Mami Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marianne Schwarz

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Mami Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marianne Schwarz Mami Bestseller Staffel

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war. Bereits fünfundvierzig, groß und hager mit Brille und schon leicht ergrauten Haaren, würde sie in ihm im Höchstfall einen Freund sehen. Aber vielleicht irgendwann auch mehr.

      Unterdessen war er vor ihrer Wohnungstür angekommen, hatte geklingelt und saß bald darauf mit ihr in ihrem schick eingerichteten Wohnzimmer. Vor ihnen auf dem ovalen Glastisch standen Gläser mit Orangensaft, an denen sie ab und zu nippten.

      »Und nun schütten Sie mal Ihr Herz aus«, forderte er sie auf. »Auch wenn ich Ihnen nicht helfen können sollte, so ist es doch immer gut, wenn man mit jemandem darüber gesprochen hat.«

      »Ja, natürlich.« Sie zerknüllte ihr Taschentuch, trank einen Schluck und begann: »Sie wissen ja, dass ich geschieden bin. Was Sie aber nicht wissen, ist, dass ich meinen Mann gewissermaßen Knall und Fall verlassen habe. Da war unser Kind erst ein paar Monate alt. Ich habe es nicht mehr ausgehalten zwischen Windeln und Babygeschrei, ich wollte mich nur auf meinen Beruf konzentrieren und Karriere machen, wollte mehr Geld haben, um mir mehr leisten zu können: Markenkleidung, gute Schuhe, Reisen und so weiter. Ich wollte nicht für eine Familie sorgen müssen und fand meinen Mann spießig, weil er ganz andere Ansichten hatte als ich. Anfangs war auch alles gut, meine Eltern schenkten mir diese Wohnung, ich hatte viel zu tun, hatte Geld und konnte endlich einkaufen, was ich wollte. Dabei vergaß ich allerdings oft, die Alimente für die Kleine zu zahlen. Ehrlich, ich habe nicht oft an mein Kind gedacht. Ich nahm an, mein Mann und seine Großmutter würden sich schon ausreichend um sie kümmern.«

      »Und dann haben Sie sich scheiden lassen«, warf Grünberg ein.

      »Ja, wir fanden es besser so.«

      »Und dann?«

      »Dann geschah eigentlich nichts mehr. Ich hatte längere Zeit eine Beziehung zu einem etwas jüngeren Mann, zu Mario Samuel, den Sie ja auch kennen. Wir hatten unseren Spaß, aber irgendetwas fehlte. Und als er mir vor ein paar Wochen erklärte, er würde Vater und wolle die Mutter seines Kindes heiraten, haben wir uns getrennt. Danach fühlte ich mich sehr einsam und beschloss, zu Ostern zu meinem Ex-Mann und unserer Tochter zu fahren …«

      Hartmuth Grünberg bekam nun die ganze Geschichte von einem Mann zu hören, der durchaus noch Interesse für die Ex-Frau hatte. Das kleine Mädchen jedoch sah in einer anderen Frau ihre Mutter und war auch nicht durch Geschenke und nette Worte vom Gegenteil zu überzeugen.

      »Sie wundern sich doch nicht etwa darüber?«, fragte er in ruhigem Ton.

      »Nein, jetzt nicht mehr. Das Schlimme ist nur, dass Henrik diese Frau heiraten wollte und sie ihn und das Kind jetzt verlassen hat. Ich habe alles kaputt gemacht, mein Leben und das der anderen auch.«

      Evelin schluchzte laut, nachdem sie den letzten Satz hervorgestoßen hatte, und setzte dann hinzu: »Nun hat Reni überhaupt keine Mutter mehr. Und Henrik will nicht mehr mit mir sprechen.«

      »Keine schöne Sache, das gebe ich zu. Aber Sie haben daran nicht allein die Schuld. Ihr ehemaliger Mann hat mit Ihnen geschlafen und hat sicher gewusst, dass er damit die Beziehung zu seiner neuen Partnerin aufs Spiel setzt.«

      »Wir haben gedacht, es kommt nicht raus.«

      Der Professor lächelte unwillkürlich. »So etwas kommt meistens heraus.«

      »Was soll ich nun bloß machen?« Sie schaute flehend zu ihm hin, worauf er nachdenklich erwiderte: »Sie müssen sich darüber klar werden, was sie selbst wollen. Wenn Sie Ihren Mann noch lieben und dem Kind in Zukunft eine gute Mutter sein wollen, dann kämpfen Sie um beide. Das bedeutet aber auch, dass Sie dann nicht nur die Karrierefrau sein können. Sie wären dann nicht mehr allein, müssten aber in beruflicher Hinsicht Abstriche machen. Sie können sich nicht darauf verlassen, dass er Haushalt und Kinderpflege allein bewältigt.«

      »Ich hatte an eine Frau gedacht, die sich um den Haushalt kümmert und Kind betreut, aber das will Henrik absolut nicht. Er will auch nicht hierherziehen.«

      »Dann gehen Sie zu ihm zurück.«

      »In dieses Provinznest? Niemals!«

      »Dann haben Sie ja bereits eine Entscheidung getroffen, und Ihr ehemaliger Mann ebenfalls. Sie können in diesem Fall für Ihre Tochter wahrscheinlich nur noch eine nette Tante werden, die sich ab und zu mal sehen lässt. Und vielleicht wäre es gut, wenn diese Tante in Zukunft einen – Onkel – an ihrer Seite hätte, der ihr die Einsamkeit vertreibt – und der selbst recht einsam ist.«

      »Und dieser – Onkel – wären Sie?«

      »Ja, ich hätte an diesem Job durchaus Interesse und kann mir unser Zusammenleben sehr schön vorstellen. Ich bin natürlich nicht mehr so jung und auch nicht so hübsch wie Mario Samuel.«

      Sie zögerte, holte tief Luft und meinte dann warnend: »Ich kann nicht besonders kochen und backen schon gar nicht.«

      »Das macht nichts.«

      »Ich möchte diese Wohnung nicht aufgeben.«

      Er sah sich um und erklärte anschließend: »Sie scheint mir recht geräumig zu sein, aber für den Anfang könnte man es ja mit gemeinsamer Freizeitgestaltung versuchen. Wir könnten reisen und uns die Welt ansehen.«

      Sie fühlte sich von seinen Zukunftsplänen tatsächlich getröstet, viel mehr, als sie erwartet hatte. Und als er nun mit einem leisen Lachen vorschlug: »Wollen wir ›Du‹ zueinander sagen?«

      Da lächelte sie ihm zu und sagte ganz einfach: »Ja.«

      *

      Reni verging fast vor Traurigkeit. Ostern war nun schon so lange vorbei, aber Tante Gitta war wohl immer noch krank und konnte daher nicht beim Papa und bei ihr wohnen, sie war sogar weggezogen, ganz weit weg. Und das Sorgenfresserchen hatte ihr auch nicht geholfen. Schon drei oder sechs Mal hatte sie ein wunderschönes Bild gemalt mit einer großen bunten Wiese drauf, wo sie selbst, der Papa und die Tante Gitta miteinander Ball spielten – oder einen Drachen steigen ließen. Die Bilder waren zwar am nächsten Tag weg gewesen, die Tante war aber leider immer noch nicht da.

      So konnte es doch nicht bleiben. Aber vielleicht durfte sie sie an diesem Samstagvormittag endlich wiedersehen und für eine Weile bei ihr bleiben.

      Der Vater wollte zum Einkaufen und zum Autowaschen fahren, und sie sollte mit. Sie wollte aber nicht, auf gar keinen Fall!

      »Ich will zu Tante Gitta, bitte, Papa, bitte, bitte.«

      Die flehende Stimme seiner Tochter tat Henrik so weh, dass er schließlich mit belegter Stimme erwiderte: »Ich muss erst anrufen, ob sie ein bisschen Zeit für dich hat.«

      »Dann ruf doch an.«

      Er tat es, während Reni wie ein Wachhund neben ihm stand und offensichtlich beabsichtigte, das Gespräch ganz genau zu verfolgen.

      »Hier ist Henrik, guten Tag, Gitta«, begann er in bemüht sachlichem Ton. »Ich habe den ganzen Vormittag zu tun, Reni wäre demzufolge ganz allein – und zu Oma kann ich sie auch nicht bringen, weil die an diesem Wochenende zu ihrer Schwester gefahren ist. Kann die Kleine vielleicht bis Mittag bei dir bleiben? Anschließend können wir auch irgendwo was essen gehen, wenn du magst.«

      Ihre Antwort blieb zuerst einmal aus, erst nach einigen Sekunden hörte er, wie sie kurzangebunden sagte: »Ja, bring sie her.«

      »Hurra!!« Reni umarmte

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