Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert Haensel

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Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania - Hubert Haensel Perry Rhodan Neo Paket

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stellte sich ahnungslos. »Wie kommst du auf diese Idee?« Gleichzeitig überlegte er, wie er Iga überwältigen könnte. Doch die Truckerin während der Fahrt anzugreifen, erschien ihm wie eine selten dumme Idee. Die Tachonadel zeigte inzwischen fast 90 Meilen pro Stunde. Der Truck donnerte über den Asphalt.

      Iga wandte den Blick von der Straße, schaute ihrem Beifahrer genau in die Augen. »Nur zu deiner Beruhigung: Ich habe den Autopiloten eingeschaltet, er wird die Spur halten.«

      »Deine Waffe ist leider weniger beruhigend. Also, noch einmal, Iga, wie kommst du darauf, dass ich etwas zu verbergen habe?«

      »Ganz einfach.« Die Mündung ruckte näher. Aus wenigen Zentimetern Entfernung schien sie ihr Opfer höhnisch anzustarren. »Du willst, dass ich dich zur nächsten Tankstelle mitnehme? Solche Leute tragen normalerweise einen leeren Kanister mit sich herum, keinen vollen. Also, Allan, du solltest dich aussprechen.« Igas Finger spannten sich um den Abzugshahn.

      Splitter der Entwicklung (3)

      Bekanntmachung für alle Studierenden des Studiengangs Soziale Kompetenz und Virales Network-Marketing vom 25. Juni 2036, abgeschickt, während Allan Mercant gerade in die Mündung der Waffe der Truckerin Iga Tulodziecki blickte:

      Die Veranstaltungen von Professor Dr. Dr. Hermann Langke fallen bis auf Weiteres aus. Wir werden Sie informieren, wenn Prof. Langke den Lehrbetrieb wieder aufnimmt.

      4.

      27. Juni 2036,

      zwölf Stunden nach der Landung

      der STARDUST in der Wüste Gobi

      Die Militärmaschine setzte auf dem Flughafen von Hohhot zur Landung an. Sie fiel rau und holprig aus. General Bai Jun bemerkte es nur beiläufig, war schon mit hundert schlechteren Flugzeugen auf tausend erbärmlicheren Pisten gelandet.

      Noch ehe die Maschine zur Ruhe kam, löste er den Gurt, erhob sich und eilte mit festen, sicheren Schritten durch den kleinen Mittelgang. Sein Adjutant He Jian-Dong folgte ihm; auf ihn konnte er sich verlassen. He bildete eine der wenigen Konstanten in seinem Leben, die für Stabilität sorgten.

      Die beiden Chinesen verließen das Flugzeug über eine billige Rampe, kaum dass es stand. Zurück blieben acht weitere Leute; ebenfalls hochrangige Angehörige des Militärs, die vom Staat in diesem Sonderflug transportiert worden waren. Bai Jun hatte sie kaum eines Blickes gewürdigt. Sie interessierten ihn nicht.

      Nichts interessierte ihn noch, außer seinem aktuellen Auftrag. Er fühlte, dass dies die Kür seines Lebens werden würde. Die Krone. Der Höhepunkt. Sein Beitrag zur Geschichte, gegen die die Invasion Taiwans nur einen Fliegenschiss auf dem Helm eines einfachen Soldaten darstellte.

      Hitze schlug ihm entgegen, als er ins Freie trat. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel und brachte den Asphalt des Landefelds förmlich zum Kochen. Die Luft waberte. Kein Vergleich zum angenehm temperierten Spielkasino in Macau, wie sein neuer Auftrag sich nicht mit dem alten vergleichen ließ.

      Der General trug seine Uniform, für diese Hitze völlig ungeeignet. Er schwitzte sofort am ganzen Leib. Seine einzige Reaktion darauf bestand in einem Zurechtrücken seiner Mütze. An ihrem Rand bildeten sich Schweißtropfen im stoppelkurzen Haar. Seine Mimik blieb unbewegt.

      Auf einem nahen Landefeld ging eine weitere Maschine nieder. Hohhot – mit dieser Stadt verband er keine angenehmen Erinnerungen. Als junger Mann, am Beginn seiner kurzen Laufbahn im Geheimdienst, ehe er zum Militär gewechselt war, hatte er dort einen Gegner des chinesischen Staates gestellt. Ihn zu töten war ein Leichtes gewesen und hatte ihm keinerlei Probleme bereitet, weder während er das Messer durch die Kehle seines Feindes zog noch jemals danach.

      Doch die Umstände hatten ihm lange Jahre Albträume beschert. Da war diese Frau bei dem Opfer gewesen, ein junges Ding, eigentlich noch ein Mädchen. Eine jener gescheiterten Existenzen, die sich als Hure verdingten, sobald sie die Geschlechtsreife erlangten. Und oft genug auch früher. Sie hatte alles mit angesehen. Bai Jun war keine andere Wahl geblieben, als sie ebenfalls zu exekutieren. Das Leben hätte ohnehin nichts für sie bereitgehalten außer Erniedrigung, Schmerz und der Gier fremder Männer – aber im Moment ihres Todes hatte sie ihn aus großen Augen angesehen, den Mund geöffnet und ein Wort gehaucht. Keine Bitte um Gnade, kein Laut der Qual, sondern nur ein einziges, kleines Wort: Mama.

      Es gab Augenblicke, in denen es General Bai Jun noch immer hörte.

      »Wo ist der Hubschrauber?«, schrie er gegen den Lärm des in der Nähe ausrollenden Flugzeuges an.

      He Jian-Dong wusste Bescheid. Wie immer. »Folgen Sie mir!«, befahl er nur und eilte voran.

      Verdammtes Hohhot. Es stank, und der Landeplatz hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Aber diese Metropole verfügte nun einmal über den nächstgelegenen Flughafen zu dem Ort, an dem die STARDUST gelandet war. Der alte mongolische Name bedeutete »blaue Stadt«, aber die Übersetzung ins Chinesische ließ auch andere Farben zu; sie nannten sie die grüne Stadt.

      Womöglich wurde bald eine neue Bezeichnung nötig, dachte der General, falls sich von der STARDUST aus ein Kampf entwickelte. Wenn er, Bai Jun, die Katastrophe nicht im Keim ersticken konnte, floss in Kürze eine Menge Blut und Hohhot würde unweigerlich zur roten Stadt werden.

      Kurz darauf stieg er mit He Jian-Dong in einem Hubschrauber in die Höhe und raste über die Gebäude, der Wüstengrenze entgegen. Weit unten, aus den Häuserschluchten, glaubte Bai Jun den Ruf eines Mädchens nach seiner Mutter zu hören.

      Das monotone Knattern der Rotorblätter bildete das einzige Geräusch.

      Bai Jun starrte durch die Sichtscheibe des Hubschraubers in die Tiefe. Die kleinen Knöpfe von Kopfhörern steckten in seinem Ohr und suggerierten seinem Adjutanten, dass sich der General zur Steigerung seiner Konzentration wieder einmal dem Genuss von klassischem rituellem Mönchsgesang hingab. Doch Bai Jun hatte die Wiedergabe erst gar nicht gestartet.

      Die trostlose Weite der Wüste zog unter ihm vorüber, und der General überlegte sich die ersten Schritte am Landeort der STARDUST. Er plante sämtliche bekannten Fakten ein, die er während des Flugs nach Hohhot studiert hatte. Vieles war klar, und die Existenz eines energetischen Schutzschirms über der Weltraumkapsel zweifelte er nicht an. Andere sahen darin eine Gefahr; in seinen Augen verlieh diese außerirdische Technologie dem Ganzen einen besonderen Reiz.

      Die große Variable bildete der Astronaut, der die Verantwortung unter dieser Schutzschirmkuppel an sich gerissen hatte. History Maker, dachte Bai Jun. Nannten die Amerikaner nicht so die Menschen, die sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufhielten? In diesem Sinne war dieser Perry Rhodan zweifellos ein History Maker. Er, und nur er, war Bai Juns eigentlicher Gegner.

      Er hatte das Psychogramm des Astronauten studiert. Rhodan glaubte auf geradezu unerschütterliche und lächerliche Weise an das Gute im Menschen. Er hatte besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als er auf unkonventionellem Weg die Besatzung eines interplanetarischen Shuttles vor dem Absturz rettete. Die NASA nannte ihn seitdem einen Sofortumschalter.

      Dies waren die Eckpunkte von Rhodans Charakter: schnelles, konsequentes Handeln, gepaart mit ethischen und moralischen Überlegungen.

      Darin bestand die Stärke seines Feindes, und darin lag zugleich seine Schwäche, denn es schränkte Rhodan ein und begrenzte seine Möglichkeiten. Und von genau diesen Einschränkungen würde sich Bai Jun nicht behindern

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