Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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ist es denn? Kennen wir sie? Was für Schwierigkeiten hat sie denn?«

      »Du kennst sie nicht, Mama! Sie ist schwanger, denkt sie«, sagte Martina leise, denn ihr Vater sollte es nicht hören. Vergebens! Elmar Zollinger ließ die christliche Sonntagszeitung sinken.

      »Das ist aber kein Umgang für dich, Tina. Wenn diese Person solch einen lockeren Lebenswandel geführt hat, dann muß sie sehen, wie sie damit fertig wird. Ich will nicht, daß du da hingehst.«

      »Heiratet sie den Vater ihres Kindes denn?« fragte ihre Mutter.

      »Das ist noch nicht sicher. Sie hat noch nicht mit ihm gesprochen.«

      »Das wird ja immer schöner! Da müssen ja Zustände wie in Sodom und Gomorrha herrschen. Tina, mein letztes Wort: Du gehst da nicht hin! Ich möchte nicht, daß meine Tochter mit so einer Schlampe verkehrt.«

      »Vater!« schrie Tina.

      »Nix da, Vater! Die kann froh sein, daß ich nicht ihr Vater bin. Die würde ich rausschmeißen. Keinen Tag länger würde sie die Füße unter meinen Tisch stecken.«

      »Du, du kennst immer nur Schwarz und Weiß, Vater!« warf Martina ihrem Vater vor.

      Sanft nahm Tinas Mutter die Tochter bei den Schultern und zog sie aus dem Wohnzimmer. Sie schloß die Tür.

      »Tina, das war unklug, sehr unklug. Es ist besser, wenn du deinem Vater solche Sachen nicht erzählst. Du weißt doch, wie er denkt.«

      »Ja, ich weiß, wie er denkt!«

      Martina ging nach oben unter das Dach. Das hatten ihr ihre Eltern zu einer kleinen Wohnung ausgebaut. Sie zog sich an und verstaute einige Sachen in ihrem Rucksack und einer Reisetasche.

      »Du willst schon gehen?«

      »Ja, Mutter! Ich esse an der Universität. Die Mensa hat auch offen. Der Vater verdirbt mir nicht den Appetit. Es kann auch sein, daß ich für ein paar Tage zu meiner Studienkollegin ziehe. Ich will sie in dem Zustand nicht alleine lassen.«

      Martina hauchte ihrer Mutter einen Kuß auf die Wange und verließ das Haus. Sie reagierte nicht, als ihr Vater ihr vom Wohnzimmerfenster nachrief. Martina tat, als höre sie es nicht. Sie ließ den Motor ihres alten Autos aufheulen und fuhr davon.

      Martina wollte nur noch fort – fort – weit fort. Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. Sie klebten zwischen ihren schönen langen Wimpern. Langsam rannen sie ihre Wangen hinab. Martina wischte sie mit dem Handrücken ab.

      Zum Glück war wenig Verkehr. Der Parkplatz der Universität war leer. Sie stellte ihr Auto ab. Dann kramte sie aus ihrem Rucksack ein kleines Schminktäschchen hervor. Augenblicke später hatte sie die Tränenspuren übermalt.

      »Hallo, Tina! Bist spät dran!«

      »Entschuldige, Mark! Ich mußte noch eine Freundin trösten, per Telefon. Ich kann auch nicht lange bleiben. Ich will nach ihr sehen.«

      »Was gibt es denn so Wichtiges an Frauenthemen, daß du mich vertröstest?«

      »Sie kriegt ein Kind!« Martina bemühte sich, daß dieser für sie so wichtige Satz eher beiläufig klang.

      Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Mark. Er zuckte mit den Achseln und grinste überheblich.

      »Dumm gelaufen! Da hätte sie besser aufpassen sollen. Schwanger zu werden ist heute pure Dummheit. Es gibt die Pille und andere Verhütungsmittel und Verhütungsmethoden. Die Jugend wird schon früh aufgeklärt. Da kann ich kein Mitleid haben. Und dann, schwanger zu bleiben ist noch dümmer. Wie ich sagte, dumm gelaufen. Sie hätte eben besser aufpassen müssen. Doch jetzt bist du bei mir. Denk nicht mehr an sie.«

      »So einfach tust du das ab? Das Kind bringt ihren ganzen Lebensplan durcheinander.«

      »Ja, warum sollte ich mir Gedanken machen? Wenn sie das Kind nicht gewollt hat, dann muß sie halt sehen, daß sie es wieder los wird. Ich nehme an, ihr Liebhaber will das Kind auch nicht.«

      »Der baut an seiner Karriere. Kinderwunsch steht da wohl nicht auf den vorderen Plätzen.«

      »Sehr vernünftig, Tina! Das kann ich verstehen. Ein Kind käme für mich jetzt auch nicht in Frage. Das wäre eine echte Belastung. Uns kann ja so etwas nicht passieren, Tina.«

      »Wenn doch? Nur mal angenommen, ich frage das nur mal theoretisch. Mir geht es nicht aus dem Kopf. Was würden wir machen, Mark? Was würde ich machen?«

      »Du bist viel zu weich, das habe ich dir schon immer gesagt. Die Probleme anderer so nah an sich heranzulassen ist schlecht.«

      »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«

      »Manchmal bist du ganz schön nervig, Tina! Also, wenn du es wissen willst. Jetzt ein Kind, das würde mir nicht passen. Die nächsten fünf Jahre stehen Frau und Kind nicht in meinem Plan. Wir sind doch moderne Menschen. Warum sollten wir uns Gedanken machen und uns mit einem Kind belasten? Wir haben eine schöne Beziehung, und mal sehen, was daraus wird. Wir waren uns doch einig, daß unsere Beziehung für keinen von uns eine Verpflichtung bedeutet. Oder denkst du jetzt anders darüber?«

      Martina erschrak über seine Kälte. Es gelang ihr aber, es geschickt zu überspielen.

      »Vielleicht bin ich wirklich zu weich, Mark. Vergessen wir das Ganze. Thema beendet!«

      Sie aßen. Dann gingen sie im Botanischen Garten spazieren. Am späten Nachmittag brachte Mark sie zu ihrem Auto.

      »Ach, Mark! Das habe ich ja ganz vergessen. Ich fahre ein paar Tage in die Berge. Ich brauche Ruhe. Meine Eltern machen mir Streß. ›Tina, wann lernst du? Tina, du lernst nachts zu lange! Tina da, Tina dort!‹ Das nervt ganz schön. Ich will mich für ein Stipendium bewerben. Das habe ich dir ja schon gesagt. Seit Tagen sitze ich schon über diesem Papierkram.«

      »Kannst dich gerne auch bei mir einquartieren, Tina. Mein Zimmer im Studentenwohnheim ist zwar klein. Aber ich teile gern das Bett mit dir. Tagsüber bin ich ja im Labor, dann könntest du den Schreibtisch nutzen.«

      »Danke für dein Angebot. Ich will aber in die Berge.«

      »Was du an den Bergen findest, ist mir zwar schleierhaft, aber wenn es dir Freude macht, dann muß ich es wohl hinnehmen. Wann bist du wieder zurück?«

      »Kann ich nicht sagen. Meine Handynummer hast du ja!«

      Sie küßten sich flüchtig. Dann stieg Tina schnell ins Auto. Sie winkte Mark noch einmal unverbindlich zu und fuhr ab.

      Mit jedem Kilometer, den ihr altes Auto auf der Autobahn hinter sich ließ, wurde Martina etwas freier. Das bedeutete nicht, daß ihr Problem kleiner geworden war. Nein, es war immer noch da. Es war nur so, daß sie jetzt weder ihren Eltern noch Mark in die Augen sehen mußte. Sie wollte allein sein. Sie mußte allein sein. Es war ihr Leben. Sie mußte es überdenken. Sie ganz allein war dafür verantwortlich. Sie mußte eine Entscheidung treffen, die ihr niemand abnehmen konnte. Sie hatte sich bewußt dem Einfluß ihrer Eltern und Mark entzogen.

      *

      Spät abends kam sie an. Sie kannte sich in der Gegend gut aus. Schon oft hatte sie ihren Urlaub dort verbracht. Sie hielt vor einem

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