Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 228

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

Скачать книгу

das hat für mich auch einen Beigeschmack, der Geschmack der Unterdrückung. Wie wurde da so oft gesagt: So lange du mein Sohn bist, hast du immer noch das zu tun, was ich dir sage. Urban wollte sich dem entgegenstellen. Es wurde vereitelt. Aber was hilft das alles heute! Die Vergangenheit hat mich eingeholt. Jetzt müssen Bruno und Clara dafür büßen. Das habe ich alles nicht gewollt.«

      »Vielleicht gibt es einen Weg, Agnes!«

      »Da müßte ein Wunder geschehen!«

      »Es gibt sogar zwei Wege.«

      »Zwei! Die mußt du mir erklären, Ruth.«

      »Deswegen bin ich hergekommen. Also höre. Beide haben die gleiche Voraussetzung und beide führen zum Ziel. Ich sage dir jetzt etwas, was ich niemals einem anderen Menschen gesagt habe. Ich weiß, daß mein Geheimnis bei dir in guten Händen ist.«

      Ruth Fuchsbichler schaute Agnes in die Augen.

      »Bruno ist nicht der Sohn von Emil – und damit nicht der Enkel von Urban! Emil weiß das aber nicht.«

      Es war ganz still im Zimmer. Ruth zog ihre Jacke aus. Ihr war warm.

      »Agnes! Ich bin Krankenschwester. Ich arbeitete als junge Schwester im Krankenhaus. Dort lernte ich Emil kennen und verliebte mich in ihn. Er hatte eine seltene Drüsenerkrankung, die bei Männern dazu führt, daß es recht unwahrscheinlich ist, daß sie Kinder zeugen können. Emil wurde darüber auch von den Ärzten informiert. Es erschütterte ihn tief. Er fühlte sich wertlos und war ein gebrochener Mann. Mir brach es fast das Herz, ihn so leiden zu sehen. Ich verwöhnte ihn, und wir kamen uns endlich näher. Aus den Krankenakten wußte ich, daß Emil wirklich keine Kinder mehr zeugen konnte. Also ließ ich mich mit einem Kollegen ein. Ich wurde schwanger. Ich ließ Emil in dem Glauben, daß das Kind von ihm sei. Er war glücklich. Es wunderte ihn auch nicht, daß wir keine weiteren Kinder bekamen. Ich sagte ihm immer, besser ein Kind als gar kein Kind. Er glaubt fest daran, daß Bruno sein Sohn ist. Ich möchte vermeiden, ihm die Wahrheit sagen zu müssen.«

      »Ich verstehe dich!«

      »Deshalb könntest du sagen, daß deine Tochter nicht das Kind von Urban ist. Du hättest dir damals Urban angeln wollen. Als Sohn vom reichen Fuchsbichler Hof war er eine gute Partie. Er ist aber auf den Trick nicht hereingefallen.«

      »Dann könnten Clara und Bruno heiraten und niemand würde etwas erfahren. Du müßtest nur mit Clara reden.«

      »Du mußt deinen Emil sehr lieben, Agnes. Ich würde dir auch gerne helfen. Aber meine Tochter Ursula sieht ihrem Vater sehr, sehr ähnlich. Wenn die beiden jemals aufeinandertreffen, dann stehen unsere Lügen auf dünnem Eis.«

      »Ein Versuch wäre es wert, Agnes! Du hast so lange gelogen. Ich habe auch gelogen. Doch sage selbst, würdest du einem Mann sagen können, daß sein Kind nicht von ihm ist?«

      »Und wie ist es mit Urban? Dem sage ich doch auch, daß seine Tochter nicht von ihm sei.«

      »Urban hat nie erfahren, daß du schwanger bist. Sein Großvater hatte alle Briefe und Nachrichten abgefangen. Er weiß nicht, daß er eine Tochter hat. Komm doch auf den Hof, besuche ihn. Dann wirst du es ja erfahren.«

      »Ich komme gerne, Ruth! Vielen Dank für die Einladung! Ich freue mich, Urban noch einmal zu sehen. Er ist alt und ich bin alt. Wer weiß, wie lange der Herrgott uns beiden noch gibt.«

      »Dann komm doch mit mir mit, morgen!«

      Ruth stand auf.

      »Es ist spät. Ich muß ins Hotel. Sehen wir uns morgen? Kommst du mit mir?«

      »Ja, ich komme mit dir. Kannst mich um elf Uhr hier abholen.«

      Agnes begleitete Ruth zur Tür.

      »Bist eine gute Frau, Ruth! Danke, daß du dich um Clara kümmerst. Danke, daß du gekommen bist. Ich ahne, wie schwer dir dieser Weg gefallen ist.«

      »Ich habe es für meinen Mann und für meinen Sohn getan. Ich liebe beide wirklich und möchte, daß sie beide glücklich sind. Clara gefällt mir sehr gut. Ich freue mich darauf, sie als Schwiegertochter zu bekommen, da es mir nie vergönnt war, eine Tochter zu haben.«

      »Gute Nacht, Ruth!«

      »Gute Nacht, Agnes!«

      Sie gaben sich die Hand und hielten sie ein klein wenig länger fest, als es üblich gewesen wäre. Es gab eine tiefe innige Verbundenheit zwischen den beiden Frauen.

      *

      Am nächsten Morgen, pünktlich um elf Uhr, hielt Ruth mit dem großen Landrover vor dem Haus.

      »Willst du mir nicht sagen, wo du hinfährst, Agnes?«

      »Das kann dir egal sein. Ich habe mich hier um alles gekümmert, so lange du krank warst. Du gehst zwar noch am Stock. Kommst aber allein gut zurecht. Ich muß mich jetzt um meine Angelegenheiten kümmern.«

      Agnes warf ihrer Schwester noch einen letzten Blick zu und stieg dann zu Ruth ins Auto.

      Sie kamen zügig voran.

      »Hast du gut geschlafen, Agnes?«

      »Ich habe noch lange wach gelegen und über alles nachgedacht. Ich will zuerst mit Clara sprechen. Danach muß ich meiner Tochter die ganze Geschichte erzählen. Wir können ihnen vertrauen. Ich denke, die beiden sollten die Wahrheit wissen. Unsere beiden Familien hängen nun einmal zusammen. Durch die Heirat von Clara und Bruno werden sie noch enger zusammenkommen. Wenn wir schon die Männer hinter das Licht führen, dann müssen wir Frauen gemeinsam die Geheimnisse hüten.«

      »Wenn du so denkst, Agnes! Probieren wir es.«

      Sie fuhren wieder ein Stück.

      »Sag, Ruth! Stehen die alten Weiden am Bach noch, der zum Waldsee führt?«

      »Da stehen Weiden.«

      »Das ist schön. Bei den alten Weiden haben wir uns immer getroffen, der Urban und ich.«

      Dann fuhr Ruth auf den Hof. Bianca kam angelaufen.

      »Grüß Gott, Bianca! Wo ist denn Clara? Wie geht es ihr?«

      Die junge Frau lachte.

      »Clara spielt Bäuerin! Eine ganz neue Rolle.«

      »Was soll das heißen?«

      »Clara scheint die Liebe zu den Tieren entdeckt zu haben. Schon früh am Morgen ist sie in den Stall. Kühe, Schweine, Pferde, Ziegen, Schafe, Hühner, Hasen, überall war sie dabei! Sie packte mit an. Ich werde schon müde vom Zusehen. Was die alles schon gemacht hat!«

      Claras Großmutter begrüßte Bianca.

      »Schön von dir, daß du dich um deine Freundin so gekümmert hast. Es wird alles in Ordnung kommen.«

      Sie blinzelte Bianca zu.

      »Ja, dann werde ich Clara mal suchen gehen. Der Hof sieht immer noch so aus wie damals.«

      Die alte Dame schaute sich um.

Скачать книгу