Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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das längst fällig war wie eine überreife Frucht? Worauf wartete der schwerfällige Junge denn noch? Etwa bis das Trauerjahr um Ilona vorüber war? Darauf brauchte er bestimmt keine Rücksicht zu nehmen.

      Gewiß, sie hatte ihm einmal ein karges Glück gegeben, das jedoch schon endete, bevor es richtig begann. Was hinterher kam, war für den Mann ein mühsames Einlösen eines gegebenen Wortes.

      Der Tod war barmherzig genug gewesen, ein Band zu lösen, das schon längst vermorscht war. Das Grab lag fern von hier. Wurde betreut von den Eltern, die damit an ihrem toten Kind gutmachen wollten, was sie dem lebenden stets schuldig geblieben waren.

      Und das lebendige Vermächtnis der so wortreich Betrauerten? Nun, das lag jetzt wohlverwahrt in seinem Bettchen, neben dem noch ein zweites stand, in dem Anka friedlich schlummerte. Sie fühlte sich geborgener darin als in dem großen weißen Bett, das in ihrem neuen Elternhaus stand. Es war alles so kahl und leer in dem Stübchen, so gar nicht lieb und traut wie in dem, das der kleinen Base gehörte. Wenn diese auch noch ein kleines Dummchen war, mit dem ein Schulmädchen nicht ernsthaft reden konnte, aber sie war dennoch lieb – und das Bettchen, das neben dem ihren stand, weich und warm.

      Voll Behagen kuschelte Anka sich in die Daunen. Mochte die Mami doch reden von Brüderlein und Schwesterlein – ihres war und blieb Ute, das süße Dummchen.

      Mit dem zärtlichen Gedanken schlief Anka ein. Was unten vor sich ging, kümmerte sie nicht. Sie war ein Kind – und Kind sein, heißt froh sein. Das hatte Tante Silje einmal in einem der Märchen, die sie so lieb erzählen konnte, gesagt.

      Seitdem war die Tante Silje für die neunmalkluge Anka ein Begriff – viel mehr noch als die Mami und der Papi, der ihr sowieso noch immer etwas fremd war. Ihre kleine Welt war und blieb das Hadebrecht-Haus, in dem sie auch heute aus dem alten Jahr ins neue sorglos hinüberschlummerte.

      *

      Indes saß man unten geruhsam beisammen, diesmal ohne die Gäste vom vorigen Jahr. Man hatte da ja eine gute Ausrede wegen Ilonas Tod.

      Die junge Frau Bärbel hätte ja sowieso nicht kommen können, weil gerade heute der Storch ein kleines Mädchen in die bereitgehaltene Wiege plumpsen ließ, was den Gatten und auch die Eltern Bärbels beglückte. Da stand ihnen nun wahrlich nicht der Sinn danach, im fremden Hause das neue Jahr zu erleben.

      Und die Seiflings? Nun, die mußten zu ihrem Mannerchen reisen, das sich augenblicklich auf der Hochzeitsreise befand. Ob das junge Paar sehr entzückt von dem Besuch der Eltern war, ließ sich allerdings nicht ergründen.

      Und der Weltmann Bergau? Nun, der befand sich seit einiger Zeit wieder einmal im Bannkreis einer »Mondänen«.

      Somit waren sie alle gut untergebracht die vor einem Jahr im Hadebrecht-Haus als Gäste Silvester feierten. Ohne sie war es auch sehr schön – wenn nur nicht Thea gewesen wäre, die in ihrer überschwenglichen Schwärmerei über das »Kommende« und »Beglückende« langsam zur Nervenfolter wurde. Bis der Vater schließlich eine Bemerkung machte, die seiner schwärmerischen Tochter gewissermaßen in die falsche Kehle geriet. Da zog sie sich tiefgekränkt zurück, setzte sich an den Flügel und spielte – Wiegenlieder.

      Na schön, da war sie wenigstens gut untergebracht. Man hörte einfach nicht zu, sondern unterhielt sich angeregt, bis es draußen auf dem Fabrikgelände zu knallen begann. Da zog man sich die Mäntel an; trat auf den Balkon und ergötzte sich an dem sprühenden Schauspiel, das man schon so oft gesehen hatte und das doch immer wieder neu war.

      Silje hielt sich hinter den anderen, weil sie die Tränen nicht sehen lassen wollte, die ihr trotz aller Beherrschung über die Wangen liefen. Sie mußte an ihre Mutti denken, an ihren Paps auch – und dann gab es da noch etwas, das ihr Herz so bitter weh tun ließ. Es tat allerdings schon lange weh, aber heute doch ganz besonders.

      Erschrocken fuhr Silje zusammen, als zwei Hände rücklings ihre Oberarme umspannten. Sie wußte wohl, wem diese Hände gehörten, deren Wärme sie durch den Pelz zu spüren glaubte.

      Ihr Herz tat tiefe, bange Schläge, als müßte es gesprengt werden von dem allmächtigen Gefühl, von dem es ausgefüllt war bis zum Rande. Langsam legte sie den Kopf zurück, bis er an seiner Schulter Halt fand.

      Und dann fühlte sie zwei zuckende Lippen, die ihr unendlich zart die Tränen von den Wangen küßten. Es waren Augenblicke für die beiden Menschen, wie das Schicksal sie nur seine Lieblingskinder erleben läßt.

      Die anderen hatten schon bemerkt, daß sich hinter ihrem Rücken zwei Herzen in tiefster, verschwiegener Glückseligkeit fanden. Sie sprachen lebhaft, lachten und scherzten – nur Thea nicht, obwohl man gerade von ihrem poetischen Gemüt die größte Zartheit erwarten durfte. Sie drehte sich neugierig um, doch bevor sie noch ihrem Erstaunen Ausdruck geben konnte, hatte Reinhold sie schon zu sich herangezogen.

      »Still – kein Wort jetzt!« sagte er leise, aber scharf – und da blieb ihr vor Überraschung der Mund offen. Und das war gut. Da ließ sie wenigstens das junge Paar in Ruhe, das hinter ihnen wie selbstvergessen verharrte. Und gerade als von den Türmen die Glocken läuteten, fanden sich die Lippen der beiden Menschen, in deren Herzen sich die hellen Glocken des Glücks mit den dunklen auf den Türmen jubelnd vermischten.

      Hinter ihnen im Zimmer ließ der Diener die Sektpfropfen knallen – und schon brandete es von unten auf, das vielstimmige: Prosit Neujahr!!!

      »Also, denn man ’rein mit euch ins neue Jahr, geliebtes Brautpaar!« polterte Philipp, um seine Rührung zu verbergen.

      Hell klangen die Gläser zusammen, man wünschte sich gegenseitig viel Glück, lachte und jubelte durcheinander und war dann so schachmatt vor Freude, daß man sich erst einmal setzte und die lechzende Kehle mit dem prickelnden Naß ergiebig labte.

      Ach, wie war man doch froh, so recht von Herzen glücklich und zufrieden!

      Nur Thea weinte.

      »Ja, was ist denn mit dir los?« fragte der Vater verwundert. »Hat dich die Verlobung etwa so sehr erschüttert?«

      »Ach, das doch nicht«, tat sie wegwerfend ab. »Darum wird schon gerade genug Trara gemacht, während man von meiner Verlobung kaum Notiz nahm. Ich weine, weil mir eine bittere Kränkung widerfuhr. Oh, ich Arme! Mein Glück, mein Leben, mein Reinhold hat mich – angeschnauzt!«

      »Na, nu schlägt’s dreizehn!« lachte der Senior in seinem dröhnenden Baß. »Das kannst du auch, Reinimutziputzischätzle? Mann, du beginnst mir direkt zu imponieren!«

      »Na, so arg ist es auch wieder nicht«, winkte der Geneckte stillvergnügt ab.

      »Ich mußte leider kurzangebunden werden, weil zu einer längeren Erklärung keine Zeit blieb. Thea wollte nämlich die beiden Menschen, die sich eben in stiller Glücksversunkenheit gefunden hatten, mit Ausrufen der Verwunderung stören. Also, Thea Kind, es war nicht bös gemeint. Sei wieder gut!«

      »Ja, wenn du meinst, Herzensschätzelein…«

      »Na also!« schmunzelte der Senior. »Somit wäre ja alles in schönster Ordnung. Und nun zu euch, mein liebes Paar. Sei froh, mein Sohn, daß du dein ›Mutziputzischätzchen‹ im Arm halten darfst – und nicht der draufgängerische Bob! Hast wahrlich nichts dazu getan, um ihm die ›zauberhafteBeute‹abzujagen.«

      »Hätte ich das gewußt, so hätte die ›Beute‹ an Köstlichkeit für mich verloren«, kam die Antwort. »Es war mir ja so sicher, mein Herzliebchen – und wenn da noch zehn solcher Bobbies

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