Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth страница 7
VERWACHSENER
zur Dritten: Hörst es?
POLIZIST
zum Verwachsenen: Und Sie auch. Er pfeift nochmals.
DRITTE
Was ist denn geschehen?!
POLIZIST
Mord.
Polizisten darunter ein Kommissar eilen herbei. Polizist berichtet unhörbar dem Kommissar. Verwachsener horcht.
KOMMISSAR
zum Polizisten indem er die Dritte und den Verwachsenen fixiert: Also: das Schloß war beschädigt? Und ausgekannt muß er sich haben – Sie warten hier! Er begibt sich mit einem Polizisten um die Ecke in den Laden.
ZWEITE DIRNE
zum Polizisten: Herr, jetzt fällt mir ein: sah hier einen herumlungern –
POLIZIST
Richtig! Er sieht sich forschend um. Nicht mehr da.
Im Laden wird das Licht angezündet. Alle treten hin und spähen durch Ritzen hinein, murmeln; verstummen. Totenstille.
SIMON KOHN
kommt langsam von links; unterdrückt zum Polizisten: Sehen Sie nicht hin! Er sieht her. Dort drüben: unterm Haustor. Dort steht einer –
POLIZIST
schielt vorsichtig nach links: Aha. Er winkt unauffällig einem Polizisten und eilt mit ihm plötzlich nach links ab. Man hört »Halt!« rufen. Alle starren nach der Richtung. Man hört Laufen und Rufen; dann wie einer stolpert, zur Erde sinkt und festgehalten wird. – Das Licht im Laden erlischt.
DRITTER AKT
Das bürgerliche Wohnzimmer. Die Türe rechts ist geöffnet. Sturmnacht.
Ilse tritt durch die Haustüre ein und wendet sich auf der Schwelle Müller zu, der im erleuchteten Treppenhause steht.
ILSE
leise: Daß du mich bis herauf begleitest war doch unnötig. Geh nun bitte.
MÜLLER
leise: Wann sehen wir uns wieder?
ILSE
Ich dachte du wolltest mich nicht mehr sehen.
MÜLLER
Quatsch! Wenn du –
ILSE
Schrei doch nicht so! Sie lauscht in die Wohnung; der Wind wimmert; dumpf. Einmal geht man aus.
MÜLLER
Ilse. Vergib, wenn ich grob und ungeduldig war. Aber deine Ansichten –
ILSE
unterbricht ihn: Ich habe ja gar keine Ansichten.
MÜLLER
Du hast sogar vortreffliche, jedoch auch –
ILSE
unterbricht ihn wieder: Jetzt schweig endlich! Und geh, geh –
MÜLLER
Nein.
ILSE
Ich schließ die Türe. Müller stemmt sich dagegen. Ich schrei.
MÜLLER
ergreift ihr Handgelenk: Schrei.
ILSE
Herbert laß mich, au! Tust weh! Bitte, ich – Müller tritt ein; schließt die Türe, Finsternis; umarmt sie. Nein! Nicht – Stille.
Atemlos. Jetzt geh. Bitte.
MÜLLER
Nur zwei Minuten. Alles schläft. Niemand kommt.
ILSE
Das kann niemand wissen, du – Stille; unten schlägt der Wind eine Türe zu.
MÜLLER
Du. Heut Abend. Ich fühle so, wenn wir uns quälen: haben eine Seele –
ILSE
Nimm die Hand fort, nicht – oh! Die Hausglocke ertönt. Die zwei fahren auseinander. Schreit unterdrückt auf. Jesus Maria!
MÜLLER
Vielleicht ein Telegramm.
ILSE
Wir bekommen nie ein Telegramm. Still, geh – es ist wer im Zimmer!
In der Ecke links im Hintergrunde fällt ein Stuhl um; jemand röchelt; es läutet nochmals kräftiger. Müller öffnet rasch die Haustüre und prallt zurück. Draußen stehen der Kommissar und zwei Detektive. Paul tritt verschlafen in Hemd und Hose durch die linke Türe ein.
KOMMISSAR
zu Müller: Sie bleiben!
MÜLLER
Aber –
KOMMISSAR
drängt ihn zurück: Kein Aber! Licht! Paul dreht das Licht im Vorzimmer an. Die anderen erblicken ihn. Polizei. Wer ist Herr Paul Klamuschke?
PAUL
Ich.
MÜLLER
zu Paul: Hatte Fräulein Ilse nur nachhause begleitet.
KOMMISSAR
grinst; zu Müller: Sie heißen?
MÜLLER
Herbert Müller. Student.
PAUL
begreift nicht: Ja: aber was soll das?
KOMMISSAR
Wir suchen Ihren Bruder.
PAUL