Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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      Und Silje gelang es sogar, Frau Ottilie zum Kuraufenthalt zu überreden. Darüber waren die Angehörigen froh, und Thea erbot sich sofort, die Mutter zu begleiten.

      Doch da hatte sie die Rechnung ohne die eigensinnige Rekonvaleszentin gemacht. Gegen eine Begleitung war sie durchaus nicht, sie wünschte diese sogar. Aber dafür käme nur Silje in Frage – basta!

      »Lassen wir ihr den Willen«, entschied der Gatte. »Seien wir froh, daß sie überhaupt noch einen hat – und daß wir sie noch haben.« –

      So fuhr denn Frau Ottilie ganz zufrieden mit der gewünschten Begleitung ab, belämmert von Thea, die sich in dieser argen Welt nicht mehr zurechtfinden konnte. Wo gab’s denn so was, daß eine Mutter ihr Kind zugunsten eines fremden Mädchens zurücksetzte!

      Geduldig hörten Vater, Bruder und Tante diese eigentlich berechtigten Klagen mit an; doch die Schwägerin Ilona packte ihre Koffer. Dieses ewige Geplärre fiel ihr einfach auf die Nerven, sie hielt es nicht mehr länger in diesem »Eulennest« aus. Da fuhr sie doch lieber zu ihren Eltern, die unbeschwert von allen Kümmernissen ihr Leben genossen!

      Doch schon drei Wochen später mußte sie aus dieser unbekümmerten Atmosphäre in das geschmähte Haus zurückkehren, weil sie den Eltern im Wege war. Ilona war nämlich bei einer Bobfahrt so unglücklich gestürzt, daß das Rückgrat verletzt zu sein schien. Genaues stand noch nicht fest, aber man konnte nie wissen. – Jedenfalls konnte sie das eine Bein nur mühsam bewegen und auch dann nur unter Schmerzen.

      Ratlos standen die Eltern vor ihrer jammernden Tochter, wußten absolut nichts mit ihr anzufangen. Aber wozu hatte sie denn einen Gatten, dem sie vertrauensvoll ihr »Kleinod« in die Hände gegeben hatten? Also telegraphiert und den Mann herbeigerufen an die Stätte seiner Pflicht!

      Und da dieser Mann seine Pflichten ernst nahm, erschien er auch umgehend sehr zur Erleichterung seiner Schwiegereltern. Sie legten es ihm nahe, daß die Frau nun einmal zu ihrem Manne gehöre, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als mit ihr die Heimreise anzutreten, wogegen sie sich gar nicht sträubte.

      Und nun hatte man wieder eine Kranke im Hause – und was für eine! Da man sie nicht aufregen wollte, mußte man sich ihren unbeherrschten Launen fügen. Hauptsächlich der Gatte. Die anderen ließen es bei einem täglichen Pflichtbesuch bewenden, der jedoch jedesmal eine Nervenprobe für sie wurde. Aber sie muckten nie auf, weil Ilona ihnen leid tat. Denn mit neunundzwanzig Jahren sich nur mühsam vorwärtsbewegen können – vielleicht gar bis zum Lebensende – das war schon etwas, das tiefe Tragik in sich barg.

      Es verging kaum ein Tag, an dem Ilonas Eltern nicht an ihren Schwiegersohn schrieben, ihn beschworen, Kapazitäten mit der Behandlung der »heißgeliebten Tochter« zu betrauen. Dazu schickten sie Geld, viel Geld – doch sie selbst ließen sich nicht im Hadebrecht-Haus blicken.

      »Schofles Pack!« schimpfte Philipp, während sich beim Anblick des Sohnes sein Herz schmerzlich zusammenzog. Müde und blaß sah Eike aus, wie um Jahre gealtert. Der hatte schon sein Päckchen zu tragen, der arme Kerl! Das Schlimmste war, daß man es ihm nicht erleichtern konnte.

      Von alledem ahnten Frau Ottilie und Silje nichts. Sie lebten in dem Badeort wie in einem Paradies dahin. Fragten nicht nach heute oder morgen. Ließen sich treiben wie Menschen, denen jede Sorge fernlag. Wie Kletten hingen sie aneinander, die alternde Frau und das bezaubernde junge Menschenkind, dem so mancher Männerblick aufleuchtend folgte.

      Doch das bemerkte Silje Berledes nicht. Sie widmete sich ganz ihrer Schutzbefohlenen, die mit jedem Tag wohler und vergnügter wurde. Und als der sie betreuende Arzt verkündete, daß sie nun wieder ganz auf der Höhe wäre, sah sie ihn ungläubig an.

      »Wirklich, Herr Doktor, fehlt mir bestimmt nichts mehr?« forschte sie mißtrauisch, und er lachte.

      »Wirklich, gnädige Frau. Sie haben sich in den fünf Wochen hier ganz prächtig erholt und könnten, wenn Sie wollten, Bäume aus der Erde reißen. Aber lassen Sie das gnädige Fräulein nicht mehr von Ihrer Seite, das in seiner herzbezwingenden Fröhlichkeit wie ein Jungquell auf sie wirkt.«

      Nun, das hatte Frau Ottilie auch gar nicht vor. So trafen sie selbander im Hadebrecht-Haus ein, wo sie erst jetzt von dem Unfall Ilonas erfuhren. Man hatte ihn absichtlich verschwiegen, um die Erholung der Genesenden nicht zu beeinträchtigen.

      »Schade …«, meinte Ottilie bedauernd. »Ich habe mir das Nachhausekommen glückhafter vorgestellt. Ist es denn wirklich so arg mit Ilona?«

      »Sieh sie dir an, Mutter«, entgegnete Eike bedrückt, was sie denn auch tat.

      Ihr Herz zog sich beim Anblick der Verletzten zusammen, aber nicht Ilonas wegen allein, sondern auch um des Sohnes willen, der nun vielleicht sein Leben lang an eine leidende Frau gebunden war. Denn daß er diese nicht aufgeben würde, wußte die Mutter genau. Das vertrug sich nicht mit seinen unerschütterlichen Ehrbegriffen.

      *

      Mit Frau Ottilie war eine Wandlung vorgegangen, die ihre Angehörigen zuerst kaum fassen konnten. Zwar war sie auch jetzt noch nicht lebhaft, aber doch nicht mehr so still und gottergeben wie früher.

      »Muttchen, wie du jetzt bist, könntest du mir wieder so gut gefallen wie einst im Mai«, gestand der Gatte schmunzelnd, als man an einem Abend beisammensaß. »Ordentlich jung bist du geworden.«

      »Jetzt bin ich auch wieder gesund«, entgegnete sie froh. »Der Arzt meint, die Krankheit hätte schon lange in mir gesteckt. Es ist ein Segen für mich, daß sie endlich ausbrach und mit dem hohen Fieber der Körper alles Krankhafte ausstieß. Die Kur hat noch ein übriges getan – na, und dann wollen wir meinen ›Jungquell‹ nicht vergessen!« nickte sie Silje herzlich zu, die auf ihre Bitte jetzt auch außer den Mahlzeiten im Familienkreis weilte.

      Ottilie war sogar mit Philchen in Streit geraten, als diese dagegen protestierte, daß nun die Schwägerin »ihre« Silje jetzt so ausgiebig mit Beschlag belegte.

      Darüber amüsierten sich die beiden Herren. Thea war erbittert, daß jetzt auch die Mama so ein Aufhebens von dem »fremden Mädchen« machte, und Ilona hielt sich nervös die Ohren zu.

      »Laßt doch den Streit um dieses dumme Ding!« verlangte sie ungehalten. »Nehmt gefälligst Rücksicht auf mich, ihr wißt doch, daß ich mich nicht aufregen darf!«

      Man unterließ die Frage, warum sie sich eigentlich aufrege, eben weil man Rücksicht auf sie nahm. Viel zu sehr sogar. Und als Ilona erst merkte, wie geduldig man ihr gegenüber war, kam sie sich als Hauptperson vor und maßte sich auch die Rechte einer solchen an. Verlangte, daß sich in diesem Haus alles um sie drehte. Sofern ihr etwas nicht paßte, verfiel sie in Weinkrämpfe, bei denen man leider niemals feststellen konnte, ob sie echt waren oder nicht.

      Man atmete jedesmal befreit auf, wenn Eike sie nach oben trug und sie dort der Pflegerin übergab, die sehr gut mit ihrem Pflegling fertig wurde, weil an ihrer unerschütterlichen Ruhe jede Hysterie wirkungslos abprallte.

      Die geplagten Menschen fragten sich immer wieder, wie das einmal enden sollte. Lange, das wußten sie, würden sie diese Tyrannei der Kranken nicht mehr aushalten.

      Hauptsächlich Eike nicht, der immer müder und blasser wurde. Er hatte ja auch am ärgsten unter der Herrschsucht und Niedertracht seiner Frau zu leiden. Den Rat des Arztes zu befolgen und sie in eine Klinik zu geben, wagte er nicht. Vielleicht war sie doch kränker, als man annahm, und es könnte ihren Tod bedeuten, wenn sie trotz ihres heftigen Sträubens aus dem Hause gebracht würde; und dann müßte er sich sein Leben lang mit Vorwürfen

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