Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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sah bekümmert vor sich hin, und Ilona fand es höchst interessant, was ihrer Schwägerin Kummer bereitete. Endlich war in diesem »Eulennest« mal etwas los!

      »Wäre mein geworden«, schwelgte Thea weiter in Tragik, »wenn diese Circe ihn nicht betört hätte!«

      »Schaf…«, bemerkte Philchen trocken, während die langen Nadeln in ihren flinken Fingern lustig klirrten. »Wenn du dich schon in so hochtrabenden Bezeichnungen ergehst, dann wende sie wenigstens richtig an. Ich jedenfalls stelle mir eine Circe anders vor als so ein neunzehnjähriges, frischfröhliches Menschenkind, wie Silje Berledes es ist. Und nun sag endlich, was du dieser Circe vorzuwerfen hast.«

      »Ich sah sie mit meinem Herbert auf der Eisbahn. Sie tanzten gerade einen Walzer zusammen. Ach, mir ist bei dem Anblick fast das Herz gebrochen!«

      »Ist nur gut, daß du ›fast‹ sagst«, blieb Philchen ungerührt. »Aber hab nur Geduld, es wird bald ›ganz‹ brechen, wenn ein Ereignis eintritt, das mir so schwant.«

      »Mir auch«, brummte der Vater, dem der Jammer seiner Tochter gar nicht zu Herzen ging, weil es eben kein Jammer war, sondern die Einbildung eines überspannten Gemüts. Denn Liebe konnte es doch unmöglich sein, in die Thea sich zu Tarknitt verrannt hatte. Zu diesem Geschäftsmann, der mit beiden Beinen auf der Erde stand und nicht in höheren Regionen schwebte, wie die junge Frau selbst es tat und wie es auch ihr männliches Ideal war.

      Daran dachten jetzt die Menschen, die hier zusammensaßen – außer Ilona. Die kannte das Geheimnis nämlich nicht, und das war gut. Sonst wäre es bestimmt nicht lange ein Geheimnis geblieben.

      »Waren noch mehr Bekannte auf der Eisbahn?« erkundigte sie sich jetzt neugierig bei der Schwägerin, und diese antwortete mürrisch: »Ich sah nur noch Fräulein Balduin und den jungen Seifling, die auch zusammen tanzten. Dieses Paar lachte dabei harmlos, doch das andere sah sich selbstvergessen in die Augen…«

      »Mitten in dem Trubel!« warf Philchen trocken ein. »Mein liebes Kind, wenn sich ein junges Paar selbstvergessen in die Augen sehen will, dann sucht es sich ein stilles Plätzchen dafür aus und nicht die Eisbahn, wo es von Schlittschuhläufern nur so wimmelt.

      Das erstens. Und zweitens hätte Silje sich zu diesem süßseligen Stelldichein heimlich weggeschlichen und nicht ohne jede Spur von Verlegenheit gesagt, daß sie sich mit Fräulein Balduin zum Schlittschuhlauf verabredet hätte. Und mit spitzbübischem Lächeln setzte sie noch hinzu, daß sich da auch bestimmt Herr Tarknitt einfinden würde.«

      »Eben, weil sie sich mit ihm verabredet hat! Oh, ich Arme!«

      Da spang Philchen auf.

      »Ich entfleuche! Auf Wiedersehen beim Abendessen!«

      Dazu erschien sie dann auch mit Silje, die wie stets, wenn sie in diesen Kreis trat, von einer Zurückhaltung war, die man fast mit Unnahbarkeit bezeichnen konnte. Selbst Philchen und ihrem Bruder gegenüber ging sie nicht aus sich heraus. Sprach sie nie an, sondern gab artig Antwort, wenn diese sie etwas fragten. Das tat von den anderen nur noch Ilona und zwar nur dann, wenn es mit irgendeiner Bosheit verbunden war, die Silje aber einfach ignorierte.

      Daher war sie erstaunt, als Thea in hochfahrendem Ton fragte: »Wie kommen Sie denn dazu, Fräulein, sich an Herrn Tarknitt heranzumachen?«

      Zuerst sah Silje sie verdutzt an, doch dann umzuckte ein spöttisches Lächeln ihren Mund. Es war ein mitleidiger Blick, der die Fragerin streifte, die sich unter diesem immer mehr erregte. Doch ehe sie das junge Mädchen weiter angreifen oder der Vater seine aggressive Tochter zurechtweisen konnte, sprach Philchen schon pomadig: »Theachen, schaff dir den ›Knigge‹ an und lies lieber den als die Ergüsse überspannter Poeten. Darin steht nämlich alles, was dir an gutem Benehmen fehlt. Im übrigen möchte ich dir kund und zu wissen tun, daß Herr Tarknitt sich mit Fräulein Balduin verlobt hat, und zwar heute auf der Eishahn. Und was sagst du nun?«

      Thea sagte nichts, weil diese – ungeheuerliche Nachricht ihr den Mund verschloß. Nicht mal die beliebte Klage: Oh, ich Arme! – brachte sie heraus, sondern stand »leidverstummt« auf und wankte aus dem Zimmer.

      Das wirkte alles so theatralisch, daß sie nicht einmal der Mutter richtig leid tun konnte.

      »Sag mal, Mutterchen, wo haben wir bloß diese Tochter her?« sagte Philipp kopfschüttelnd. »Wir beide sind doch ganz vernünftige Leute und unser Jüngster auch. Selbst Thomas war nicht so exaltiert, obwohl ihm das als Künstler eher noch zugekommen wäre.«

      »Ja, ich weiß auch nicht«, seufzte die Gattin. »Mir ist Theas Art schon immer etwas fremd gewesen Hoffentlich nehmen wir ihren Kummer nicht zu leicht.«

      »Da mach dir keine Sorge«, tat Philchen ungerührt ab. »Die leidet mit Genuß!«

      »Aber Philchen…!«

      »Doch, Ottichen, glaube es mir. Die ist ganz glücklich dabei. Die kann auf Kommando lieben und leiden. Sollst einmal sehen, wenn ein anderer ›Herzensschwarm‹ für sie auftaucht, dann ist das alte Leid vergessen und die neue Liebe da.«

      »Gott geb’s…«, wünschte die Mutter bedrückt. »Auch, daß sich wieder ein Mann für sie findet. Dann hätte sie wenigstens Pflichten. Denn: Etwas fürchten, hoffen und sorgen muß der Mensch für den kommenden Morgen – und das fehlt Thea eben.«

      »Nanu, Frauchen, du kannst ja poetisch sein!« schmunzelte der Gatte. »Ob unsere Tochter das nicht doch von dir hat?«

      »Ach, Philipp, mir ist gar nicht zum Scherzen zumute. Was mag Thea oben treiben?«

      »Sie liest Gedichte von der Liebe Leid«, brachte Philchen so trocken heraus, daß die anderen herzlich lachen mußten. Auch Frau Ottilie.

      Und das war es, was Philchen bezweckt hatte.

      *

      Und es war tatsächlich so. Thea suchte Trost in der Poesie. Sie schwelgte darin und hatte somit gar keine Zeit, in »Leid zu versinken«. Sie war wohl noch etwas wehleidiger als sonst, klagte noch ein wenig mehr, benahm sich jedoch im großen und ganzen ziemlich vernünftig.

      Außerdem geschah etwas, das der Familie Hadebrecht wirklich Anlaß zur Besorgnis gab. Die Hausherrin erkrankte, was man zuerst nicht weiter tragisch nahm, weil man es für eine Erkältung hielt. Doch als das Fieber nicht weichen wollte und die Kranke zusehends verfiel, begann man sich ernstlich um sie zu sorgen.

      Man berief hintereinander zwei Ärzte, die nach einer gründlichen Untersuchung die Überzeugung äußerten, die Kranke habe kein organisches Leiden, das Herz sei sogar ganz gut intakt. Also müßte es mit den Nerven zusammenhängen, und ein entsprechender Kuraufenthalt wäre nur zu empfehlen.

      Doch davon wollte die Kranke nichts wissen. Sie sträubte sich dagegen mit einem Eigensinn, der an der sonst so sanften, nachgiebigen Frau fremd war. Sie wollte nichts weiter als im Bett liegen, die nötige Betreuung und Unterhaltung haben – und ausgerechnet durch Silje Berledes, die erst zu der Kranken kam, als diese ihr Erscheinen ausdrücklich wünschte.

      Keinen von ihren Angehörigen mochte Frau Ottilie so gern um sich haben wie dieses junge Menschenkind, von dem sie auch die bitterste Medizin willig nahm. Silje verstand es aber auch ganz besonders gut, mit der Kranken umzugehen – und niemand wußte so lieb von Thomas zu plaudern wie dessen Stieftochter.

      Nicht genug konnte die Mutter über das Leben ihres so schmerzlich betrauerten Ältesten hören, jede kleinste Begebenheit war ihr wichtig.

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