. Sie glauben gar nicht, meine Damen, wer sich im Laufe des Jahres so alles bei uns eingefunden hat, um sich auf kostenlose Art ein behagliches Leben zu verschaffen. Zuerst fielen wir arglos darauf herein, doch später zeigten wir aller Gastfreundschaft zum Trotz den Schmarotzern die kalte Schulter.

      Sie jedoch haben wir herzlich zum Bleiben gebeten. Ist das nicht Beweis genug, wie sympathisch Sie uns gleich vom ersten Augenblick an waren? Selbst als Witwe Niemand und Tochter, die ausgerechnet im tiefen Winter durch halb Deutschland fahren, um ihre Ware feilzubieten«, schloß er lachend, und auch um Adeles Mund zuckte ein Lachen, während Almuts Miene eisig blieb. Sie überließ es ihrer Betreuerin, das heikle Gespräch weiterzuführen, was diese auch in ihrer trockenen Art tat –.

      »Na schön, nehmen Sie also an, daß wir als Schmarotzer hier erschienen, was wir letzten Endes ja auch sind. Wir haben uns auf der Wettersburg eingenistet –«

      »Aber, liebes Fräulein Aldermann –«, legte die Gräfin bittend ihre Hand auf die rundliche Rechte Adeles. »Welch ein häßliches Wort! Haben Sie denn gar nicht gemerkt, wie liebe Gäste Sie und Ihre Schutzbefohlene uns geworden sind? Sie haben es doch wahrlich nicht nötig, hier zu schmarotzen, da Fräulein Fahrenroth mehr als gutsituiert ist, wie Sie uns erzählten.«

      »Vielleicht ist

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