Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 233

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

Скачать книгу

Gaudenz Eidinger öffnete.

      »Ein Telegramm, Ursula!« sagte er mit Verwunderung in der Stimme und riß den Umschlag auf.

      Dann las er laut vor:

      Liebe Ursula! Lieber Gauden! Lieber Stephan!

      Macht die Gärtnerei ein paar Tage zu. Kommt mich alle besuchen. Bitte räumt alle meine Sachen (Kleider, Möbel, auch die Sachen auf dem Speicher) und schickt sie an den Fuchsbichler Hof in Waldkogel. Dort findet Ihr mich auch. Dort werde ich an der Seite meines lieben Urban, dem einzigen Mann, den ich immer geliebt habe, bis an das Ende meiner Tage leben.

      Wir haben heute geheiratet.

      Übrigens, Clara ist hier und es geht ihr gut.

      Setzt Euch sofort ins Auto und kommt. Wir erwarten Euch!

      Liebe Grüße, Agnes Fuchsbichler.

      PS: Kein Wort zu meiner Schwester! Der will ich das selber sagen!

      Ruth und Stephan stellten sich neben Gaudenz und starrten abwechselnd auf das Papier, dann sich an. Ursula lehnte sich an ihren Mann.

      »Halte mich fest, Gaudenz! Das ist zuviel!«

      Gaudenz führte seine Frau zur Couch.

      »Das ist wirklich ein Ding, was sich da Großmutter geleistet hat. In ihrem Alter noch einmal zu heiraten! Sie wollte doch niemals heiraten. Sie war doch fast stolz auf ihre Witwenschaft.«

      »Spar dir deine Bemerkungen, Stephan. Siehst doch, daß deine Mutter ganz blaß ist.«

      »Trotzdem ist das ein ganz dickes Ding. Dann sollen wir noch sofort kommen. Ich muß morgen ins Labor! Was hat sich Großmutter nur dabei gedacht?«

      Stephan regte sich mächtig auf.

      Es dauerte eine Weile, bis sich Ursula gefaßt hatte, nicht, weil sie verwundert war, sondern weil sich ihre Vermutungen bestätigt hatten.

      »Kommt beide mit!« sagte Ursula in einem Tonfall, der jeden Widerspruch im Keim ersticken ließ.

      Sie rannte die Treppe hinauf in die obere Etage, dann hinauf zum Speicher.

      »Stephan! Du bist sportlich trainiert! Trete die Tür ein! Alles andere dauert mir zu lange.«

      Stephan schaute seine Eltern verwundert an.

      »Los!« sagte sein Vater. »Auf mein Kommando!«

      Die beiden Männer zählten bis drei und warfen sich dann gemeinsam gegen die Tür. Sie gab nach. Ursula drängte an ihnen vorbei und machte Licht. Es war stickig auf dem Dachboden.

      »Die Luft kann man ja hier schneiden! Die könnte ich mal im Labor untersuchen!«

      »Halte den Mund, Stephan!« schrie seine Mutter mit einer Stimme, die anzeigte, wie angespannt ihre Nerven waren.

      Zielsicher öffnete sie den Karton, alle Taschen flogen heraus, bis sie das gefunden hatte, was sie suchte.

      »Das sind sie! Ich hatte sie schon entdeckt, da war ich noch ein ganzes Stück jünger, als Clara heute ist.«

      Sie schwenkte sie, wie erbeutete Trophäen in der Hand.

      »Ich will es kurz machen, Stephan. Deinem Vater gegenüber hatte ich schon die Vermutung geäußert. Hier, nimm und lies! Deine Großmutter hat diesen Urban Fuchsbichler vor langer, langer Zeit geliebt. Er war ihre große und einzige wirkliche Liebe. Ich denke, daß Urban mein Vater ist, also ist er dein Großvater.«

      Stephan, der sonst niemals um Worte verlegen war, sank sprachlos auf eine der Kisten.

      »Nun schau nicht so! Wir müssen packen!«

      Ursula, die sehr paktisch und tatkräftig war, rannte hinunter zum Telefon. Die Gärtnerei verfügte über Lastwagen. Ursula machte einen Rundruf bei den Angestellten. Binnen einer halben Stunde waren alle zur Stelle. Wie ein Feldwebel kommandierte Ursula von der Diele aus die Leute. Nach einer Stunde war der Speicher leer und auch die kleine Dachwohnung ihrer Mutter eingeräumt.

      Ursula und Gaudenz sprachen noch kurz mit dem Buchhalter, der sie während ihrer Abwesenheit vertreten sollte.

      Dann setzte sich ein Konvoi aus vier kleinen Lastwagen, angeführt von dem Personenwagen, den Ursula steuerte, in Bewegung. Stephan saß auf dem Rücksitz und las im Schein der Taschenlampe die Briefe seiner Großmutter immer und immer wieder.

      *

      Irgendwann zwischen Nacht und Morgengrauen erreichten sie den Fuchsbichler Hof.

      »Auf dich ist wirklich Verlaß, Ursula! Du bist genauso voller Tatkraft wie…«, sagte Agnes.

      »Wie mein Vater, der Urban Fuchsbichler!« vollendete Ursula den Satz ihrer Mutter.

      »Seit wann weißt du es? Wie hast du es erfahren?«

      »Später, Mutter! Später!«

      »Die Sachen können erst mal drüben in die große Scheune gestellt werden. Ich kümmere mich dann die Tage darum.«

      Ein stattlicher älterer Herr trat aus dem Haus. Ursula musterte ihn. Sie erkannte sofort die Ähnlichkeit zwischen ihr selbst und ihm.

      »Ursula, i bin dein Vater! I bin der Urban Fuchsbichler! Willkommen, Tochter! Laß dir gleich sagen, daß i nix von deiner Existenz gewußt hab’. Glaub mir, sonst wärst net ohne mich aufgewachsen.«

      Ursula schaute ihm in die Augen und reichte ihm die Hand.

      Er hielt ihre Hand mit beiden Händen fest.

      »Lieber spät als nie! So heißt es in einem alten Sprichwort.«

      »Des ist wahr! Bei Gott! Des ist wirklich wahr!«

      Er ließ einfach Ursulas Hand nicht los. Sie lächelte ihn an.

      »Dann komm her, Papa! Umarme mich! Egal, wie es gewesen is. Wir sind eine Familie!«

      Dann lagen sich Vater und Tochter zum ersten Mal in den Armen. Beide waren gerührt und wischten sich die Augen.

      »Fesch ist unser Madl, Agnes! Wirklich fesch! Nun, die Clara, die kenne ich ja schon. Des is auch ein ganz fesches Madl. So ein Madl, kann nur eine fesche Mutter haben.«

      »Wo ist Clara?«

      »Clara hat sich verliebt.« Agnes schaute hinauf zum Sternenhimmel und lächelte.

      »Ursula, Clara ist bei ihrem Liebsten auf der Berghütte. Wahrscheinlich sind sie im Augenblick unter dem Sternenhimmel genauso glücklich wie wir hier unten.«

      Dann stellte Agnes den Rest der Familie vor.

      »Das ist Emil, der einzige Sohn von Urban. Seine Frau Ruth!«

      »I grüß dich schön, Ursula! Wir sind also Halbgeschwister.«

      Sie reichten sich die Hand.

Скачать книгу