Mami Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marianne Schwarz
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Evelin verstand die leise Mahnung, die in seinen Worten enthalten war, sagte aber nichts, sondern dachte nur, dass es ein Familienleben, wie sie es sich vorstellte, in der Wirklichkeit nicht gab. Reni war nicht immer ein artiges Kind und würde auch bald zur Schule kommen, und Henrik würde nicht immer der Mann sein, der sie leidenschaftlich begehrte. In einem Satz: Sie war einem ganz normalen Familienalltag nicht gewachsen, fühlte sich davon überfordert und brauchte ihre Freizeit für sich allein.
»Du hast jahrelang ohne deine Tochter auskommen können, hast auch deren Vater nicht gebraucht«, sagte Hartmuth Grünberg nun auf seine sachliche, besonnene Art, als sie immer noch nicht antwortete, sondern nur nachdenklich vor sich hin sah. »Meinst du nicht auch, dass du das auch weiterhin kannst? Und glaube bloß nicht, dass du allein bist. Wenn du mich auch weiterhin haben willst, dann bleibe ich immer bei dir – und wäre auch gern dein Ehemann.«
»Ist das ein Heiratsantrag?«
»Aber sicher, was denn sonst?«
Sie lächelte ein bisschen, stellte sich das Leben an seiner Seite vor und wusste, dass er ihr viele Freiheiten lassen würde, einen jugendlichen Liebhaber natürlich nicht. Aber er würde vermutlich erheblich dazu beitragen, dass sich ihr Verhältnis zu Henrik und Reni wieder besserte. Er würde der ruhige und zuverlässige Pol in ihrem Leben sein. Und den brauchte sie auch.
»Nimmst du meinen Antrag an?«, brachte er sich jetzt in Erinnerung.
»Ja«, erwiderte sie. »Aber deine zu erwartenden Enkel dürfen niemals Oma zu mir sagen. So eine Anrede vertrage ich nicht.«
»Aber nein«, beruhigte er sie mit nachsichtigem Spott, während er sich erhob, sie zu sich emporzog und in die Arme schloss. »Ich werde ihnen erklären, dass du keine Großmama, sondern die schöne junge Frau bist, die ihren alten Opa geheiratet hat.«
Danach küsste er sie so heiß und innig, dass von einem alten Opa ganz gewiss nicht die Rede sein konnte.
*
Henrik war sichtlich froh gewesen, als Gitta zugestimmt hatte, mit Reni und mit ihm gemeinsam auf der Insel Rügen Urlaub zu machen –, natürlich nur mit getrennten Zimmern. Er mit der Tochter in dem einen und sie in dem anderen allein. Na gut, aber so musste es ja nicht bleiben. Wenn die Kleine sich beim Baden und Spielen müde getobt hatte, dann würde sich – hoffentlich – eine Gelegenheit ergeben, sich endlich mit ihr auszusprechen.
Am heutigen Abend schien diese Gelegenheit gekommen zu sein. Nachdem er sein Kind zu Bett gebracht und abgewartet hatte, bis es fest schlief, klopfte er an Gittas Zimmertür und sagte nur wenig später: »Reni schläft schon. Wollen wir noch einen Spaziergang machen?«
»Lieber nicht, ich habe eine Blase am Fuß.«
»Zeig mal.«
»Nicht nötig, ich habe mich schon selbst verarztet«, wehrte sie halbherzig ab.
»Dann zeige ich dir eben etwas.« Er hatte sich ihr gegenüber in einen der Sessel gesetzt, zog nun seine Brieftasche hervor, entnahm ihr eine schmale weiße Klappkarte und reichte sie ihr.
Gitta überflog das dort Geschriebene, gab ihm die Karte zurück und meinte ausdruckslos: »Deine Ex-Frau hat also den Herrn Grünberg geheiratet. Nun bist du sicher sehr traurig.«
»Überhaupt nicht. Ich bin doch froh, dass sie sich so entschieden hat und …«
»… und du nun keine Wahl mehr zwischen ihr und mir treffen musst«, unterbrach ihn Gitta ironisch. »Sie bleibt, wo sie ist, und du willst dich wieder mit mir begnügen.«
»Ich will mich nicht mit dir begnügen«, entgegnete er scharf und bitter. »Ich liebe dich und möchte dich noch immer heiraten.«
»Und das soll ich dir nun glauben?«
»Ja, du bist die Einzige und Beste. Das ist mir in den vergangenen Wochen klar geworden. Verzeih mir meine Eselei, und sei wieder gut zu mir.« Er nahm ihre Hand und drückte sie schmerzhaft.
»Was soll ich bloß mit dir machen?«, seufzte sie und ließ es zu, dass er sie auf seinen Schoß zog.
»Mich lieb haben, meine Frau und Renis Mama werden und mit mir vielleicht noch ein Kind haben. Wär doch schön, oder nicht?«
»Sehr schön.« Sie schaute ihm in die Augen, lange. Er meinte es ernst mit ihr, vielleicht für immer. Und es würde schließlich auch an ihr liegen, wie glücklich ihre Ehe wurde. Mit ständigen Vorwürfen machte sie nichts besser.
Und dann flüsterte sie ihm zu: »Was meinst du, was würde Reni zu einem kleinen Bruder sagen?«
Henrik interessierte die Meinung seiner Tochter in diesen Minuten nicht. Er drückte Gitta fest an sich und küsste sie ausgiebig. In dieser Nacht würde er nicht allein schlafen, das wusste er. Und bald würde es eine Hochzeit geben, bei der sie vor dem Altar stehen würden –, Gitta, Reni und er. Seine Oma würde vor Rührung Tränen vergießen und ihm bei passender Gelegenheit wahrscheinlich zuflüstern, dass er nun endlich die richtige Frau geheiratet hätte.
Dorothee lächelte ihrem Spiegelbild zu. Ihr gefiel, was sie dort sah, und ihre Kleidung, fand sie, war nahezu perfekt. Sie trug ein ganz ausgezeichnet geschnittenes schwarzes Etuikleid, und darüber – ohne Frage ein Hauch von Extravaganz – ein sogenanntes Chasuble, also ein vorn offenes, gerade geschnittenes langes westenähnliches Überkleid mit hohen Seitenschlitzen. Dieses Chasuble aus zartem, transparentem Stoff schimmerte silbern, je nach Lichteinfall mehr oder weniger intensiv, und war mit eingewirkten silberglänzenden Ranken überzogen.
Äußerst effektvoll, fand Dorothee, und sehr gut harmonierend mit ihrem rötlich blonden Haar, das zu einer flotten Kurzfrisur geschnitten war. Dorothee drehte sich noch einmal vor dem hohen Spiegel und betrachtete sich dabei äußerst kritisch. Auch dann war sie noch mit sich zufrieden, und das war ein gutes Gefühl. Dieses Kleid hatte sie eigens für diesen Abend gekauft, und sie hatte wohl gut gewählt. Aus dem Spiegel blickte ihr eine elegante, damenhafte Erscheinung entgegen, relativ groß und schlank. Das zweiteilige Kleid ließ die gute Figur erahnen und umspielte doch das sich bereits rundende Bäuchlein, zu dem Dorothee sich noch nicht bekennen wollte. Jedenfalls nicht so direkt. Sie wollte Rufus erst vorbereiten. Und zwar heute, das hatte sie sich vorgenommen. Nach der Oper. Wenn sie, wie üblich, den Abend in der eleganten Bar ausklingen lassen würden.
Wie üblich – wie das klang! Dorothee verzog etwas selbstironisch den perfekt geschminkten Mund. Geschlagene vier Wochen hatte Rufus Toelken nichts von sich hören lassen. Und diese Einladung zur Oper war dann ziemlich unvermittelt gekommen. Natürlich ohne ein entschuldigendes Wort bezüglich des langen Schweigens. Eigentlich ziemlich kränkend. Aber das war typisch für Rufus Toelken, den gefragten und viel beschäftigen Münchener Staranwalt, und Dorothee hatte sich vorgenommen, nicht gekränkt zu sein. Ein Mann wie Rufus Toelken war eben so.
Und im übrigen – nach diesem Abend würde sich sicherlich einiges ändern.
Dorothee war sich da ganz sicher. Und sie freute sich. So lag auf ihrem aparten Gesicht, ihr unbewußt, ein hübsches Lächeln, als sie den Waschraum der Oper verließ.
Draußen wartete Rufus Toelken. Er war