Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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pflegt in solchen Augenblicken zu sagen: Gott und seine Engelein sind uns nah. Solche Augenblicke gibt es nicht oft im Menschenleben, aber sie gehen den Menschenkindern nach. Bleiben ihnen als traute, liebwerte Erinnerung. –

      Kein Applaus setzte ein, als das süßselige Spiel verklang, Und doch schienen tausend Stimmen zu raunen von einem kommenden Glück, an dem alle Bewohner des Hadebrecht-Hauses teilhaben durften.

      Man wagte jetzt kaum, laut zu sprechen, um es ja nicht zu verscheuchen, dieses doch so äußerst empfindsame Glück, das mißtrauisch und zaghaft nähertrat. Für die drei älteren Menschen steckte es mit behutsamen Fingern das helle Licht der Freude an – für die beiden jungen jedoch das strahlende der Glückseligkeit.

      *

      Am Silvestermorgen geschah dasselbe wie vor einem Jahr. Philchen weckte das Geburtstagskind eine Stunde früher als gewöhnlich. Sah schmunzelnd mit an, wie die verschlafenen Augen blinzelten, wie der Mund sich zu einem herzhaften Gähnen öffnete, wie der jugendschöne Mädchenkörper sich dehnte und streckte.

      »Das alles habe ich schon einmal erlebt«, meinte Philchen trocken. »Nur, daß du damals ein Jahr jünger warst, du kleine Schlafmütze.«

      »Hach, Geburtstag hab ich heute!« machte Silje einen Freudensprung aus dem Bett. »Sag, Philelinchen, was wird er mir bringen?«

      »Wahrscheinlich niedliche Fixfaxereien.«

      »Und weiter?«

      »Mädchen, ich bin keine Hellseherin.«

      »Aber ein Scheusal – und zwar ein sehr geliebtes!« lachte das frischfröhliche Menschenkind die Tonleiter auf und nieder. Dann verschwand es im Badezimmer, rückte bald darauf blankgeputzt in Philchens Wohngemach an – und machte ein enttäuschtes Gesicht.

      »Philinchen, es sieht ja hier aus wie immer!«

      »Na, was denn sonst, du kleines Schaf? Meinst du etwa, daß du immer noch mein alleiniges Eigentum bist wie vor einem Jahr? Man macht mir dieses Besitzerrecht schon längst streitig. Komm nach unten, da findest du heute deinen Geburtstags­tisch.«

      Und er war reich, wie Silje bald darauf feststellen konnte. Für die entzückenden »Fixfaxereien« zeichneten Ottilie und Philine, doch für das Sparkassenbuch mußte der Vormund geradestehen.

      Die darin vermerkte Summe war so hoch, daß Silje sie zuerst nur erschrocken anstarrte – und dann jedoch äußerst vehement zu protestieren versuchte.

      »Onkel Philipp, das geht doch nicht…«

      »Warum nicht? Ich werde meinem Mündel doch wohl noch ein Geburtstagsgeschenk machen können!«

      »Dann streich bitte zwei Nullen.«

      »Fällt mir gar nicht ein. Noch etwas?«

      »Nein, ich füge mich schon«, lachte Silje.

      Und dann blieb ihr Blick an einem Strauß haften, der gleich einem flammenden Liebesgruß alles andere überstrahlte. Rote Rosen waren es, zwanzig an der Zahl, die in einer kostbaren Vase prunkten. Und ebenso leuchtend rot waren die Wangen des Geburtstagskindes, das den Blick nicht zu heben wagte. Es bot einen holden Anblick, der den Menschen, die es umstanden, das Herz aufgehen ließ, ganz groß und weit.

      Und was kam da angetrippelt? – Ute Hadebrecht, in der ganzen Allerliebstheit ihrer drei Jahre. Das mollige Körperchen steckte in einem niedlichen Strickkleid, die dicken Patschen hielten mehr liebevoll als vorsichtig einen Strauß Christrosen, der nun dem Geburtstagskind strahlend gereicht wurde.

      »Da, nimm, Tante Sil!« plauderte das rote Mündchen, das sich immer noch nicht zu schwierigen Worten formen wollte und es daher nonchalant bei Abkürzungen ließ. »Da nimm – mit Gottes Segen.«

      »Aber Ute, das kommt doch erst in dem Gedicht vor, das du der lieben Tante aufsagen sollst!« bemerkte der Vater lachend, doch das Töchterlein winkte mit der Geste einer Dame von Welt ab: »Laß nur, Papi, geht so besser.«

      »Und kommt auf eins heraus«, lachte der Opapa in seinem dröhnenden Baß. »Du hast den Sinn erfaßt, Marjellchen! Aber was umspannt denn da dein molliges Ärmchen? Das sieht ja ganz nach einer goldenen Fessel aus.«

      »Das schenke ich Tante Sil« erklärte das Mägdlein strahlend. »Das da unten, das ist meins.«

      Damit tippte das rosige Fingerchen auf ein silbernes Kettchen am Handgelenk, doch darüber gleißte es von Gold und Edelsteinen. Als das tapsige Händchen dieses Kleinod abstreifen wollte, verfing es sich in dem silbernen Kettchen, und die Kleine lachte.

      »Streif über, Tante Sil, dann sind wir beide zusammengebunden. Dann kannst du nis mehr weg, wie Anka sagt und ihre Mami. Auch nis mal bis Amerika.«

      Man konnte sich ungefähr denken, was das Kind da aufgeschnappt hatte und nun in seiner Unschuld wiedergab.

      Doch bevor noch ein Peinlichkeitsgefühl aufkommen konnte, griff schon eine nervige Männerhand zu, löste geschickt das Armband von dem silbernen Kettchen und streifte es rasch auf einen weichen, warmen Mädchenarm.

      »Is aber von mir!« bemerkte das Mägdlein stolz.

      Bevor es noch mehr ausplaudern konnte, warf Philchen eine trockene Bemerkung dazwischen, die sie alle herzlich lachen machte.

      »Leider müssen wir zwei Mannsleut noch eine dringende Geschäftsreise machen«, erklärte der Hausherr, als man am Frühstückstisch saß. »Wir täten’s wahrhaftig nicht, wenn nicht so viel davon abhinge. Aber am Abend sind wir bestimmt zurück, und wenn es da gleich Eisklumpen hageln sollte.«

      Nachdem man gefrühstückt hatte, sagte der Senior schmunzelnd: »Nun komm, mein Sohn. Begeben wir uns hinaus zur Mutter Natur, die alles so herrlich vereist hat. Wagen wir uns hinaus in die klirrende Kälte. Warum lacht ihr? Ich bin ja schließlich nicht umsonst der Vater meiner poetischen Tochter Thea.«

      Und tatsächlich sagte diese, als sie gegen zehn Uhr mit dem Gatten im Elternhaus eintraf: »Daß wir uns in die klirrende Kälte hinausgewagt haben, sei euch ein Beweis, wie sehr wir an euch Lieben hängen. Viel lieber hätten wir den Eintritt des neuen Jahres im trauten Heim verlebt, von dem wir so viel Köstliches erwarten. Nicht wahr, Herzschätzelein?«

      Der so zärtlich Benamste schwieg. Denn er war ein Philosoph – und zwar ein lächelnder. Immer nur lächeln, sagte er sich, das ist für mich bequem und tut anderen nicht weh. Seine Welt waren die Bücher, aus denen er Weisheit und Frieden schürfte. Alles andere lag in den Händen der Gattin, die für sein leibliches Wohl vorbildlich sorgte.

      Und wenn sie überschwenglich wurde – nun, das nahm er mit lächelnder Nachsicht hin.

      Von seiner Stieftochter Anka merkte er kaum etwas, da sich diese fast ausschließlich im Hadebrecht-Haus aufhielt. Aber was sollte werden, wenn nach sechs Monaten ein kleiner Schreihals die jetzt so friedliche Wohnung durchbrüllte? Das mußte man erst einmal abwarten.

      Jetzt jedenfalls verhielt der Mann sich still, als die Gattin von dem kommenden kleinen Wesen schwärmte. Es würde bestimmt so sein, wie sie es sich wünschte. Das war die Zuversicht, die alle werdenden Mütter gemeinsam haben.

      »Na, laß man, es wird schon werden«, brummte Philipp, dem die Überschwenglichkeit Theas allmählich auf die Nerven ging. Er wünschte seiner einzigen

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