Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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gesucht?«

      »Des haben wir alle angenommen. Da mußt den Urban selbst fragen, Bäuerin. Es ist auch alles schon so lange her. Mein Gedächtnis is nimmer so gut. Werd ja bald fünfundachtzig.«

      »Mußt net mehr so viel arbeiten. Mach langsam.«

      »I mach, wie es geht, Bäuerin.«

      Der alte Knecht gab jetzt dem anderen Lamm die Flasche.

      Ruth Fuchsbichler ging zurück ins Haus. Sie ging ins Schlafzimmer und packte dann ihre Koffer. Danach

      besprach sie alles mit der Hauswirtschafterin. Anschließend ging sie noch zu Clara ins Zimmer. Sie schlief immer noch. Bianca saß dabei und las in einem Buch. Ruth machte ein Zeichen, daß sie mit ihr hinauskommen sollte.

      Draußen auf dem Gang flüsterte die Fuchsbichlerin:

      »Bianca, ich muß bis morgen verreisen. Die Hauswirtschafterin weiß Bescheid. Kümmere du dich um Clara!«

      »Wo fährst du hin, Ruth?«

      »Psst! Es ist nur ein Versuch! Ich bin morgen abend wieder zurück.«

      »Dann viel Erfolg, Ruth, was immer du vorhast!«

      Die beiden Frauen umarmten sich. Sie waren Verbündete und kämpften um das Glück anderer.

      *

      Agnes saß vor dem Fernseher und schaute einen Krimi. Es war spät. Sie erschrak heftig, als es an der Haustür klingelte.

      »Das kann nur sie sein!« schimpfte sie vor sich hin und rief auf dem Weg zur Haustür laut: »Der Doktor hatte gesagt, daß er dich morgen entlassen will. Hast nicht warten können?«

      Wütend über die vermeintliche Ungeduld ihrer Schwester riß sie die Tür auf.

      »Grüß Gott!«

      »Guten Abend!«

      Agnes musterte die Frau von Kopf bis Fuß. Eine dunkle Ahnung beschlich sie.

      »Ja bitte! Zu wem wollen Sie?«

      »Mein Name ist Ruth Fuchsbichler! Ich bin die Schwiegertochter vom Urban Fuchsbichler aus Waldkogel. Sie sind die Agnes?«

      »Was willst du?« fragte Agnes unwillkürlich.

      »Ich muß dringend mit dir sprechen, Agnes. Es weiß niemand, daß ich dich besuche.«

      Agnes trat zur Seite und ließ Ruth ins Haus. Sie führte sie ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher aus.

      »Schade, jetzt weiß ich nicht, wie der Krimi ausgeht«, brummelte Agnes ärgerlich über die unerwartete und ungeheuerliche Störung.

      »Des Leben schreibt Geschichten, die sind spannender als jeder Krimi, Agnes.«

      »So, meinst?«

      »Ich kann dir gleich so eine Geschichte liefern.« Ruth Fuchsbichler ging aufs Ganze und kam ohne Umschweife zur Sache. »Urban hat einen Sohn, den Emil, meinen Mann. Wir haben einen Bub, den Bruno. Das Schicksal hat es gewollt, daß sich deine Enkelin, die Clara, in den Bruno verliebt hat. Der Bruno hat der Clara einen Heiratsantrag gemacht, und sie hat ihn angenommen.«

      Agnes wurde blaß.

      »Die beiden können net heiraten. Beide sind die Enkel vom Urban. Mein Gott, was für ein Unglück!«

      Als sie sich vom ersten Schock erholt hatte, schaute sie Ruth mit zusammengekniffenen Augen an.

      »Schickt dich der Urban?«

      »Nein!«

      Dann erzählte Ruth von Clara, den gefundenen Briefen, deren Reise nach Waldkogel und von der Liebe zwischen den beiden.

      »Das ging so schnell mit der Liebe, daß die Clara net gefragt hat, wie der Bruno mit Familiennamen heißt.«

      »Des ist wirklich schrecklich. Da verblaßt jeder Krimi daneben.«

      Agnes kochte Tee. Dann saßen die beiden Frauen zusammen und erzählten.

      »Ja, der Urban, des war meine große Liebe. Er liebte mich auch, da bin ich mir heute noch sicher. Wie hat der Bursch um mich gekämpft! Dann hat ihn sein Großvater fortgeschickt zu einer landwirtschaftlichen Messe. Als der Urban fort war, kam die Polizei auf den Hof und hat alle Räume nach einem goldenen Kreuzchen durchsucht. Es gehörte dem Urban seiner Mutter. Bei mir in der Kammer wurde es dann auf dem Schrank gefunden. Ich hatte die Wahl zwischen einer Verhaftung oder daß ich für immer verschwinden würde. Der Bauer sah von einer Anzeige ab. Ich verließ noch in der gleichen Nacht den Hof. Jedem war klar, daß des eine List war. Ich fand dann Arbeit in der Stadt. Ein gutes Zeugnis hatte mir der Bauer schon geschrieben. Dann stellte ich fest, daß ich schwanger war. Ich schrieb Urban mehrere Briefe. Als diese Briefe zurückkamen, versuchte ich es auf einem anderen Weg. Aber ich hörte nie mehr etwas von ihm.«

      »Urban war nicht mehr auf dem Fuchsbichler Hof. Als er erfuhr, daß man dir so übel mitgespielt hatte, ging er fort. Ob er dich gesucht hat, das weiß ich nicht. Da mußt du ihn selbst fragen. Erst als sein Großvater gestorben war, kehrte er mit Frau und Kind, dem Emil, auf den Hof zurück.«

      »Ja, ist schon seltsam, wie das Leben so spielt. Ich war bei einer Familie in der Stadt, reiche Leut. Ihr einziger Sohn war schon immer kränklich. Er war ein ganz feiner Charakter. Ihm vertraute ich mich an. Er bot mir an, mich zu heiraten und Urbans Kind als das seine auszugeben. Da ich vom ersten Tag an nur für seine Pflege zuständig war, Tag und Nacht, gelang es uns, seine Eltern zu täuschen. Oder sie sagten nichts. Sie waren froh, daß es eine weitere Generation gab. Sonst wäre das große Vermögen an die Verwandten gefallen.«

      »Ich verstehe!«

      »Mein Mann war gut zu mir. Wir liebten uns auch. Aus der anfänglichen Zweckgemeinschaft wurde dann im Laufe der Jahre Liebe. Meine Schwiegereltern hatten eine große Gärtnerei und Blumengeschäfte in verschiedenen Städten. Unsere Tochter, die in Wirklichkeit Urbans Tochter ist, erlernte den Beruf der Floristin und Gärtnerin. Sie heiratete später einen Kollegen. Die beiden führen jetzt zusammen den Betrieb. Sie haben zwei Kinder. Clara hat noch einen älteren Bruder, Stephan. Er studiert Chemie und ist bald fertig. Ja, so verlief mein Leben.«

      »Du hast den Urban nie vergessen, Agnes?«

      »Nein! Die erste wahre Liebe, die vergißt man nicht. Ich wußte, daß er mich liebt. Aber ich konnte ihn nicht erreichen. Wie sollte er mich finden? Wäre er doch später gekommen, dann ja, dann hätte mich mein damaliger Mann freigegeben, wenn ich hätte gehen wollen. Das hatte er mir versprochen.«

      Agnes sah traurig aus.

      »Was mache ich jetzt? Ich werde mit meiner Tochter und mit Clara sprechen müssen. Ich werde zu Urban fahren müssen und mit ihm reden. Wir können die Kinder doch nicht in ihr Unglück laufen lassen. Das wäre eine Sünde!«

      »Warum hast du deiner Tochter nie etwas davon erzählt?«

      »Ach, sie war so ein glückliches Kind. Sie liebte ihren vermeintlichen Vater abgöttisch. So sagte ich mir, es gibt zwei Arten von Vätern. Das eine sind die leiblichen Väter. Das andere sind

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