Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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mein Mann bei diesem Mädchen…«, setzte Ilona empört an, kam jedoch nicht weiter, weil die Tante ihr mit einer herrischen Gebärde das Wort abschnitt.

      Die zierliche Gestalt schien förmlich zu wachsen, in den blauen Augen lag ein kaltes Drohen – und so drohend klang es auch, als sie sprach: »Behalte die weiteren Worte lieber für dich – sonst müßte ich dich nämlich aus meiner Wohnung weisen. Ich glaube, wir haben uns verstanden, nicht wahr?«

      Ihr einen giftigen Blick zuwerfend, wandte sich Ilona brüsk ab, ging hinaus – und Thea folgte wie ein begossener Pudel.

      *

      Das Hadebrecht-Haus öffnete nicht oft seine gastliche Pforte, doch wenn es geschah, wurde in den weiten Räumen die Pracht entfaltet, wie sie dem reichen Hause zukam. Einmal im Jahr gab es eine »lukullische Abfütterung«, wie der Fabrikherr sich spöttisch auszudrücken pflegte. Dann wurden alle die Menschen eingeladen, denen man in geschäftlicher sowie privater Hinsicht irgendwie verpflichtet war. Einige davon fanden sich auch öfter ein, und zu denen gehörten auch diejenigen, die heute erwartet wurden und die Silje aus Philinchens launigem Bericht bereits dem Namen nach kannte.

      Und nun lernte sie diese auch persönlich kennen.

      Man war ordentlich betroffen, als man das Mündel des Hausherrn, von dem man natürlich schon gehört hatte, in Augenschein nehmen konnte. Wie denn – es sollte doch so ein armes, geducktes Wesen sein, dem man in diesem Haus aus Gnade und Barmherzigkeit ein Asyl gewährte? – Und nun dieses entzückende Menschenkind, das die Natur mit allen Reizen ausgestattet hatte? Die elegante Kleidung tat noch ein übriges dazu – kurz und gut, die Menschen waren wie verzaubert.

      Hauptsächlich Siljes Tischherr, Seifling junior, machte kein Hehl daraus, wie gut ihm seine Dame gefiel. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er sie gewissermaßen vom Fleck weg geheiratet – und seine Eltern hätten noch nicht einmal was dagegen gehabt. Allerdings, die Mitgift. – Aber der reiche Hadebrecht würde sein Mündel, das außerdem noch die Stieftochter seines verstorbenen Sohnes war, bestimmt nicht als Kirchenmäuslein in die Ehe gehen lassen.

      Und Silje selbst? – Die amüsierte sich köstlich über die Bemühungen ihres Tischherrn, dessen Augen sie an die, eines Schellfisches erinnerten. Sein rundes Haupt zeigte schon jetzt recht schütteres Haar, und die untersetzte Gestalt stand auf strammen O-Beinen. Aber Mannerchen kam sich unwiderstehlich schön vor was die vernarrten Eltern ganz in Ordnung fanden.

      Aber außerdem gab es in dem heutigen Kreis noch zwei ledige Herren, von denen Silje auch recht wohlgefällig betrachtet wurde. Und diese hatten mit ihrer Hand zusammen auch noch allerlei zu vergeben, was geldlich gesehen nicht so ohne war. Der stattliche Witwer, Mitte Dreißig, besaß eine große Eisengießerei, und der andere, auch ein Mann in den besten Jahren, betrieb einen schwungvollen Textilhandel. Er sah wie aus dem Ei gepellt aus und legte viel Wert darauf, als ein Mann von Welt betrachtet zu werden. Eigentlich liebte er nur mondäne Frauen, aber dieses kleine süße Mädchen in seiner natürlichen, taufrischen Schönheit schien ihm dennoch sehr zu gefallen.

      Das merkte Ilona und ärgerte sich. Was fiel dem Bergau denn plötzlich ein?

      Er starrte dieses »Schneegänschen« ja wie verzaubert an! So was konnte sie absolut nicht vertragen. Wo sie mit ihrer berückenden Schönheit auftauchte, hatte die sämtliche übrige Weiblichkeit zu verblassen.

      Sie sah auch tatsächlich gut aus, die kapriziöse Ilona. Sehr mondän gekleidet, sehr raffiniert zurechtgemacht; denn in dieser Hinsicht war ihre Zofe Meisterin. Und dennoch – ihr fehlte das gewisse Etwas, das die junge Silje Berledes so unwiderstehlich machte.

      Thea fand sich natürlich auch sehr schön, hatte ihre kostbare Gewandung auch wirklich gut gewählt.

      Trotzdem schien die Kleidung irgendwie nicht zu ihr zu passen. Man hatte das Gefühl, als ob die üppige Gestalt aus allen Nähten platzen müßte. Dazu trugen wahrscheinlich ihre unbeholfenen phlegmatischen Bewegungen bei, die den Anschein erweckten, als wäre die Frau sich selbst im Wege.

      Zu dem sehr stattlichen Eisengießer hätte sie figürlich gut gepaßt, das wäre ein respektables Paar geworden. Diesem Traum gab sich Thea denn auch hin, obwohl sie eigentlich keine Veranlassung dazu hatte. Aber komme einer gegen sein Herz an, das ein weites Eheglück ersehnt!

      Und dieses schien das »fremde Mädchen« ernstlich zu gefährden. Da war es wahrlich kein Wunder, daß Thea ihm immer mehr gram wurde.

      Und was sagte die nette, hübsche Bärbel zu dem reizenden Zuwachs des Hauses Hadebrecht, der heute hier im Mittelpunk stand? Sie lächelte – denn sie war gescheit. Sie sagte sich, daß es den Menschen zukommt, etwas Wunderschönes entzückt zu betrachten. Sie tat es ja auch.

      Nachdem die Tafel aufgehoben war, vergnügte man sich mit den üblichen Silvesterscherzen. Und dabei tat sich Ilona groß hervor und erreichte es auch wirklich, Hauptperson zu sein, wie sie es unbedingt verlangte. Sie arrangierte die belustigenden Spiele, wobei sie Spitzen verteilte, die ausgerechnet auf Silje Berledes zielten. Doch diese war schlagfertig genug, um immer gleich contra zu geben.

      Und Philchen freute sich. Recht so, Marjellchen! – dachte sie schadenfroh. Laß dir nichts gefallen, zeig deinen beiden Widersacherinnen die Zähnchen!

      Ilona, die beim Pfandauslösen selbstverständlich als Richter fungierte, schielte unter dem Tuch, das ihre Augen verdeckte, natürlich hervor. Eben hielt Mannerchen, der ihr assistierte, ein entzückendes Abendtäschchen empor. Und kaum, daß er seine Formel hergesagt hatte, schmetterte ihre Stimme hell und laut wie eine Fanfare, es mutete an wie eine Auforderung zum Kampf: »Der oder die soll singen!«

      Zuerst fast betroffene Stille, in die dann Siljes Stimme lachend klang: »Ach, du liebes bißchen, ich soll singen? Ei, und wenn ich es nicht kann?«

      »Na, singen kann doch wohl jeder«, bemerkte Ilona hämisch, die soeben die Binde von den Augen nahm, da das letzte Pfand ausgerufen war. »Wie, ist allerdings eine andere Frage. Aber wir werden milde Kritiker sein, nicht wahr, meine Herrschaften?«

      Lachende Zustimmung wurde laut, und Ilona versteckte ihre Schadenfreude hinter Gutmütigkeit.

      »Nun, wenn Sie sich genieren, dann will ich für Sie eintreten«, erbot sie sich gönnerhaft.

      Ohne Silje überhaupt erst zu einem Entscheid kommen zu lassen, setzte sie sich an den Stutzflügel, der in dem Saal stand, wo man sich trotz der verhältnismäßig wenigen Personen aufhielt, weil hier der Weihnachtsbaum aufgestellt war.

      Der große Flügel behauptete im Wohngemach seinen Platz, damit man ihn zu jeder Zeit benutzen konnte, was hauptsächlich der Sohn des Hauses tat, der wohl nicht so ein Genie war wie sein berühmter Bruder, aber immerhin über den Durchschnitt musikalisch.

      Aber Ilona hielt sich unbedingt für ein Genie und hatte auch tatsächlich einen gutgeschulten Sopran, mit dem sie gern brillierte, ob man nun einverstanden war oder nicht. Sie begleitete sich auch stets selbst, worauf sie sich noch etwas einbildete.

      Man lauschte Spiel und Gesang auch wirklich gern, wurde jedoch unruhig, als Lied auf Lied folgte, woran die Sängerin sich förmlich berauschte. Nebenan fuhr schon der Diener den Servierwagen mit den Sektflaschen auf.

      Doch Ilona sah und hörte nichts. Sie sang, als müßte sie damit einen Preis erringen.

      »Mach bitte Schluß!« grollte da der Baß des Hausherrn in ein Liebeslied hinein. »Es ist gleich zwölf Uhr.«

      Und dann ging alles ganz rasch. Die Sektpropfen knallten, die

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