Das Mondschaf steht auf weiter Flur. Christian Morgenstern

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Mondschaf steht auf weiter Flur - Christian Morgenstern страница 9

Das Mondschaf steht auf weiter Flur - Christian Morgenstern Literatur (Leinen)

Скачать книгу

weißt ja sonst für alles Rat –

      schick mich auf Reisen, in ein Bad,

      auch saure Milch wird gern empfohlen; –

      wenn nicht – laß ich den Teufel holen!«

      Der Herr, sich scheuend vor Blamage,

      erfand für sie die – Tonmassage.

      Es gibt seitdem die Welt, die – schreit.

      Wobei die Luft famos gedeiht.

       Der Hecht

      Ein Hecht, vom heiligen Anton

      bekehrt, beschloß, samt Frau und Sohn,

      am vegetarischen Gedanken

      moralisch sich emporzuranken.

      Er aß seit jenem nur noch dies:

      Seegras, Seerose und Seegries.

      Doch Gries, Gras, Rose floß, o Graus,

      entsetzlich wieder hinten aus.

      Der ganze Teich ward angesteckt.

      Fünfhundert Fische sind verreckt.

      Doch Sankt Anton, gerufen eilig,

      sprach nichts als: Heilig! heilig! heilig!

       Tapetenblume

      »Tapetenblume bin ich fein,

      kehr’ wieder ohne Ende,

      doch statt im Mai’n und Mondenschein,

      auf jeder der vier Wände.

      Du siehst mich nimmerdar genung,

      so weit du blickst im Stübchen,

      und folgst du mir per Rösselsprung –

      wirst du verrückt, mein Liebchen.«

PALMSTRÖM

       Palmström

      Palmström steht an einem Teiche

      und entfaltet groß ein rotes Taschentuch:

      Auf dem Tuch ist eine Eiche

      dargestellt, sowie ein Mensch mit einem Buch.

      Palmström wagt nicht sich hineinzuschneuzen, –

      er gehört zu jenen Käuzen,

      die oft unvermittelt-nackt

      Ehrfurcht vor dem Schönen packt.

      Zärtlich faltet er zusammen,

      was er eben erst entbreitet.

      Und kein Fühlender wird ihn verdammen,

      weil er ungeschneuzt entschreitet.

       Das Böhmische Dorf

      Palmström reist, mit einem Herrn v. Korf,

      in ein sogenanntes Böhmisches Dorf.

      Unverständlich bleibt ihm alles dort,

      von dem ersten bis zum letzten Wort.

      Auch v. Korf (der nur des Reimes wegen

      ihn begleitet) ist um Rat verlegen.

      Doch just dieses macht ihn blaß vor Glück.

      Tiefentzückt kehrt unser Freund zurück.

      Und er schreibt in seine Wochenchronik:

      Wieder ein Erlebnis, voll von Honig!

       Nach Norden

      Palmström ist nervös geworden;

      darum schläft er jetzt nach Norden.

      Denn nach Osten, Westen, Süden

      schlafen, heißt das Herz ermüden.

      (Wenn man nämlich in Europen

      lebt, nicht südlich in den Tropen.)

      Solches steht bei zwei Gelehrten,

      die auch Dickens schon bekehrten –

      und erklärt sich aus dem steten

      Magnetismus des Planeten.

      Palmström also heilt sich örtlich,

      nimmt sein Bett und stellt es nördlich.

      Und im Traum, in einigen Fällen,

      hört er den Polarfuchs bellen.

       Westöstlich

      Als er dies v. Korf erzählt,

      fühlt sich dieser leicht gequält;

      denn für ihn ist Selbstverstehung,

      daß man mit der Erdumdrehung

      schlafen müsse, mit den Pfosten

      seines Körpers strikt nach Osten.

      Und so scherzt er kaustisch-köstlich:

      Nein,m e i nDiwan bleibt – westöstlich!

       Bildhauerisches

      Palmström haut aus seinen Federbetten,

      sozusagen, Marmorimpressionen:

      Götter, Menschen, Bestien und Dämonen.

      Aus dem Stegreif faßt er in die Daunen

      des Plumeaus und springt zurück, zu prüfen,

      leuchterschwingend, seine Schöpferlaunen.

      Und im Spiel der Lichter und der Schatten

      schaut

Скачать книгу